Traumhaft verliebt - Roman
zum Narren gemacht hatte. Alles, was jetzt zählte, war Jazzy.
Und mithilfe dieser Erkenntnis gelang es Sarah, die Vergangenheit loszulassen und aus ihrer eigenen begrenzten Welt herauszutreten, die Augen zu öffnen für die wunderbaren Segnungen des gegenwärtigen Moments.
Kapitel sieben
N achdem ihr im Sweetheart Park die Augen geöffnet worden waren, ging eine Veränderung in Sarah vor. Sie fühlte sich ruhiger, mehr mit sich im Reinen, und sie regte sich nicht mal auf, als Raylene und Dotty Mae ihr mitteilten, dass sie jetzt zu einem Treffen des First Love Cookie Clubs aufbrechen würden.
»Wir versammeln uns immer ab Mitte Oktober«, erklärte Dotty Mae auf dem Weg zu Christine Nobles Bäckerei, wo die Treffen stattfanden. »Und bei unserer letzten Zusammenkunft am zweiten Freitag im Dezember findet die große Plätzchenbörse statt.«
»Ihr braucht zwei Monate, um einen Plätzchentausch vorzubereiten?«, fragte Sarah.
»Oh, wir haben noch viel mehr zu tun als nur diese Veranstaltung zu organisieren.« Raylene wedelte mit der Hand. »Wir sind die treibende Kraft hinter sämtlichen Aktivitäten, die während der Weihnachtszeit stattfinden. Wir backen die Plätzchen, die auf dem Dickens-Festival verkauft werden. Wir organisieren das Schmücken des Wunschbaums. Wir beaufsichtigen das alljährliche Aufstellen des Weihnachtsbaums in der Woche vor Weihnachten und backen dafür ebenfalls Plätzchen. Du kannst davon ausgehen, dass wir an jeder Veranstaltung in unserem Städtchen beteiligt sind.«
» Wow , ihr Mädels mischt ja ganz schön mit.«
»Deine Großmutter war ebenfalls dabei«, sagte Raylene. »Sie war eine von uns.«
»Und dabei denken die Leute, wir wären bloß ein paar alte Schachteln, die stricken, Decken nähen und Plätzchen backen.« Dotty Mae zwinkerte, als sie um die Bäckerei herumgingen. »Wenn die wüssten.«
Raylene trat vor, um die Seitentür zu öffnen. »Willkommen im Allerheiligsten, in der Kommandozentrale.«
Ein Schwall von köstlichen Gerüchen stieg Sarah in die Nase und zog sie vorwärts. Im Eingang blieb sie stehen; es machte sie wie immer nervös, einen unbekannten Ort zu betreten, während die Schriftstellerin in ihr die satte sinnliche Erfahrung aufsaugte, die auf sie einstürmte.
Am stärksten duftete es nach Hefe, ein starker, voller Geruch wie nach selbst gebrautem Bier. Weitere Düfte folgten: Zimt, Butter, Vanille und unterschwellig, aber unverkennbar ein Hauch von Mandel.
Sarah atmete tief ein, verkostete die Düfte wie ein Wein-Connaisseur eine Flasche 1982er-Château-Mouton-Rothschild, ließ sie in sich nachklingen, spürte ihre Beschaffenheit, schnupperte das Bouquet, schmeckte die Explosion des Aromas, hörte nahezu den Widerhall all der Köstlichkeiten, die hier liebevoll von Hand gefertigt wurden. Im Geiste probierte sie alles, was die Bäckerei anzubieten hatte: Blätterteighörnchen, körnige Zuckerplätzchen, leichte, aber knusprige Baklava, gepuderte Donuts und komplizierte Strudel, süße, weiche Kolatschen und luftige Sopaipillas.
Und Kuchen.
Viele Kuchen. Deutscher Schokoladenkuchen, orangefarbener, saftiger Karottenkuchen und Ananaskuchen. Becherkuchen und rosa-weißer Engelskuchen. Zitronen-, Erdbeer- und Bananenkuchen. Sarah weidete sich an dieser Vielfalt von kulinarischen Exzessen.
Erinnerungen an köstliche Aromen stiegen in ihr auf und versetzten sie zurück in die Wonnen von Grams Küche. Sie sah sich und Gram, wie sie gemeinsam in dem gemütlichen kleinen Raum backten; sie trug eine Schürze, die zu groß für sie war, stand auf einem Tritthocker und rührte Schicksalsplätzchenteig. In diesem Augenblick brach der Frieden, den sie im Sweetheart Park verspürt hatte, über ihr zusammen wie eine Welle, und sie ertrank in Emotionen, die so stark waren, dass sich ihr Herz zusammenzog.
Die Vielzahl von Gefühlen überwältigte sie; sie konnte den plötzlichen Ansturm von Freude, vermischt mit bittersüßer Trauer, die mit dieser emotionalen Heimkehr einherging, nicht so schnell verarbeiten. Da stand sie nun wie angewurzelt mit einem Fuß in der Bäckerei und stellte fest, dass alle sie neugierig anstarrten.
Beweg dich, du Dummkopf.
Mit einem entschlossenen Kopfschütteln vertrieb sie die Erinnerungen und die damit verbundenen Gefühle, zwang sich zu einem Lächeln und trat ein.
Den meisten der Frauen war sie schon am Vorabend begegnet, aber es war alles so schnell gegangen, und sie hatte noch nicht alle Namen den Gesichtern zugeordnet. Die
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