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Traumhaft verliebt - Roman

Traumhaft verliebt - Roman

Titel: Traumhaft verliebt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Wilde
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und ihm erzählen, was sie ihm seit sechsunddreißig Jahren hätte erzählen sollen. Doch wenn man ein Geheimnis so lange vor der Person verborgen hatte, die man auf der Welt am meisten liebte, wie sollte man bloß damit herausrücken? Und wenn man es tatsächlich ans Tageslicht gebracht hatte, musste man doch irgendetwas diesbezüglich unternehmen. Sie war noch nicht bereit zu diesem Schritt, noch lange nicht.
    Noch immer konnte sie ihre Schuldgefühle nicht abschütteln. Mit Patsy zu reden – die Raylene als eine Art Gewissen diente – hatte nicht geholfen. Im Gegenteil, jetzt fühlte sie sich noch schlechter. Ihr Herz schmerzte wegen des Fehlers, den sie gemacht hatte, wegen ihrer falschen Entscheidungen.
    Sie griff wieder zum Telefon und tippte eine Nummer ein, die sie seit sehr langer Zeit nicht mehr gewählt hatte. Nach dem fünften Klingeln meldete sich eine verschlafene Männerstimme.
    »Hallo«, sagte sie. »Ich bin’s. Es tut mir leid, dass ich so spät anrufe, aber ich habe über die Vergangenheit nachgedacht. Heute ist es sechsunddreißig Jahre her.«
    »Ich weiß«, sagte der Mann.
    »Dann sag mir, Lance, wie geht es ihr?«
    Sarahs Gedanken wirbelten um die Idee für ihre neue Geschichte: Ein kleines Mädchen mit einer tödlichen Krankheit bekommt kurz vor Weihnachten einen magischen Spielzeugsoldaten von einem geheimnisvollen Fremden geschenkt, der in Wirklichkeit ein Engel ist. Der Fremde sagt ihr, wenn sie nur fest genug daran glaube, würde ihr der Spielzeugsoldat an Heiligabend ihren größten Weihnachtswunsch erfüllen.
    Nachdem Dotty Mae und Raylene sie am Merry Cherub rausgelassen hatten, war sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgeeilt, eine Tüte mit Plätzchen unter dem Arm, und hatte sich ihren Laptop geschnappt. Der Drang zu schreiben war überwältigend, eine treibende Kraft, die so grundlegend für sie war wie das Bedürfnis nach Nahrung oder Sex. Sie würde sterben, wenn sie nicht bald schreiben könnte. Verzweifelt, hungrig streifte sie die Schuhe ab, kauerte sich mitten ins Bett und begann zu arbeiten.
    Ihre Finger flogen über die Tastatur. Sie konnte kaum mithalten, so schnell flossen die Gedanken, Sätze und Bilder aus ihrem Kopf. Jazzy, Travis, die Frauen des First Love Cookie Clubs und nicht zuletzt die Kleinstadt Twilight hatten ihre Muse auf Hochtouren gebracht.
    Sie hörte gar nicht mehr auf zu schreiben, arbeitete weiter bis tief in die Nacht, aß Plätzchen und ließ sich von der Geschichte mitreißen, die sich wie ein Film vor ihrem inneren Auge abspielte. Im Kopf wurde Sarah zu dem kleinen Mädchen, das sie Lilian – Lily – genannt hatte. Alle Gefühle, die Lily verspürte, wallten in ihrem eigenen Herzen auf. Gepackt von der Macht des Erzählens, die durch sie hindurchströmte wie das Blut durch ihre Adern, kostete Sarah vom Paradies, das noch besser schmeckte als die himmlischen Plätzchen. Wenn sie so schrieb wie jetzt, fühlte sie sich komplett frei. Keine Beschränkungen, keine Zwänge, nur eine wilde Freude, als würde man in einem Einweckglas Blitze fangen und die ganze Welt mit dem strahlenden Leuchten der Inspiration erhellen.
    Die Morgendämmerung spähte durchs Fenster, als sie zwei Drittel des ersten Entwurfs fertig hatte. Sie brauchte mehr Zeit für den Schluss, musste noch ein wenig experimentieren. Bei Das magische Weihnachtsplätzchen war es genauso gewesen. Unmittelbar vor der Fertigstellung war sie an ihre Grenzen gestoßen, Unsicherheit hatte sich eingeschlichen.
    Zeit, das Manuskript zur Seite zu legen und sich eine Pause zu gönnen.
    Wenn sie aufwachte, würde sie Benny anrufen und ihm mitteilen, dass er sich entspannen konnte – diesmal würde sie ihren Abgabetermin einhalten.
    Lächelnd fuhr Sarah ihren Laptop herunter und schlüpfte unter die Decken, dann fiel ihr ein, dass sie gar nicht auf ihren Plan für den heutigen Tag geschaut hatte. Sie stieg aus dem Bett, durchquerte das Zimmer und zog das Programm aus ihrer Handtasche. Sarah warf einen Blick darauf und stöhnte: In drei Stunden würde sie als Maître de Plaisir die Kindervergnügungen leiten müssen, inklusive Ponyreiten, Jonglieren, Zaubervorführung, Wandmalerei und einer Scrooge-Schnitzeljagd.
    Ohne Frage: Die Bewohner von Twilight erwarteten von ihr, dass sie sich das vierstellige Honorar verdiente.
    Um fünf vor neun am Samstagmorgen wartete Travis mit den restlichen Eltern in der Schlange vor der Fassade von Piccadilly Circus, die im Sweetheart Park errichtet worden war. Jazzy

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