Traumjäger (German Edition)
ist besser.“, brummte Tom. „Und, was ist das Problem? Habt ihr die Uhr etwa nicht aufbekommen? – Na, so ein Ärger. Ob Sorgul diese Nachricht erfreut?“
Wie ich Tom bewunderte! Während ich fast umkam vor Angst, blickte er den Traumlosen furchtlos ins Gesicht und verspottete sie.
„Dir wird das Lachen schon noch vergehen, alter Mann!“, zischte die fremde Stimme verärgert. „Sorgul wird Grund genug haben, sich zu freuen. Wir bringen ihm die Uhr und einen Traumjäger! Der dunkle Herrscher wird uns belohnen. Wir sind seine treusten Knechte, seine ergebensten Diener. Er weiß das.“ Stolz klang aus den kalten Worten.
„Ihr seid ja so erbärmlich.“, hörte ich Tom sagen.
Erneut drangen dumpfe Klänge aus dem Inneren der Kutsche, und die eisige Stimme, die mir das Herz gefrieren ließ, zischte: „Das werden wir ja noch sehen, wer von uns hier erbärmlich ist!“
Dann war alles wieder still. Sie hatten Tom wieder geknebelt. Nur die Hufe der schwarzen Pferde mit den rotglühenden, wilden Augen donnerten über die Straßen, sodass der Boden unter ihnen vibrierte. Ich zog die Knie an und verbarg den Kopf in meinen Armen. Wie sollten wir hier jemals wieder rauskommen?
Irgendwann verlangsamte sich unser Tempo. Die Pferde fielen vom gestreckten Galopp in einen lockeren Trab. Vorsichtig zog ich die Decke von meinem Kopf. Ob ich es diesmal wagen konnte, an der Kutschwand vorbei nach vorne zu blicken? Ich wagte es.
Zum Glück hatte ich mich ganz fest an die Kutschwand geklammert, sonst wäre ich mit Sicherheit vor Schreck von der Kutsche gefallen. Vor uns lag die Straße. Wie eine giftige Schlange führte sie direkt zu einem riesigen brennenden Berg! Ich kniff die Augen zusammen. Sie waren mittlerweile so sehr an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie durch so viel Licht auf einmal geblendet wurden. Nach und nach gewöhnten sie sich an das rotgelbe Zucken auf dem schwarzen Hintergrund, und so gelang es mir, den Flammenberg in einzelne Feuer zu differenzieren. Hunderte, tausende Flammenherde standen dicht an dicht, hintereinander, übereinander!
Allmählich strukturierte sich das Dunkel, und dann sah ich sie: die Stadt der Traumlosen. Hohe, dunkle Häuser aus schwarzem, kantigem Fels ragten vor uns empor. Wie verlorene Schluchten führten schmale Gassen durch sie hindurch. Die hohen Wände ließen das Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster gespenstisch zurückhallen.
Ein Traumloser lief vor uns auf der Straße. Er sprang rasch zur Seite, als die Pferde an ihm vorbeitrabten. Hastig, bevor er mich entdecken konnte, zog ich meinen Kopf zurück und verbarg mich wieder unter der Decke.
Je weiter wir in die Stadt eindrangen, desto mehr Geräusche nahm ich wahr. Die Stille während der Fahrt war unheimlich, doch die Stimmen, die sie nun durchbrachen, waren noch viel schrecklicher. So viel Kälte strahlten die Einwohner der Gespensterstadt aus, dass die vielen tausend brennenden Feuer ihr nicht beikommen konnten. Die Traumlosen liefen in dunklen Gewändern durch die Straßen.
Das hier war also ihr Land. Das Land ohne Träume. Nein, hier gab es wirklich keine Freude. Bei weitem übertraf es meine schlimmsten Erwartungen. Ich wünschte mich weit, weit weg…
Die Kutsche kam zum Stillstand. Die Pferde schnaubten erschöpft. Ich hörte, wie die Tür an der Seite geöffnet wurde und wie drei Gestalten geschmeidig auf den harten Boden sprangen.
„Holt ihn da raus!“, hörte ich einen der Traumlosen befehlen. Ganz vorsichtig und mit klopfendem Herzen lugte ich aus meinem Versteck hervor. Die Traumlosen zogen Tom an den Armen aus der Kutsche heraus. Er versuchte, sich aus dem Griff zu lösen, doch es gelang ihm nicht.
„Thea, kümmere du dich um die Pferde, wir gehen schon einmal vor.“, zischte der Traumlose, den ich als denjenigen erkannte, der damals aus dem Bild heraus gekrochen kam.
„Es wäre nicht klug, Sorgul noch länger warten zu lassen. Er wird ungeduldig sein. Darkos ist zwar ein Idiot, aber in dieser Hinsicht hatte er sicherlich Recht.“
Die Traumlosen packten Tom unter den Armen und zerrten ihn aus meinem Blickfeld. Die Traumlose, die Thea genannt wurde, sprang zurück auf den Kutschbock. Schon hörte ich die Peitsche knallen. Ich musste schnell handeln und meiner Angst zuvorkommen. Hastig warf ich mir die schwarze Decke wie einen Umhang über Kopf und Schultern und ließ mich gerade noch rechzeitig auf den Boden gleiten: Mit einem Ruck setzten die schwarzen Pferde, deren schweißnasse
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