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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ihn zutrieb, waren seine Beine schwach geworden, und auch er war zu Boden gesunken – und hatte nicht aufgeblickt, bevor die treuesten Vasallen von Kaltherz verschwunden waren. Auf diese Weise, im Großen wie im Kleinen, Schritt für Schritt, wurde Frittis Geist gelähmt.
    Kleine Bündnisse wurden unter den Gefangenen geschlossen. Das natürliche Verlangen der Katze nach Einsamkeit ließ unter den Zwängen ihrer jetzigen Lage allmählich nach. Doch diese Kameradschaften waren nicht von Dauer, sondern zerbrachennach dem ersten Streit um Nahrung, um einen Liegeplatz wieder. Es gab wenig Zerstreuung und sehr wenig Freude.
    In einer endlosen Nacht, als die Gefangenen in ihrer Höhle lagen, verlangte jemand nach einer Geschichte. Die Kühnheit dieser Forderung ließ viele Gefangene ängstlich nach den Krallenwächtern Ausschau halten. Es schien, als müsse irgendjemand kommen, um ein solch unverschämtes Vergnügen zu unterbinden. Als niemand erschien, wurde die Forderung wiederholt. Schlitzohr, ein verwitterter alter Tigerkater aus dem Wurzelwald, erklärte sich bereit, es zu versuchen. Lange starrte er versunken auf seine Pfoten, dann, nach einem letzten raschen Blick zum Eingang, fing er zu erzählen an: »Es war einmal vor langer Zeit – vor langer, langer Zeit – an den Ufern der
Qu’cef
, der Breitwasser. Dort saß Fürst Feuertatze, der den Fluss überqueren wollte, denn er hatte Gerüchte gehört, dass das Volk auf der anderen Seite – Abkömmlinge aus der weiblichen Linie seines Vetters, Prinz Himmelherz – in einem Land von großer Schönheit und mit vortrefflicher Jagd wohnte. Nun, da saß er also an den Ufern der Breitwasser und fragte sich, wie er wohl auf die andere Seite gelangen könne.
    Nach einer Weile rief er nach Flürüt, einem Prinzen der
Flafa’az
, der ihm aus längst vergangenen Tagen noch einen Gefallen schuldete. Flürüt, ein sehr großer Reiher, kam herbei und schwebte über dem Kopf des Fürsten – doch er kam dem großen Jäger nicht zu nahe.
    ›Was kann ich für dich tun, o klügste Katze?‹, fragte er. Fürst Feuertatze sagte es ihm, und der Vogelprinz flog davon. Als er zurückkehrte, war der Himmel hinter ihm voll von Vögeln jeglicher Art. Auf Befehl ihres Prinzen flogen sie alle dicht über der Wasserfläche der
Qu’cef
dahin, begannen mit ihren Flügeln zu schlagen und erzeugten einen gewaltigen Wind. Dieser Wind blies so kalt, dass das Wasser rasch von einer Eisschicht überzogen wurde.
    Tangalur Feuertatze setzte den Fuß darauf, die Vögel flogen vor ihm her, verwandelten bei jedem Schritt das Wasser in Eis, so dass er hinübergehen konnte. Als sie das andere Ufer erreicht hatten, schwebte Flürüt herab und sagte: ›Damit ist alles bezahlt, Katzenfürst.‹ Und darauf flog er fort.
    Als nun,
Cu’nre-le
, viele Tage vergangen waren, hatte Fürst Feuertatze das ganze weite Land erforscht. Es war in der Tat reizend, doch in den Bewohnern fand er ein seltsames und ein wenig einfältiges Volk vor, das gern schwätzte und weniger gern etwas tat. Er hatte sich vorgenommen, den Rückweg über sein eigenes Land zu nehmen, und so machte er sich zum Flussufer auf.
    Die Breitwasser war immer noch hart und gefroren, und er trat auf die Eisfläche hinaus, um nach Hause zu gehen. Es war freilich ein langer Weg – nicht umsonst heißt dieser Fluss Breitwasser –, und als er in der Mitte angekommen war, begann das Eis zu schmelzen. Feuertatze rannte, aber der Weg war weit, und die
Qu’cef
schmolz unter seinen Pfoten dahin, und er plumpste in das eisige Wasser.
    Lange Zeit schwamm er in dem furchtbar kalten Wasser, doch sein großes Herz wollte nicht aufgeben. Er mühte sich ab, ans Ufer zu gelangen. Da erblickte er plötzlich einen großen Fisch mit einer Flosse auf seinem Rücken – und mit mehr Zähnen, als die Zahnwächter sie haben –, der ihn umkreiste.
    ›Nun, nun‹, sagte der Fisch, ›welch ein hübscher Bissen schwimmt da in meinem Heim umher? Ich möchte doch wissen, ob er so gut schmeckt, wie er aussieht.‹
    Als nun Feuertatze schon verzweifeln wollte und sah, wie groß der Fisch war, da wurde er plötzlich fröhlich, als er den Fisch sprechen hörte, denn er sah einen Weg, aus seinen Schwierigkeiten herauszukommen.
    ›Ganz gewiss schmecke ich vorzüglich!‹, sagte Fürst Tangalur. ›Alle schwimmenden Katzen sind zart über die Maßen. Trotzdem wär’s eine Schande, mich zu essen.‹
    ›Und weshalb, bitte?‹, fragte der Fisch und kam näher

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