Traumjaeger und Goldpfote
mir, dass du deine Entschlossenheit wiederfinden musst.«
In den Schattenräumen des Schlafs erkannte Fritti die Wahrheit in Feuertatzes Worten. »Ich vermute, es ist nur wegen meiner Freunde«, sagte er. »Ich fürchte, dass sie mich brauchen werden.«
Der Erstgeborene lachte leise und freundlich. »Meine kleinen Brüder und Schwestern sind stark, Traumjäger. Unser Volk lässt sich von der Liebe nicht gänzlich fesseln. Die Starken begegnensich mit Stärke.« Die umschattete Gestalt Tangalurs begann zu zerfließen. Fritti schrie auf.
»Warte! Verzeiht mir, Fürst, aber ich möchte Euch noch eine Frage stellen.«
»Bei meiner Mutter!«, lachte der Erstgeborene. »Du bist sehr kühn geworden, junger Traumjäger. Was möchtest du wissen?«
»Der Hügel. Was ist dort geschehen? Ist Kaltherz verschwunden?«
Die Gegenwart Feuertatzes hüllte ihn plötzlich ganz ein wie eine spürbare, tröstende Decke. »Seine Macht ist zerbrochen, kleiner Bruder. Von ihm blieb nichts übrig, außer Hass. Er hatte zu lange in der Finsternis gefault, er hatte kein anderes Ziel. Blind und unbeweglich, wie er war, hätte er nie aus der Erde hervorkommen können – die Sonne hätte ihn ausgelöscht.«
»Dann meint Ihr also, es hätte keine Gefahr bestanden – für unsere Felder?«, fragte Fritti verwirrt.
Feuertatzes singende Stimme wurde ernst. »Ganz im Gegenteil, kleine Katze. Es bestand eine große Gefahr. Was Kaltherz schuf, war nur allzu wirklich. Der Fikos war aus reinem Hass gemacht, geboren, dorthin zu gehen, wo er nicht gehen konnte – über der Erde … O ja, er war eine mörderische Kreatur, welche die Felder des Tageslichts in eine entsetzliche Öde verwandelt hätte, die einzig Kaltherz’ Kinder ungestraft hätten betreten können. Und wenn selbst diese es nicht vermocht hätten, was hätte es meinen Bruder gekümmert – solange nur kein anderes von Tiefklars Kindern die lieblichen Schritte des Erd-Tanzes genießen könnte?«
Die Stimme Feuertatzes wurde nun leise; Fritti musste im Traum genau hinhören, um sie verstehen zu können: »Wie jeder uralte, blinde Hass war auch der Fikos unbeseelt und zerstörerisch … Wäre ich nicht aus den äußeren Bereichen zurückgeführt worden, wäre es über die Kraft des tapfersten Volkes gegangen, dieses Unheil aufzuhalten.«
»Fürst Feuertatze!« Fritti rief dem verschwindenden Traumbild nach. »Raschkralle hat gesagt, Euer Bruder Windweiß sei befreit worden!«
»… Fürst Viror hat Ewigkeiten gelitten …«, murmelte der rasch kleiner werdende rote Funke. »Jetzt ist das Gleichgewicht wiederhergestellt … Schau zum Himmel, kleiner Bruder … Gute Reise!«
Fritti schoss kerzengerade in die Höhe. Links und rechts von ihm protestierten schläfrig seine beiden Gefährten. Er legte den Kopf zurück und schaute hinauf zum finsteren Himmel des Letzten Tanzes. »Schau zum Himmel«, hatte Fürst Feuertatze gesagt. Das Wunder seines Traums sang in seiner Seele.
Über dem nördlichen Horizont, wie ein Tautropfen auf das Blütenblatt einer schwarzen Rose gebettet, schimmerte ein Stern, den Traumjäger nie zuvor gesehen hatte. Er strahlte und leuchtete – ein weißes Feuer vor dem schwarzen Leib von Urmutter Tiefklar.
Dachschatten wollte mit Raschkralle nach Erstheim zurückkehren.
»Ich will wenigstens sicher sein, dass er heil dort ankommt«, erzählte sie Fritti auf einem letzten Spaziergang. »Außerdem ist da noch etwas. Falls jemand aus meiner Sippe der Hölle von Vastnir entronnen ist, wird er in unser Land im Nördlichen Wurzelwald zurückkehren. Ich möchte erfahren, ob noch jemand am Leben ist.«
Zaungängers Trupp brach bei der nächsten Sonne zum Sitz von Königin Sonnenfell auf. Die frostigen Winterwinde waren zurückgekehrt, über den angekühlten Ausläufern des Hügels breitete sich wieder Schnee aus.
»Wenn ich nicht schon von deinem Verlangen, deine Fahrt zu beenden, wüsste«, sagte Dachschatten, »würde ich dich bitten, mich zu begleiten. Aber ich weiß, dass du das nicht kannst.« Siewar stehen geblieben, um Fritti in die Augen sehen zu können. Während sie sprach, betrachtete Fritti ihr stolzes, feines Gesicht. Ihre Barthaare empfingen das Morgenlicht.
»Ich weiß, dass Raschkralle unsere Aufmerksamkeit vielleicht weniger nötig hat, als wir vermuten«, sagte Fritti freundlich. »Ich wünschte, ich könnte dich begleiten. Es kommt mir merkwürdig vor, dass unsere Abenteuer so enden sollen.«
Dachschatten blickte Traumjäger unverwandt ins
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