Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
auf mich werfen oder Kürbisse, was ihr wollt! Es ist eure einzige Möglichkeit, sie zu retten!«
    Mit hochgerecktem, zitterndem Schwanz starrte das große braune Eichhörnchen ihn aus funkelnden Augen an. Für einen Augenblick war alles in der Szene wie erstarrt: Das Eichhörnchen saß da wie eine Statue aus Stein, und die kleine rötliche Katze hing mit schmerzverzerrtem Gesicht an einem Brombeerstrauch über einem tiefen Abgrund. Dann sprach das
Rikschikschik.
    »Du gehst. Rette Hörnchen und du frei, frei. Wort von Meister Flitz. Heiliges Eichen-Versprechen. Folge, wir führen, führen dich.«
    Mit einem Sprung war Meister Flitz raschelnd in den Blättern verschwunden. Traumjäger zog sich vorsichtig so weit hoch, dass er besseren Halt hatte, dann hob er seine Hinterpfoten und stemmte sie gegen die Brombeerranken, um sich besser abstoßen zu können, und hüpfte auf den sicheren Grund. Er war schwächer, als er gedacht hatte. Seine Muskeln zitterten, als er auf den festen Boden krabbelte, und er lag eine Weile keuchend da. Zwischen den Blättern lärmten aufgeregt die
Rikschikschik
. Mühsam kam er auf die Pfoten, und die schnalzenden Stimmen der Eichhörnchen führten ihn vorwärts.
    Am Rand eines Wäldchens von schwarzen Eichen hielten sie an. Traumjäger konnte sehen, was geschehen war.
    Einer der alten Bäume war vor langer Zeit umgestürzt und bildete einen mächtigen Bogen. Von dort konnte Fritti die Schreckensschreie eines Eichhörnchens hören und den Geruch eines Artgenossen wittern. Offenbar schützte der Eichenstamm die Katze, so dass sie, ohne von den Steinen und Nüssen der rachedurstigen
Rikschikschik
gestört zu werden, in Ruhe ihre Beute verzehren konnte.
    Fritti kroch behutsam und vorsichtig um den Ballen toter Wurzeln, der an einem Ende des umgefallenen Baumes herausragte. Da er im Begriff war, die andere Katze dazu zu überreden, auf ihre rechtmäßige Jagdbeute zu verzichten, musste er höflich und achtsam vorgehen. Um sie nicht aufzuschrecken, rief er: »Guten Tanz, Jagdbruder«, als er unter den gewölbten Baumstamm kam. Überrascht blieb er stehen.
    Dort lag Frau Surr, deren Augen vor Entsetzen aus den Höhlen traten, wie angenagelt unter der Tatze eines großen, sandfarbenen Katers. Der Jäger hob neugierig den Kopf, als Fritti auf der Bildfläche erschien. Der Kater war Langstrecker.
    »Sieh da! Der junge Traumjäger.« Langstrecker rührte sich weder, noch nahm er seine Tatze von dem entsetzten Eichhörnchen, sondern begrüßte ihn mit einem Nicken, das nicht unfreundlich war. »Welch eine Überraschung! Ich habe erwartet, dass du möglicherweise durch diese Gegend kommst, aber das Warten ist so langweilig.« Er begann zu gähnen, besann sich aber dann eines anderen. »Nun, wenn du schon mal da bist, hast du vielleicht Lust, meine Beute mit mir zu teilen? Sie ist hübsch fett, wie du sehen kannst. Musste auch ein bisschen mit ihr kämpfen – am Anfang. Das macht Appetit.«
    Für Fritti kam das alles zu schnell. »Du hast … du hast auf mich gewartet?«, fragte er verwirrt. »Das verstehe ich nicht.«
    Langstrecker schniefte belustigt über Frittis Bestürzung. »Hab ich erwartet, dass du’s nicht verstehen würdest. Aber dafür ist nachher noch Zeit genug, nach einem tüchtigen Happen von diesem
Rikschikschik
. Sicher, dass du nicht hungrig bist?« Langstrecker hob seine Tatze, um dem Eichhörnchen den tödlichen Hieb zu versetzen. »Halt!«, rief Fritti.
    Nun war Langstrecker an der Reihe, überrascht zu sein. Mit einem durchdringenden Blick aus seinen ruhigen Augen starrte er Traumjäger interessiert an – als sei Fritti ein zweiter Schwanz gewachsen.
    »Was stimmt nicht, Jüngelchen?«, forschte der Ältere. »Ist das etwa ein giftiges Eichhörnchen?«
    »Ja … nein … o Langstrecker, könntest du sie nicht freilassen?«, fragte Fritti zaghaft.
    »Sie freilassen?« Der Jäger war zutiefst erstaunt. »Himmlischer Viror, warum?«
    »Ich habe den anderen Eichhörnchen versprochen, ich würde sie retten.« Fritti hatte das Gefühl, sich unter dem strengen Blick der anderen Katze in Staub zu verwandeln, der von der nächstbesten starken Brise fortgeweht werden würde. Nachdem er Fritti sekundenlang sorgsam prüfend angeschaut hatte, brach Langstrecker in ein ungeheures prustendes Gelächter aus, rollte sich auf seinen Rücken und strampelte mit den Beinen in der Luft. Das Eichhörnchen rührte sich nicht, sondern lag still, atmete schwach, und seine Augen glänzten.
    Langstrecker

Weitere Kostenlose Bücher