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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Volkes – aber sie jagt nicht einmal!« Knarrer bebte vor unterdrücktem Zorn. Kurz darauf schüttelte er den Kopf. »Ich sollte mich nicht so gehenlassen und wütend werden«, sagte er verdrießlich, »aber in der jetzigen Zeit großer Gefahr mit ansehen zu müssen, wie diese miauenden Kriecher herumlümmeln, während unsere Rasse vernichtet wird … Entschuldigung.« Der Lehnsmann fiel in Schweigen, und lange Zeit machten die anderen es ihm nach.
     
    Gegen Ende des Tages näherten sich die Reisenden Murrgroll. Hier, am Rande der Hararschramme, war die kalte Luft mit wirbelnden Nebeln gesättigt. Ein gedämpftes Grollen war zu hören.
    Knarrer, der so lange geschwiegen hatte, wurde plötzlich aufgeräumter. »Merkt euch gut, was ihr hier seht, damit ihr es an jene aus dem Volk weitergeben könnt, die noch nicht geboren sind.«
    In unmittelbarer Nähe der Schlucht wurde das Geräusch lauter, bis es zu einem ohrenbetäubenden Getöse angeschwollenwar. Fritti zuckte zusammen. Es war unüberhörbar, dass der Name Murrgroll passend gewählt war.
    An dieser Stelle waren die Nebel so dicht, dass Knarrer sich entschloss, sie in der Nähe des Wasserfalls über die Schnurrwisper zu führen, in dem der Fluss über den Rand der Hararschramme stürzte. Als sie die schlüpfrigen, wasserüberspülten Felsen überquerten und die Schnurrwisper – die nun nicht mehr der sanfte Fluss war, der an Erstheim vorbeifloss – unter ihnen schäumte, gedachte Fritti mit Reue der vielen Gelegenheiten, zu denen er es zugelassen hatte, dass man ihn führte, seit er die Heimat verlassen hatte. Wäre es nicht ein passendes Ende für dieses ganze lächerliche Unternehmen, dachte er, im sichersten aller Flüsse in Tiefklars Feldern zerschmettert und ertränkt zu werden?
    Doch sie kamen heil hinüber – sogar Raschkralle vermied ein Unglück. Am Fuß der Klippen auf der anderen Seite angekommen, sahen sie, wie die Schnurrwisper über den Felsvorsprung schoss, in einer schäumenden weißen Woge an der Wand der Schlucht hinabstürzte, Felsbrocken loswusch und sie weit, weit unten in die mächtige Katzenjaul schleuderte. Vom rasch fließenden Strom am Grund der Hararschramme sprühte das Wasser hoch, und die untergehende Sonne schien durch diesen Vorhang aus Dunst und entflammte den Himmel zu glitzerndem Gold, rot und purpurfarben. Der Murrgroll-Fall brüllte wie ein wütendes Tier, und die Katzen starrten wie gebannt auf seine furchteinflößende Kraft.
    Als die Steigende Dämmerung die Sonne schließlich verschluckte, führte Knarrer sie auf das Ufer der Schnurrwisper hinauf – Traumjäger und seine Freunde waren von der Großartigkeit Murrgrolls so überwältigt, dass sie erst nach einiger Zeit begriffen, dass die Stunde des Abschieds von Reibepelz und dem Lehnsmann gekommen war.
    »Es tut mir leid, dass wir euch nicht weiter geleiten können«, sagte Knarrer, »aber wie die Dinge liegen, werden wir einige Tagezu spät zum Treffen der Lehnsmänner kommen. Mein Vorschlag ist, dass ihr an der Wand der Schlucht entlangwandert, wie ich schon sagte, und sie beim Schmalsprung überquert. Es ist ratsam zu warten, bis die Sonne hoch steht, bevor ihr rübergeht, selbst wenn ihr Schmalsprung heute Nacht erreicht. Es ist ein gefährlicher Pfad.«
    Dann nahmen sie Abschied voneinander, denn die Erst-Geher hatten es eilig, weiterzuziehen. »Denkt daran«, sagte Knarrer zum Schluss, »dass die Lande, in die ihr wandert, in diesen Tagen einen bösen Namen haben. Seid auf der Hut. Ich wünschte, wir könnten mehr für euch tun, aber ihr habt eure Pfoten nun einmal auf fremde Pfade gesetzt – und wer weiß, was dabei herauskommen wird?« Mit diesen Worten schieden der Lehnsmann und sein Gefährte von ihnen.
    Während des größten Teils der zwei Stunden vor der Dunkelheit zogen die drei Gefährten am Rande der Hararschramme entlang nach Westen. Alle waren mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Als sie den einzeln stehenden mächtigen Baum erreichten, der am Rand der Schlucht stand und das diesseitige Ende der Schmalsprung-Furt bezeichnete, rollten sie sich stumm zusammen und suchten den Schlaf.

17. KAPITEL
    Wer in der Wildnis erwacht, wenn der Tag ist nah
    Und glaubt, er sei Herr über all dies Land,
    Erblickt vielleicht, was er abends nicht sah –
    Und zitternd erkennt er bei klarem Verstand
    Die Gefahr, die ihm im Dunkel so nah –
    Und er erblickt … die Spuren im Sand.
     
    Archibald Rutledge
     
    I m Licht des Tages erblickten sie die

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