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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jäger
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erinnern ihn daran, wie überwachbar und zerbrechlich sein eigenes Leben ist.
    Die Dächer der Gebäude um ihn herum sind teilweise eingestürzt und doch fühlt er sich hier sicherer als in seinem eigenen Zuhause. Als er die wütende Macy gegen eine der zerbröckelnden Mauern treten sieht, bereut er es nicht, sie hierher mitgenommen zu haben. Es musste ein Platz sein, an dem die Regierung sie nicht so leicht finden würde und Jules hatte bereitwillig das Geheimnis des Innenhofs mit ihr geteilt.
    »Wie lange?«
    Macys Frage trifft Jules hart und lässt ihn schlucken.
    »Wie meinst du das?«
    Er weiß genau, was sie meint.
    »Wie lange wird Hailey noch leben?«
    Eigentlich möchte Macy keine Antwort. Sie will nicht daran denken, dass ihre beste Freundin tatsächlich in der Klinik festsitzt und sterben muss, wenn sie keinen Ausweg findet. Die ganze Nacht hat sie sich um die Ohren geschlagen und irrsinnige Fluchtmöglichkeiten überlegt. Doch als die Sonnenstrahlen des Morgens träge in ihr Zimmer gekrochen kamen, war ihr klar geworden, dass all diese Pläne nicht funktionieren würden.
    »Ich weiß es nicht«, antwortet Jules ehrlich. Gerne hätte er sie angelogen, damit sie sich besser fühlt, aber er weiß, dass es alles nur noch schlimmer machen würde.
    Ihr trauriger Blick bringt ihn schließlich dazu, eine Entscheidung zu treffen.
    »Ich werde in die Klinik gehen.«
    Macys Augen weiten sich – zunächst vor Überraschung, dann vor Angst.
    »Das kannst du nicht tun!«
    »Als Arzt«, versucht er sie zu beruhigen.
    »Als Arzt«, echot sie wenig überzeugt. »Du bist Probearbeiter. Denkst du wirklich, sie lassen dich in den innersten Kreis vor?«
    Ihr Misstrauen kränkt ihn und er steckt beleidigt die Hände in seine Hosentaschen.
    »Ein Versuch wäre es wert, oder?«
    Fragend sieht er sie an. Unschlüssig dreht sie eine blonde Locke immer wieder um ihren Zeigefinger. Das ist einer ihrer Ticks, die er so sehr an ihr liebt. Für dieses Mädchen würde er alles tun. Einfach alles.
    »Einerseits möchte ich nicht, dass du dich in Gefahr begibst, andererseits will ich Hailey nicht aufgeben.« Sie wirft ihm einen prüfenden Blick zu. »Würdest du das denn wirklich für mich tun?«
    »Ich würde alles für dich tun.«
    Zu seinem Missfallen tauchen auf Macys Stirn Falten auf.
    »Warum?«
    »Weil ich dich liebe.«
    Die Worte sind schneller aus seinem Mund gehuscht, als er wollte. In dem leeren Hof klingen sie plötzlich gespenstisch laut und unwirklich.
    Weil ich dich liebe.
    Macy ist überrascht und gleichzeitig verletzt.
    »Was ist das hier für ein krankes Spiel? Steckst du mit den Wächtern unter einer Decke?«
    Sie kann ihm nicht glauben. Er soll sie lieben? Auf einmal? Nachdem er sich so lange von ihr ferngehalten hat? Nicht einmal sie würde die Schmetterlinge in ihrem Bauch als wahre Liebe bezeichnen. Das würde sie sich gar nicht trauen. Dafür ist es noch viel zu früh.
    »Ich fand dich schon immer toll, nur ...«, setzt Jules an und wird sofort von Macy unterbrochen.
    »Nur was?!«
    Bevor er etwas unternehmen kann, stürmt Macy wütend an ihm vorbei.
    »Jetzt warte doch!«
    Abrupt bleibt sie stehen und wirbelt herum.
    »Ist das deine Art von Freizeitunterhaltung? Mädchenverletzen für Profis? Erst meidest du mich, dann gehen wir miteinander aus und dann liebst du mich plötzlich? Willst du mich so ins Bett kriegen?!«
    Ihre Mundwinkel zucken unkontrolliert. Gleich wird sie anfangen zu weinen. Mit wenigen Schritten ist er bei ihr und packt ihre Schultern.
    »Hör mir zu!«
    Sie möchte sich losreißen, doch Jules hält sie fest.
    »Erinnerst du dich noch an deinen ersten Schultag? Du saßt weinend auf der Treppe, weil so ein Idiot Saft über dein neues Kleid geschüttet hatte und du damit aufs Einschulungsfoto solltest.«
    Macy nickt. Sie erinnert sich an diesen Tag, als wäre es gestern gewesen. Damals waren ihre Probleme noch von so unbedeutender Natur gewesen.
    »Woher weißt du ...?«
    »Ich habe dich gesehen. Auf der Treppe. Und viele Male danach. Aber du«, er holt tief Luft, »warst einfach … zu anders, als dass ich mich an dich rangetraut hätte. Die Schule ist hart«, spricht er schnell weiter, als in Macys Augenwinkel ein verräterischer Glanz tritt, »ich hatte nicht das nötige Selbstvertrauen, um das Getuschel der anderen zu ignorieren. Außerdem fühlte ich mich ehrlich gesagt nicht intelligent genug, um mit dir Schritt halten zu können.«
    Ungläubig möchte Macy etwas entgegnen, aber Jules legt

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