Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Gebräu.
Mit einem glücklichen Lächeln reicht sie die provisorische Tasse an Macy weiter, welche sofort einen großen Schluck daraus nimmt.
»Ach, heiße Schokolade hilft einfach immer.«
Strahlend will sie die Kappe an Caleb weiterreichen, doch dieser verschränkt die Arme vor der Brust.
»Egal, wie lecker dieses Getränk sein mag. Ehrlich gesagt denke ich, dass es uns kaum dabei helfen wird, die Menschen von den geheimen Plänen der Regierung zu informieren. Geschweige denn dabei, die Regierung zu stürzen.«
»Du willst die Regierung stürzen?«, stößt Hailey überrascht hervor.
»Du kennst heiße Schokolade nicht?«, murmelt Macy fast gleichzeitig und nicht weniger überrascht. »Trink, dann änderst du deine Meinung.«
Caleb brummt unwillig und schüttelt den Kopf. Er ist mit seinen Gedanken bereits ganz woanders.
»Nein, ich will nicht die Regierung stürzen. Wir sagen dem Volk wie die Realität aussieht und möglicherweise glauben sie uns sofort. Dann werden sie der Regierung sicherlich sofort verzeihen und sie weiterhin ihre Machenschaften treiben lassen. Was hast du denn gedacht, Hailey?«
Calebs herablassende Worte treffen sie hart. Tatsächlich hat sie sich über die Tragweite ihrer Erkenntnis und ihrer geplanten Taten keine wirklichen Gedanken gemacht. Mögliche Konsequenzen scheinen ihr viel zu weit weg und abstrakt, um sich damit zu beschäftigen.
»Sollten wir nicht einen Schritt nach dem anderen wagen?«, mischt Jules sich ein und rettet damit Hailey aus ihrer Verlegenheit.
»Genau. Was bringt es, jetzt schon darüber nachzudenken, wenn wir noch nicht einmal wissen, wie wir die restliche Menschheit überzeugen wollen?«
Haileys Augen funkeln kampflustig auf.
»Tatsächlich habe ich mir da schon ein paar Gedanken gemacht«, bringt Macy schüchtern hervor und zieht damit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Sie räuspert sich verlegen und weicht den forschenden Blicken aus. »Jules arbeitet doch momentan beim Arzt. Er könnte die Substanzen untersuchen und so den Beweis erbringen, dass der Traumstoff ein Gift ist, welches den Tod der Schlafenden verursachen kann? Wenn er dann noch nachweist, dass das Traumkontrollserum als Gegengift wirkt, sollte das doch reichen?«
»Ach Schatz«, bei der Erwähnung des Kosenamens errötet Macy sichtlich und ihre Augen bekommen einen liebevollen Schimmer, »das ist nicht so leicht. Solche Tests müsste ich unbeobachtet durchführen. Und selbst wenn ich dann die gewünschten Ergebnisse habe ... Wer sollte mir glauben? Ich bin nur ein Probearbeiter, kein Arzt.«
Schweigen breitet sich aus. Durch das Fenster dringen die Geräusche einer langsam erwachenden Stadt an einem Samstagmorgen. Vereinzelte Autos, jaulende Hunde, schreiende Menschen. Der Lärm der Innenstadt hallt in den leeren Straßen wieder wie ein längst vergessenes Echo vergangener Zeiten.
»Aber ... wie dann?«
Macy schüttet etwas heiße Schokolade nach und stürzt sie in einem Schluck herunter, aber das erwartete Glücksgefühl bleibt aus. Hoffnungslosigkeit macht sich in ihr breit. Auch Hailey weiß nicht, was sie sagen soll. Jules wäre ihre einzige Rettung gewesen, aber er scheint nicht bis zum Äußersten gehen zu wollen.
»Das weiß ich auch nicht ... Erwartet ihr wirklich, dass ich meinen Beruf und mein Leben noch weiter aufs Spiel setze?« Behutsam legt er eine Hand auf Macys Wange. »Ich habe Hailey aus der Klinik geholt, weil es dir sehr wichtig war. Weil sie dir wichtig ist. Jetzt zweifle ich, ob wir noch weitergehen sollten. Ich habe mir schon genug Ärger eingehandelt und bin nicht bereit, meine Grenzen zu testen.«
»Entschuldige, wenn ich das so sage, aber: Du sitzt schon so tief in der Scheiße, dass du gar keine Möglichkeit mehr hast, als bis zum Ende mit uns zu gehen.«
Calebs schonungslose Worte entlocken Hailey ein unterdrücktes Kichern. Immerhin hat er Recht. Das scheint auch Jules zu begreifen, denn er runzelt missmutig die Stirn.
»Jules, hör mir zu«, beginnt Macy und wiegt jedes ihrer Worte sorgfältig ab. »Du hast Hailey gerettet, um mich glücklich zu machen. Wenn du mich wirklich glücklich machen willst, dann hilf uns, diesen Albtraum zu beenden. Du weißt gar nicht, wie sehr ich unter dieser Traumkontrolle leide. Wie schwer es mir fällt, mich diesen Umständen anzupassen. Ich möchte so nicht länger weiterleben, wenn es eine Alternative gibt. Sollten die Seelenfresser wirklich nur erfunden sein, so kannst du dies nachweisen und zukünftige
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