Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Caleb«, fügt sie schnell hinzu und Caleb lacht leise.
»Schon in Ordnung.«
»Denkst du wirklich, wir sollten sie hier schutzlos zurücklassen?«
An Jules Gesichtsausdruck erkennt Hailey, dass es ihm nicht recht ist, hier zu bleiben. Allein der Grund hierfür bleibt ihr verborgen. Vielleicht weiß er um die Sender und die mögliche Gefahr und möchte Macy aus der Schusslinie bringen. Eine noble Haltung, die Hailey nur zu gerne unterstützt.
»Wir kommen schon klar, Macy«, trällert sie betont fröhlich und schiebt die beiden zur Tür. "Kommt doch in ein paar Stunden mit etwas Essen wieder, dann können wir uns genauere Gedanken machen. Aber ich brauche erst einmal ein bisschen Zeit für mich, um alles zu verarbeiten."
Wenig überzeugt stemmt Macy sich gegen Hailey und bleibt im Türrahmen stehen.
»Bist du dir sicher? Wir können auch gerne hier bleiben ...«
»Geht schon klar.«
Sie zwinkert ihrer besten Freundin zu und deutet mit dem Kopf auf Caleb. Sofort breitet sich auf Macys Gesicht das gewünschte Lächeln aus, welches Hailey signalisiert, dass sie verstanden hat.
»Okay«, erwidert sie langgezogen und greift nach Jules Arm. »Wenn du das sagst. Dann wünsche ich euch mal viel Spaß.«
Vielsagend wackelt sie mit den Augenbrauen und hüpft dann gut gelaunt die Holztreppe nach unten. Das morsche Holz knirscht unter jedem Schritt protestierend auf. Als die beiden das Gebäude verlassen haben, dreht Hailey sich erleichtert um und begegnet Calebs amüsiertem Blick. Er hält einen Becher dampfenden Kakao in der Hand.
»So so«, sagt er grinsend und klopft neben sich auf den Boden. »Das Zeug ist wirklich gut.«
Mittlerweile strahlt die Sonne hoch über der Stadt und nur ein paar Wolken jagen über den Himmel. Warme Lichtstrahlen tauchen Caleb in ein weiches Licht. "Du möchtest also ein bisschen mit mir alleine sein, habe ich das richtig verstanden?" Er zwinkert ihr zu.
Zu ihrer eigenen Überraschung bleibt Hailey ruhig und gelassen. Sie muss es ihm sagen. Jetzt oder nie.
»Kira und ich wurden gestern von einem Geprägten überfallen.«
Schlagartig verändert sich Calebs Gesichtsausdruck. Er wirkt ungläubig und geschockt. Seine markanten Gesichtszüge sind wie in Stein gemeißelt, bewegungslos. Sein Körper spannt sich an und Hailey merkt, dass seine Hände zittern.
»Wie haben sie uns gefunden?«
Hailey schluckt. Caleb ist ein intelligenter Junge, doch er verdrängt das Offensichtliche, weil es ihm zu schmerzhaft erscheint. Wenn Kira Recht behält, ist ihr Schicksal besiegelt.
»Vielleicht wurden uns für den Fall der Fälle Peilsender ... implantiert?«, bringt sie zögerlich hervor und betont es absichtlich wie eine Frage. Eine Frage ist keine Tatsache. Vielleicht irrt Kira sich und sie sind wirklich nur Jules Auto gefolgt oder es war ein riesengroßer Zufall. Doch als Caleb panisch seinen Unterarm abzutasten beginnt, merkt sie, dass er ihr auf Anhieb glaubt. Sie fühlt sich nicht wohl damit.
»Möglicherweise haben sie auch bloß Jules Auto verfolgt oder ...«
»Schwachsinn«, unterbricht Caleb sie. »Peilsender, natürlich. Wieso bin ich da nicht von selbst draufgekommen? Die Untersuchungen ... Das ergibt Sinn. Aber dann ist Kira in großer Gefahr!«
Er möchte aufstehen, aber seine Beine sind noch zu schwach. Hailey presst die Lippen zusammen. Die folgenden Worte fallen ihr noch schwerer: "Kira hat mir von den Peilsendern erzählt. Es war ihre Theorie."
Verständnislos blickt Caleb sie an. Langsam setzen sich die kleinen Puzzleteile in seinem Kopf zusammen.
»Sie ist abgehauen, obwohl sie davon wusste?«
Hailey nickt.
»Dann muss etwas wirklich Schlimmes vorgefallen sein. Etwas muss in ihr diesen Wandel ausgelöst haben ...«
Betreten schweigend starrt Hailey auf den schmutzigen Boden. Sie fürchtet Calebs Reaktion, wenn dieser die Wahrheit erkennt. Um sich abzulenken, taxiert sie zum ersten Mal ihre Umgebung. Einst müssen die Fliesen weiß gewesen sein, heute vermischen sich Dreck und Staub zu einem schattigen Grau. Dort, wo sie heute Nacht geschlafen haben, sind deutliche Abdrücke zu erkennen. Erst jetzt nimmt Hailey die Einrichtung wirklich wahr. An der hinteren Wand stehen mehrere vermoderte Holzschränke und ein verrosteter Herd. Ganz rechts befindet sich ein Metallkasten, der Hailey stark an einen alten Kühlschrank erinnert. Über den Arbeitsflächen hängen mehrere Bretter auf denen Tassen und Teller stehen. Das Geschirr ist mit zarten Blumenmustern verziert, die unter
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