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Traummann auf Raten

Traummann auf Raten

Titel: Traummann auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Craven , Pößneck GGP Media
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passte zum Tag. Strahlender Sonnenschein wäre unangemessen gewesen.
    Seufzend wandte sie sich von der winterlichen Szenerie ab und betrachtete Ihr Zimmer. Sie hatte angefangen, ihre Garderobe zu sichten. Während sie die eleganteren Teile für wohltätige Zwecke im örtlichen Secondhandshop verkaufen wollte, hatte sie die praktischen, zeitlosen Sachen in den alten Koffer gepackt, mit dem sie einst ins Haus gekommen war. Das gute Stück war ihr allemal lieber als das teure Designergepäck ihrer Flitterwochen. Diese Koffer und Taschen wollte sie zusammen mit ihrem Schmuck zurücklassen. Lediglich ihren Trauring würde sie behalten – vorerst.
    Sie hatte außerdem die Stellenangebote für Haushälterinnen in der Regionalzeitung studiert und mehrere Bewerbungen abgeschickt. Falls alles klappte, konnte sie im Lauf der Woche abreisen.
    Nichtsdestotrotz würde sie dieses Zimmer vermissen, das ihr so lange – insbesondere in den letzten beiden Jahren – Zuflucht geboten hatte. Vermutlich würde ihr auch das Manor fehlen, obwohl die Veränderungen bereits eingesetzt hatten. Zu Lionels Lebzeiten war es stets geräuschvoll zugegangen – fröhliches Stimmengewirr, Lachen, Hundegebell.
    Nun war das Haus von einer stilleren, grundlegend anderen Form von Energie erfüllt. Die Luft schien vor Spannung zu vibrieren.
    Lionels Arbeitszimmer war mittlerweile nicht mehr wieder zu erkennen. Am Tag nach Gabriels Ankunft war ein großer Lieferwagen mit Computern und allen nur erdenklichen elektronischen Geräten eingetroffen. Der alte massive Schreibtisch war einem modernen Möbel gewichen, das mit seiner technischen Ausstattung einem Steuerpult der NASA glich.
    Gabriel beabsichtigte offenbar, Westroe Manor als Nebenstelle seines Büros zu nutzen. Er kann also künftig nicht mehr unter dem Vorwand der Arbeitsüberlastung von zu Hause fernbleiben, überlegte Joanna. Vielleicht ist ihm seine Freiheit nicht mehr so wichtig.
    Er hatte in jeder Hinsicht Besitz vom Haus ergriffen – nur ein einziges Mal hatte sie einen Moment der Schwäche erlebt. Sie hatte am Vorabend gerade ins Bett gehen wollen, als sie einen Lichtschein in Lionels Zimmer bemerkt hatte. Spontan war sie den Flur entlang zur geöffneten Tür gelaufen und hatte Gabriel vor dem Bett seines Vaters knien sehen, den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt, am ganzen Körper bebend …
    Ihr Instinkt hatte sie gedrängt, zu ihm zu eilen und ihn zu trösten. Ihn an sich zu ziehen und ihn seinen Schmerz in ihren Armen ausweinen zu lassen.
    Aber natürlich hatte sie dergleichen nicht getan, sondern war auf Zehenspitzen hinausgegangen und hatte selbst mit den Tränen gekämpft. Keine noch so fürsorgliche Geste hätte etwas an der Situation zu ändern vermocht.
    Joanna blickte auf ihren Ehering und drehte ihn nervös am Finger. Eigentlich könnte sie ihn jetzt abstreifen. Die Konventionen waren gewahrt, und sie hatte keinen Grund mehr, ihn zu tragen. Sie wollte ihn gerade abziehen, als es kurz an der Tür klopfte und Gabriel hereinkam.
    Obwohl er sie unmöglich beobachtet haben konnte, versteckte sie errötend beide Hände hinter dem Rücken. „Ich habe dich nicht zum Eintreten aufgefordert“, sagte sie trotzig.
    „Das ist nichts Neues für mich“, erwiderte er geringschätzig. Er bemerkte den halb gepackten Koffer und zog die Brauen hoch. „Reisepläne, Liebling?“
    „Ich muss an meine Zukunft denken“, erklärte sie.
    „Jetzt, da das Sicherheitsnetz meines Vaters nicht mehr existiert?“ Er schaute sie versonnen an. „Du wirst eine harte, kalte Welt dort draußen vorfinden, Joanna.“
    „Das Leben hier war auch nicht immer eine Quelle der Freude.“
    „Tut mir Leid. Ich werde mich von nun an bemühen, amüsanter zu sein.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Ich werde nicht mehr lange hier sein.“
    „Würdest du deine Flucht wenigstens lange genug aufschieben, um uns im Salon Gesellschaft zu leisten? Du lässt alle warten.“
    „Fangt ruhig ohne mich an“, schlug sie vor. „Ich bin an dieser Zusammenkunft nicht besonders interessiert.“
    „Die letzte Woche war für uns alle ein Vorgeschmack auf die Hölle“, räumte Gabriel ein. „Trotzdem wirst du mich jetzt in den Salon begleiten und dir mit allen anderen Lionels Testament anhören. Du bist nämlich noch immer meine Frau, und dein Platz ist an meiner Seite. Zumindest bis auf weiteres.“
    „Ich bin froh, dass du meinen Wunsch akzeptierst.“ Während sie sich unterhalten hatten, war es ihr gelungen,

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