Traummann auf Raten
gereicht hatte. „Worauf wollen wir trinken?“
„Wie wärs mit ‚Auf abwesende Freunde‘?“
Nachdem sie den Toast ausgebracht hatten, nahmen sie rechts und links vom Kamin Platz.
„Und wie geht es Mrs. Elcott?“ erkundigte er sich nach einer Pause.
Joanna biss sich auf die Lippe. „Sie ist auf ihrem Zimmer – am Boden zerstört.“
„Davon bin ich überzeugt“, versicherte Henry Fortescue trocken. „Es muss immens frustrierend für sie sein, dass ihre Hoffnungen sich nun nicht mehr erfüllen werden.“
Sie zog die Brauen hoch. „Das, mein lieber Mr. Fortescue, könnte man fast als indiskret bezeichnen“, tadelte sie ihn ironisch.
„So war es auch gemeint. Ich wusste genau, worauf sie aus war, und es hat mir absolut nicht gefallen – weder als Lionels Freund noch als sein Anwalt.“
Joanna seufzte. „Lionel war zu gut für diese Welt. Allein wenn man bedenkt, was er für mich getan hat …“
„Sie wollen doch hoffentlich nicht Ihre Situation mit der Ihrer Stiefmutter vergleichen“, sagte er stirnrunzelnd. „Für Lionel war es ganz selbstverständlich, Ihnen nach dem Tod Ihres Vaters ein Heim zu bieten. Ihre Mutter war schließlich seine Lieblingscousine. Cynthia hatte allerdings keinen Anspruch auf seine Großzügigkeit. Jeremy und sie waren erst wenige Monate verheiratet, als der Unfall geschah. Für Lionel war sie eine völlig Fremde.“ Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Sie war eine junge, gesunde Frau und ist es immer noch. Nichts hätte sie daran gehindert, wieder als Sekretärin zu arbeiten und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Stattdessen hat sie sich an Ihren Rockzipfel gehängt und ist hier eingezogen.“ Der alte Anwalt stieß einen verächtlichen Laut aus. „Eigentlich hätte sie den Haushalt führen müssen, das war nämlich Lionels Absicht.“
„Mich hat es nicht gestört.“ Sie trank einen Schluck. „Außerdem war Hauswirtschaft nie Cynthias Stärke.“
„Was dann?“
„Nun ja, sie kann recht dekorativ sein.“
Im Gegensatz zu mir, dachte sie wehmütig. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie als ungelenker Teenager aufgeregt darauf gewartet hatte, der neuen Frau ihres Vaters vorgestellt zu werden, und lediglich einen geringschätzigen Blick und die spöttische Bemerkung: „Meine Güte, was für ein unscheinbares Ding!“ erntete.
„Egal, es ist ja nicht mehr für lange“, fuhr Joanna fort. „Ich hoffe nur, sie hat nichts von ihrem Beruf verlernt, denn ich glaube nicht, dass Gabriel ihr gestatten wird, auf seine Kosten zu leben. Mir auch nicht“, setzte sie hinzu.
Mr. Fortescue rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. „Joanna … Mrs. Verne, Sie werden natürlich gewisse Anrechte haben …“
„Unterhalt oder so.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ich will nichts. Und bitte, nennen Sie mich nicht Mrs. Verne. Ab jetzt werde ich wieder meinen Mädchennamen tragen.“
„Ist das wirklich nötig?“ Er klang besorgt.
„Ja.“ Joanna nickte. „Ich habe Sie heute Abend hauptsächlich herkommen lassen, weil ich Sie um einen Gefallen bitten will. Ich möchte, dass Sie Gabriel einen Brief von mir aushändigen. Sie haben offenbar Kontakt zu ihm und ich nicht.“ Sie zögerte. „Als Lionel noch lebte, wollte er nichts von Scheidung hören. Sie kannten seine Ansichten über dieses Thema. Aber nun ist alles anders.“
„Ich weiß, dass er stets auf eine Versöhnung zwischen Ihnen und Gabriel gehofft hat. Er hat die Schuld am Scheitern Ihrer Beziehung zum Teil bei sich selbst gesucht, weil er glaubte, Sie beide zur Ehe gedrängt zu haben, bevor Sie bereit dazu waren.“
Sie stand auf, ging zum Tisch und nahm einen versiegelten Umschlag auf. „Ich biete ihm einen schnelle, saubere Scheidung ohne irgendwelche Vorwürfe.“ Ein kühles Lächeln umspielte ihre Lippen. „Eingedenk seiner unzähligen Schlagzeilen in der Klatschpresse finde ich das recht großzügig.“
„Als Anwalt halte ich es für verrückt“, entgegnete er.
„Vergessen Sie nicht, Sie sind jetzt Gabriels Anwalt, nicht meiner.“ Sie reichte ihm das Kuvert. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es an ihn weiterleiten würden. Es gibt keinen Grund mehr, die Sache länger hinauszuzögern.“
Er betrachtete den Umschlag zweifelnd. „Sie können ihm den Brief doch selbst geben, wenn er zur Beerdigung kommt.“
Joanna spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich. „Nach dem schrecklichen Streit vor seiner Abreise dachte ich, er würde der Beisetzung fernbleiben“,
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