Traummann auf Raten
plötzlich einfiel.
Ratlos wandte sie sich vom Spiegel ab. Nun, sie würde das Dinner hinter sich bringen, sich anschließend höflich bei ihm bedanken und künftig dafür sorgen, dass sich ihre Wege nicht wieder kreuzten.
Als Joanna zum Tisch zurückkehrte, stand der Wein bereits da, und die Kellnerin servierte gerade die Vorspeisen. Das Essen war gut und bot daher genügend Stoff für ein unverfängliches Gespräch.
Kurz nachdem die Hauptgerichte aufgetragen worden waren, wurde die Tür zur Straße geöffnet, und ein Schwall kalter Luft strömte herein. Joanna blickte flüchtig auf und zuckte zusammen, als Gabriel hereinkam. Mit großen Augen beobachtete sie, wie er seinen Mantel an einen der Haken neben dem Eingang hängte, bevor er zur Bar hinüberging. Nach dem Empfang zu urteilen, der ihm zuteil wurde, gehörte er eindeutig zu den Stammkunden.
Ausgerechnet hier müssen wir uns begegnen, dachte sie, musste jedoch insgeheim einräumen, dass er schließlich irgendwo essen musste, wenn er nicht im Manor war. Und Cynthia war wahrlich keine Köchin.
„Stimmt etwas nicht?“ Rupert beugte sich besorgt vor.
„Mein Mann hat offenbar beschlossen, heute Abend ebenfalls hier zu essen“, erwiderte sie und zuckte die Schultern.
„Oh.“ Er drehte den Kopf zur Bar. „Ist das ein Problem für Sie?“
„Nicht im Entferntesten.“ Sie deutete auf ihren Teller. „Der Barsch ist übrigens köstlich.“
„Er hat uns gesehen“, flüsterte Rupert. „Er kommt her.“
„Joanna … Welch angenehme Überraschung.“ Gabriels Stimme klang trügerisch sanft. „Möchtest du mir nicht deinen Begleiter vorstellen?“
Widerstrebend machte sie die beiden Männer miteinander bekannt.
„Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?“ schlug Rupert großzügig vor.
„Nein, danke. Ich bin selbst verabredet.“ Gabriel sah Joanna an. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du heute auswärts isst, Liebling.“
„Nur, weil ich es selbst noch nicht wusste. Es war eine spontane Entscheidung. Rupert kam zufällig am Laden vorbei, und wir hatten beide nichts vor.“
Warum, um alles in der Welt, erzählte sie ihm das? So als müsse sie sich rechtfertigen, obwohl Cynthia spätestens in ein paar Minuten hier auftauchen würde.
Vielleicht wegen des unterschwelligen Zorns, der in Gabriels kühlem, fast trägem Tonfall mitschwang.
Dabei hat er absolut keinen Anlass dazu, dachte sie. Ich bin diejenige, die wütend sein sollte. Es ist mein gutes Recht, ein eigenes Leben zu führen.
„Du hattest nichts vor?“ Gabriel klang versonnen. „Eine gefährliche Situation für eine Ehefrau. Ich sollte besser dafür sorgen, dass in Zukunft deine Zeit ausgefüllt ist, Liebes.“
Joanna legte geräuschvoll die Gabel auf den Tisch. „Dafür müsstest du aber wesentlich häufiger zu Hause sein, Gabriel. Wir beide wissen, wie langweilig das wäre.“ Sie trank einen Schluck, in der Hoffnung, der kühle Wein würde das Brennen in ihrer Kehle lindern.
„Dann muss ich eben gewährleisten, dass sich das Opfer lohnt.“ Gabriels Worte jagten ihr einen Schauer über den Rücken. „Einen schönen Abend noch.“ Nach einem kurzen Nicken kehrte er an die Bar zurück.
„Oje“, meinte Rupert leise. „Ich schätze, jetzt stecken Sie in Schwierigkeiten, Mrs. Verne.“
„Unsinn“, entgegnete sie nachdrücklich.
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Gabriel das Münztelefon am Ende der Bar benutzte. Wahrscheinlich bat er Cynthia, ihre Ankunft zu verschieben, bis sie die Mahlzeit beendet hatten und gegangen waren.
In einem Anflug von Rachsucht überlegte Joanna, ob sie den Aufbruch durch Dessert und Kaffee so lange hinauszögern könne, bis das Restaurant schloss. Allerdings würde das wiederum bedeuten, dass sie noch etliche Stunden in Ruperts Gesellschaft verbringen müsste – eine Aussicht, die sie keineswegs begeisterte, obwohl sie nicht hätte sagen können, warum.
Er gab sich redlich Mühe, ihr zu gefallen. Seine Antworten kamen eine Spur zu prompt, so als hätte er sie einstudiert, was natürlich absurd war.
Das Problem liegt bei mir, entschied sie und schob seufzend den Teller beiseite. Ich bin es einfach nicht gewohnt, mit einem Mann auszugehen.
„Mehr essen Sie nicht?“ fragte er erstaunt.
„Ich bin nicht so hungrig, wie ich dachte.“ Sie lächelte. „Können wir bitte bezahlen und gehen?“
„Ja, gern.“ Rupert gab der Kellnerin ein Zeichen.
Die Frau eilte sofort herbei, dicht gefolgt von Gabriel. „Schon fertig?“ erkundigte er
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