Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Gefahren solcher Art Fluchtverhalten warnen, doch Tom hatte bereits wieder aufgelegt. Kaum hatte ich mich entkleidet, als das Telefon erneut schrillte. Und als hätte er es gerochen, nuschelte mir am anderen Ende der Leitung Robert entgegen.
„Hallo mein Engelchen, dein alter Ex-Robert ruft an. Leg nicht gleich auf. Ich weiß, mein Abgang war nicht so gut, aber ich bin mal wieder in der Stadt, vielleicht auf einen Kaffee, lass uns Freunde bleiben, Toni...“
Ich knallte den Hörer auf die Gabel meines alten Wählscheibentelefons und duschte. Nachdem ich mich angezogen hatte, läutete das Telefon schon wieder.
„Ich will nicht mehr mit dir reden, du Möchtegernschwerenöter...“, schrie ich in den Äther.
„Hoppla, Antonia. Behalten Sie doch bitte für sich, was Sie über mich denken!“
Ich errötete merklich. Rasmus Brügge.
„Sind Sie noch am Telefon?“, fragte er verunsichert.
„Ah, ja, natürlich. Ich meine nicht Sie, natürlich nicht, ich meine jemand anderen, einen unbedeutenderen Menschen als Sie, also jedenfalls nicht Sie.“ Mein zartes Hellrot auf den Wangen verwandelte sich in Burgunder. Was hatte ich denn da gesagt, welche dümmlichen Worte waren mir da aus meinem gedankenlosen Kopf gesprungen. Hatte ich gerade meinen Boss mit Bedeutungslosigkeit geadelt?
Ich spürte sein mephistophelisches Grinsen auf dem Rücken der Funkwellen bis zu mir gleiten. Er hüstelte. Überhörte meinen Wortschwall jedoch geflissentlich.
„Ich habe mich spontan entschlossen, am Wochenende eine kleine Gartenparty zu geben. Christoph kommt ja zu Besuch (es roch irgendwie schon wieder nach Schwefel) und jemand der etwas von mir kaufen will, inklusive seiner Tochter, ich kenne sie von früher, außerdem noch Vera und ein paar andere. Organisieren Sie da was, ja?!“
Das war keine Frage, das war eine Aufforderung.
Vera war, wie ich inzwischen erfahren hatte, die unglaublich schöne Frau, welche Rasmus Brügge beglückte. Ich hatte sie noch nicht gesehen, aber Martha hatte mir noch einige Male von ihr berichtet und dem zerwühltem Bett in Brügges Schlafgemach.
„Wie hoch ist denn das Budget?“, wollte ich wissen, und dann natürlich auch noch, was er sich so vorgestellt hatte.
„Kommen Sie morgen ruhig schon zeitiger, dann besprechen wir alles. Schönen Abend noch und wünsche wohl zu träumen.“
Hätte nur noch gefehlt, der hätte gesagt von Christoph. Aber das brauchte er gar nicht, das tat ich sowieso. Christoph war mein Traummann, ohne dass ich ihn kannte, einfach nur aus einem undefinierbaren Gefühl heraus. Ich träumte ja in den letzten Wochen einzig von Christoph. Der war in meinem Schlaf gefangen und hatte sich dort eingenistet wie ein Polyp. Nur wesentlich angenehmer. Ich musste auf mich aufpassen, sonst würde ich noch besessen von diesem Menschen werden. Ich kuschelte mich in mein Bett, schlief ein, aber Christoph wollte mich diese Nacht nicht besuchen. Leider. Das war hoffentlich kein schlechtes Omen.
Am nächsten Morgen kleidete ich mich in ein frühlingshaftes Leinen und wusch mir meine Haare noch einmal besonders gründlich, rasierte mich unter den Armen und epilierte meine Beine. Autsch, ja, den Epilierer hatte ich schon lange nicht mehr an meine Schienbeine gelassen. Außergewöhnliche Ohrringe und den kleinen, unsichtbaren Damenbart blondiert, Wimpern getuscht, Abdeckcreme großzügig verteilt, roter verführerischer Lippenstift, fertig war ich. Schön wie eine Nymphe am jüngsten Tag.
Martha saugte wieder mal Staub, als ich den Schlüssel ins Schloss steckte. Diesmal stand sie jedoch nicht mit einem Schürhaken da, weil ihr Arbeitgeber als Beschützer im Hause weilte.
„Du bist schon da, warum?“
„Na, ich werde die nächsten Tage hier nächtigen, wegen der Kinder, und Herr Brügge wollte doch auf Grund seiner spontanen Gartenparty noch einige Dinge mit mir abklären.“
„Ach ja. Ich soll auch helfen bei der Party. Ich soll die Bar machen, weil Catering nur für das Essen zuständig ist. Mit Cocktails kenne ich mich aus. Bevor ich gearbeitet habe als Putzfee, war ich in Nachtclub Barmixerin.“
Fragend hob ich meine Augenbraue. Martha winkte ab.
„Ist eine andere Geschichte. Herr Brügge ist in Schuppen. Ach übrigens, ein Freund von Rasmus kommt zu Besuch. Christoph, der Scheine nenne ich ihn. Er ist ein wirklich scheiner Mann. Und er ist charmant wie Clarke Gabler in „Verweht von Wind“ oder wie Roger Moore in Simon Templar.“ Na, die sind beide aber nun wirklich
Weitere Kostenlose Bücher