Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
stand neben mir, eine Wasserflasche, wie außergewöhnlich, in der Hand, und blickte über meine Schulter auf den Bildschirm. Erschrocken und verschüchtert klappte ich den Bildschirm um.
„Nichts weiter, ich versuche mich nur an einer Geschichte“, versuchte ich abzuwiegeln, was ging ihn das auch an.
„Tatsächlich, lassen Sie mal sehen.“ Herr Brügge klappte den Laptop wieder auf. Ich klappte ihn wieder herunter.
„Das ist nur so Schnulzenkram, gar nicht weiter interessant.“
Ungeachtet meiner ablehnenden Haltung ignorierte er einfach meine Worte, schob mich zur Seite und den Computer wieder auf, scrollte nach oben und begann, sein Pausenwässerchen nebenbei schlürfend, mit der Lektüre meines Werkes. Ein ‚Nein‘ schien im Vokabular dieses Herren offenbar nicht vorzukommen. Er drängelte sich, ohne es zu hinterfragen, in die Privatsphäre eines Menschen. Er war ein ungehobelter Klotz, ohne Frage. Ich weiß nicht warum, doch ich ließ ihn gewähren.
Nervös spazierte ich im Garten auf und ab. Ich ging ins Haus und säuberte die Küche. Was war, wenn sich Herr Brügge in meinem Werk widergespiegelt fand, wenn er herauslas, wie sehr ich in Christoph verschossen war.
Die Zeit verging, und ich holte Konrad aus der Kita ab. Nathan und Amalie trudelten ein. Aber so viel hatte ich doch auch nicht geschrieben. War das, was ich schriftstellerisch zum Besten gab, etwa so gut, dass er es wieder und wieder lesen musste. Innerlich war ich schon ein wenig stolz. Doch beim Abendbrot Zubereiten kam er in die Küche und gab mir meinen Rechner mit den Worten:
“Sorry, hab ihn vergessen zurückzugeben. Lag noch auf der Gartenbank!“ zurück. Danke schön!
Er schlurfte in sein provisorisches Atelier, und ich nahm mein Notebook und verstaute es peinlichst berührt in meiner Tasche.
Am Abendbrottisch kam Gustav, ach quatsch Christoph, aufgeputscht und erfreut von seiner Medizinertagung wieder, sein Hämorriden-Vortrag hatte frenetischen Beifall geerntet, dann endlich ein liebes Wort:
„Na, Antonia, wie war Ihr Tag?“, fragte Christoph, den Löffel mit Gazpacho auf dem Weg zum Mund.
„Och...“, ich klimperte mit den Augen.
„Antonia schrieb an ihrem Roman“, Rasmus Brügge schlürfte und fixierte Konrad mit schmalen Augen, weil dieser sein Brot in klitzekleine Krümel zermalmte. Konrad hörte sofort auf. War mir diese Aussage vielleicht unangenehm.
„Sie schreiben. Das find ich interessant. Menschen mit soviel Kreativität, das ist für mich, der ich ein eher nüchternes Naturell habe, eine echte Gabe. Bis auf meine medizinischen Abhandlungen habe ich ja mit Literatur eher wenig zu tun. Darüber müssen Sie mir mal mehr erzählen.“
Christophs Augen lächelten mich an, mir wurde warm, wenn die Peinlichkeit auch noch immer Herr über mich war. Aber Christoph und ich würden über mich reden. Das waren immerhin Aussichten.
„Ich schreibe auch...Vieren und Fünfen...“, Nathan feixte, und Rasmus Brügges Augen fixierten nun den Älteren der beiden Jungen.
„Gab es heute eine entsprechende Zensur, Knabe?“
„Nein gar nicht, sogar eine Eins in Deutsch auf ein Gedicht, das ich mit Toni geübt habe. Wegen besonders guter Betonung.“
„Guter Junge, kannst du mir nachher mal aufsagen. Liegt in unserer Familie, das Theatralische.“ Rasmus Brügge drehte sich eine Zigarette und trat ins Freie.
Nach dem Auflösen der Tafel setzten sich die Kinder vor den Fernsehschirm. Ich räumte auf, und Christoph half mir dabei. Also die Art, wie er die Gläser aus dem Geschirrspüler nachpolierte, das war richtiggehend gefühlvoll. Ob er auch mit Frauen so sanft zu Werke ginge?
„Sie sind eine interessante Frau, Antonia.“
Hä? Ich? Ich ließ beinahe den guten Suppenteller fallen. Christoph ließ die Gläser erstrahlen und blickte mich dabei an. Mein Herz begann eine kleine Spur schneller zu rasen.
„Sie hüten die Kinder, arbeiten in einer Kanzlei, und nebenbei kommen Sie auch noch zum Schreiben.“ Christoph trat auf mich zu, und in dem Augenblick...
„Komm Christoph, auf in den Kampf, die Weißkitteldamenwelt wartet auf uns, wird Zeit zum lustigen Plausch mit den gutaussehenden Ärztinnen bei Wein und Whisky in der Nobel Bar.“
Rasmus war in einen, für meine Begriffe etwas schäbigen Anzug gekleidet, aber er war wenigstens gekleidet.
„Rasmus und ich gehen zum Medizinerball“, erklärte Christoph und streifte mein Dekolletee, während er sich auf den Weg zum Umkleiden begab. Mein Busen wuchs um
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