Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
wie eine sich festgebissene Bulldogge. Das hatte aber auch seinen Grund, schließlich hatte Oma Brügge die wohl leckerste Schokolade der Welt in ihrer Handtasche. Bald darauf klebte Nathan an Konrad, den er unter Prügelandrohung zur Herausgabe der Hälfte der köstlichen Schokolade zwang.
Frau Brügge richtete das Buffet her, während Martha die Bar aufbaute und ich die Fackeln im Erdreich des Wildreservoires befestigte und kleine Blumengestecke auf den Holztischen verteilte. Irgendwann betrat der DJ die Bildfläche.
„So, Fräulein Lounge und Jazz. Wo soll ich mich aufpflanzen?“ Was für ein putziges Kerlchen.
Am frühen Abend zog ich die Kinder um, Amalie machte das ohne mich und ging selber unter die Dusche. Als die Kinder fertig und auf ihren frisch nach Weichspüler duftenden Kleidungsstücken schon die ersten Essensflecken zu sehen waren, konnte auch ich mich endlich umkleiden. So steckte ich mich in ein Outfit, in welchem ich aussah wie die Bardot in ihren besten Tagen.
Man, war ich sexy. Wenn das dem Christoph nicht auffiele, wäre er blind und ich frustriert. Etwas wacklig auf den zu hohen Absatzschuhen schritt ich in den Garten, und hinterließ tiefe Eintrittsspuren im Rasen. Die ersten Gäste hatten sich bereits eingefunden. Mein Handy klingelte.
„Hallo, Toni, wo bist du denn?“
„Wie, wo bin ich, na hier. Was kann ich denn für dich tun, mein Kleiner.“
„Nenn mich nicht ständig Kleiner und schon gar nicht, wenn ich dich um 20 cm überrage. Wir stehen vor deiner Tür und haben keinen Schlüssel. Die Fahrt war lang. Wo bist du?“
Verdammt, mein Bruder mit Anhang. Die waren meinem Hirn ganz entschwunden.
„O.K. Ich gebe dir die Adresse von meinem Arbeitgeber. Hier ist heute eine kleine Party. Komm vorbei und hol den Schüssel ab.“
„Du, wir kommen mit den Öffentlichen. Wird also ein wenig dauern. Tuffels Auto hat auf der Stadtautobahn seinen Auspuff verloren, und nun hat den der ADAC in ´ne Werkstatt geschleppt.“
„Du bist mit Tuffels alter Schrottmühle gefahren? Die war doch schon alt, als sein Vater die noch fuhr.“
„Nein, Tuffel ist gefahren. Der hat nächstes Wochenende hier einen Gig, und da verbringt der die Woche gemeinsam mit uns, bei dir...“ Toms Stimme erstarb.
Na schön, dass ich davon nun auch schon erfuhr. Max, alias Tuffel, war Toms Kinderfreund und ihm noch immer der liebste seiner Kumpel.
Ich hab beiden den Hintern gewischt, selbigen verkloppt und später die ersten Aufklärungsgespräche mit beiden geführt. Max war wie ein Bruder von Tom, und irgendwie von mir auch, so gut wie ich ihn kannte. Max spielt als Bassist in irgendeiner Teenie-Band, hatte sein Abitur laut Tom noch gerade so bestanden und war ein zerwuseltes, von wenigen Gedanken an Großes heimgesuchtes Exemplar der menschlichen Gattung. Aber ich mochte ihn. Also Tom, Maja und Tuffel in meiner Wohnung.
„Ach, sagt mal, ihr könnt doch bei Sergej klingeln. Der hat einen Ersatzschlüssel.“
„Deine Nachbarn sind nicht da.“
„Also gut, kommt her.“
Ich gab die Adresse durch und legte auf. Ganz schnell brachte ich meine Handtasche wieder nach oben in Konrads Zimmer. Noch einen Anruf dieser Art würde ich nicht verkraften.
„Na Antonia, Sie sehen ja heute Abend aus wie eine frisch geschnittene Scheibe Parmaschinken. Zart und rosig. Endlich mal ein wenig Farbe im Gesicht.“
Irritiert drehte ich mich um. Mein Chef.
„Na danke für das Kompliment, Herr Brügge. Sie scheinen mir heute auch den gehaltvollen Ausdruck eines im Eichenholz gelagerten französischen Roten zu verströmen.“
Sein Weinglas in der Hand hin und her schwenkend griente er mich an.
„Gutes Kind, passt ja, Parmaschinken und ein guter alter Rotwein. Was will man mehr vom Leben. Schauen Sie, wie sich die Kinder amüsieren. Die knoten gerade die Schuhbänder vom alten von Straaten zusammen. Er wird fallen, definitiv“, Rasmus wies mit der Rotweinglashand in Richtung eines distinguierten Herrn, der sich lebhaft mit Frau Brügge Senior unterhielt und mit ausladenden Gesten anscheinend etwas erklären wollte.
„Das da hinten sind unsere Nachbarn, die Weisgerbers. Sympathische Leute. Er ist in der Ökostrombranche, irgendwas mit Sonnenenergie oder Windrädern, und sie hat einen Laden im Zentrum. Kosmetik für die umweltbewusste Frau von heute.“ Ich betrachtete die Dame in den wallenden Gewändern und deren Gemahl, welcher ganz in hellem mit Waschmittel, nur für Weiße, getauchtes Leinen erschienen war.
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