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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lizzie Beaton
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rief Louis aufgeregt. Von dem hohen Hocker kam er alleine nicht mehr runter (was den Vorteil mit sich brachte, dass er auch nirgendwo seine Finger reinstecken konnte, wenn er erst einmal saß). » Mummy? Aua?«
    Es fiel Pearl nicht leicht, aber dann riss sie sich endlich zusammen. Mit nur ein wenig zittriger Stimme erklärte sie: » Oh, nein, Liebes. Mummy hat kein Aua.«
    Caroline berührte sie sanft an der Schulter, Pearl schaffte es aber nur noch, ihr mit zitternden Händen den Brief zu reichen, bevor sie die Theke umrundete und Louis in den Arm nahm.
    » Komm her, Baby«, sagte sie und presste sein Gesicht an ihre Schulter, damit er ihre Tränen nicht sah. » So ist es gut«, gurrte sie. » Alles in Ordnung.«
    » Will nicht in Kindergarten«, erklärte Louis entschlossen. » Hier bei Mummy bleiben.«
    Caroline warf einen Blick auf das Blatt. Es trug die offizielle Anschrift des Gesundheitsamtes von North East London.
    Liebe Mrs McGregor,
    Ihr Sohn, Louis Kmbota McGregor, hat im Stoke Newingtoner Kindergarten Little Teds, Osbaldeston Road 13, London N16, vor kurzem an einem Gesundheitscheck teilgenommen. Die Ergebnisse dieses Tests zeigen, dass Louis seinem Alter und seiner Größe entsprechend übergewichtig bis fettleibig ist.
    Selbst in diesem frühen Alter können Übergewicht oder Fettleibigkeit bei einem Kind zu schweren Schäden für Gesundheit und Fitness im späteren Leben führen. Sie können Herzkrankheiten, Krebs, Unfruchtbarkeit, Schlafstörungen, Depressionen und einen frühen Tod zur Folge haben. Ein paar Umstellungen in der Ernährung und im Training Ihres Kindes, Louis Kmbota, können dazu beitragen, dass er gesund heranwächst und ein langes, erfülltes Leben vor sich hat. Wir haben für Sie am 15.07. einen Termin mit unserer Ernährungsberaterin, Ned Mahet, vereinbart…
    Caroline ließ das Papier sinken.
    » So eine Frechheit!«, verkündete sie, und ihre Nase zuckte. » Das sind doch alles Despoten, grausame, völlig beschränkte linke Idioten, die meinen, dass Väterchen Staat sich in alles einmischen und seine dummen kleinen Bürger an die Hand nehmen muss.«
    Pearl blinzelte zu ihr hinüber. Etwas Besseres hätte Caroline gar nicht sagen können, um sie aufzumuntern. » Aber… das ist doch ein offizielles Schreiben.«
    » Und es ist auch ganz offiziell eine Katastrophe. Wie können die es nur wagen? Sieh dir deinen zauberhaften Jungen doch mal an. Ja, gut, er ist ein bisschen mollig, aber das wusstest du auch vorher. Das geht die doch überhaupt nichts an. Soll ich den für dich zerreißen?«
    Mit vor Staunen aufgerissenen Augen starrte Pearl ihre Kollegin an.
    » Aber das ist doch offiziell!«
    Caroline zuckte mit den Achseln. » Ja und? Wir zahlen doch schließlich Steuern. Je weniger von diesen Wichtigtuern mit solchem Kram beschäftigt sind, desto besser für uns alle. Also, soll ich?«
    Pearl war schockiert und fühlte sich wie ein ganz böses Mädchen, nickte aber trotzdem. Normalerweise hielt sie sich immer exakt an die Regeln, wenn es um etwas Offizielles ging. In ihrer Welt taten die Leute, was solche Briefe verlangten, oder es hatte schlimme Folgen. Leistungen wurden gestrichen. Es wurden neue Wohnungen zugewiesen, und da musste man dann hinziehen, egal, wie schrecklich die auch waren. Oder es kam jemand vorbei und fasste die Kinder an, und wenn die Eltern etwas dagegen hatten, konnte man ihnen die Kleinen sogar einfach wegnehmen, davon war sie überzeugt. Die wollten wissen, wie viel man trank und rauchte und wie lange man arbeitete und wo denn der Vater des Kindes steckte, und wenn man nicht die richtigen Antworten gab, wenn man nur ein kleines bisschen danebenlag, dann konnte man in nächster Zeit eben keine Schuhe mehr kaufen. Dass Caroline den Brief jetzt einfach zerriss, als ob er nichts zu bedeuten hätte– einfach nur blöd war und ignoriert werden sollte–, das eröffnete ihr auf einmal völlig neue Perspektiven. Es machte sie immer noch wütend, dass Caroline sich um solche Sachen nicht zu scheren brauchte. Aber es war auch befreiend.
    » Danke«, sagte sie leise mit widerwilliger Bewunderung zu Caroline.
    » Also, weißt du«, bemerkte ihre Kollegin, die die Schnipsel anmutig zusammenfegte, » du siehst nun wirklich nicht wie jemand aus, der sich herumkommandieren lässt.«
    Pearl setzte Louis zurück auf den hohen Hocker. War er tatsächlich so mollig? Er hatte runde Babybäckchen und einen zauberhaften kleinen Kugelbauch, einen wohl gepolsterten Hintern, dralle

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