Traummann mit Zuckerkuss
nicht im Geringsten, und jetzt, wo Caroline mehr Stunden übernahm und Louis jeden Tag an der Seite seiner Mutter zur Bushaltestelle hopste, verlief sein zweiter Gewichtscheck problemlos.
Drei Wochen später kam Pearl herein und fand Caroline völlig erstarrt an die Theke gelehnt vor.
» Was ist denn los?«
Ihre Kollegin brachte keine Antwort heraus. Sie war steif wie ein Brett.
» Was ist passiert, Schätzchen?«
» Mir… mir geht’s gut«, stammelte Caroline.
Pearl drehte sie sanft, aber entschlossen zu sich um.
» Was hast du bloß?«
Carolines sonst so perfektes Gesicht war tränenverschmiert, und die Mascara rann ihr dramatisch über die Wange.
» Was ist denn nur?«, fragte Pearl, die wusste, wie heftig einen der Schmerz über den Verlust eines Mannes in den unerwartetsten Momenten treffen konnte, selbst wenn man schon seit Tagen nicht mehr an ihn gedacht hatte. Einmal war sie zum Beispiel mit dem Bus am Clapham Common Park vorbeigekommen und hatte sich an ein gemeinsames Picknick dort erinnert. Sie war damals mit Louis schwanger gewesen und hatte es genossen, ausnahmsweise mal nicht dick, sondern einfach nur schwanger auszusehen, obwohl ihre Brüste damals riesig geworden waren (was Ben ganz toll gefunden hatte). Sie saßen im Park und aßen Hähnchen, und Ben malte sich die Zukunft seines Sohnes aus und was er später mal werden würde, und sie schaute in den blauen Himmel und fühlte sich so sicher und glücklich wie nie zuvor. In diesen Park ging sie inzwischen nicht mehr.
Caroline würgte und deutete auf den Reißverschluss ihrer Hose. Sie trug ein ziemlich enges und offensichtlich sehr teures Modell, das unten schmal zulief. Der Reißverschluss daran war jedoch geplatzt, und zu allem Übel war oben auch noch der Knopf abgesprungen.
» Sieh doch!«, jaulte sie. » Schau dir das an!«
Pearl kniff die Augen zusammen und nahm die Sache unter die Lupe.
» Du hast den Reißverschluss gesprengt… Stopfst du hinter unserem Rücken etwa heimlich Ingwerplätzchen in dich rein?«
» Nein!«, empörte sich Caroline. » Absolut nicht. Ich bin nur an einer Tür hängengeblieben.«
» Wenn du es sagst«, meinte Pearl, die Carolines obsessive Selbstkasteiung eher amüsant fand. » Also, wo liegt dann das Problem?«
» Das ist das Cruise-10-Modell von D&G«, erklärte Caroline. Das sagte Pearl so gar nichts. » Ich… ich meine, die kostet mehrere hundert Pfund.«
Pearl überlegte, dass sie bei Primark wohl problemlos so ein Teil für einen Zehner kriegen würde, hielt aber lieber den Mund.
» Und ich… ich kann mir so eine jetzt nicht mehr leisten. Das war es für mich. Dieser Bastard sagt, dass er meinen Lebensstil nicht länger finanzieren wird.« Sie fing wieder an zu weinen.
» Ab jetzt muss ich bei… billigen Ketten einkaufen.« Ihr Schluchzen wurde lauter. » Und mir selbst die Haare färben!«
Pearl verstand nicht, wo das Problem lag. » Na, daran ist doch nichts auszusetzen. Du weißt doch, wie es so schön heißt, solange man genug zu essen und ein Dach über dem Kopf hat…«
» Ich habe noch nie genug gegessen«, verteidigte sich Caroline.
» Lass mich mal einen Blick darauf werfen«, bat Pearl. » Da ist ja nur der Reißverschluss kaputt. Kannst du das nicht in deiner Nähgruppe reparieren?«
» Ha!«, lachte Caroline. » Nein. Da geht es doch nur um Patchwork. Und ums Tratschen.«
» Na, dann kann ich das vielleicht ausbessern«, schlug Pearl vor. Caroline starrte sie mit großen blauen Augen an.
» Wirklich? Das würdest du für mich tun?«
» Was hättest du denn normalerweise gemacht?«
Caroline zuckte mit den Achseln. » Ich denke… ich hätte mir einfach eine neue Hose gekauft. Früher zumindest. Und diese hier natürlich dem Secondhandshop gespendet.«
» Natürlich«, murmelte Pearl kopfschüttelnd. Sie hätte eine mehrere hundert Pfund teure Hose weggegeben, und das nur wegen des Reißverschlusses. Diese Welt war wirklich verrückt.
Die Türklingel kündigte einen Kunden an: Doti, der Briefträger, kam mit seinem üblichen hoffnungsvollen Lächeln herein.
» Hallo, die Damen«, grüßte er höflich. » Was ist denn hier los?«
Pearl konnte sich den Spruch nicht verkneifen: » Caroline hat ihre Hose gesprengt.«
» Oh, gut.«
» Was ist denn daran gut?«, fauchte Caroline.
» Sie brauchen ein bisschen was auf den Rippen«, meinte Doti. » Dürre Frauen sehen so… traurig aus. Sie sollten welche von Ihren köstlichen Cupcakes essen.«
Caroline rollte mit den
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