Traummann mit Zuckerkuss
Menschen, die beim Tod des Ehepartners erleichtert waren. Kannst du dir das vorstellen?«
Issy antwortete nicht. Das wollte sie sich lieber gar nicht vorstellen.
» Also, weißt du, sie war eine tolle Frau, immer so keck! Und äußerst selbstbewusst, während ich eher ein wenig schüchtern war. Nur an diesem einen Abend nicht. Ich weiß bis heute nicht, woher ich den Mut genommen habe, sie anzusprechen. Und ja, ich war mir von Anfang an sicher.«
Er schmunzelte, als er daran zurückdachte. » Es war allerdings gar nicht so einfach, ihren alten Herrn zu überzeugen. Oh, das war vielleicht ein Pedant. Als ich den dritten Laden eröffnet habe, da war er dann endlich zufrieden, das weiß ich noch.«
Joe berührte Issy an der Wange. » Sie hätte dich auch sehr gern gehabt.«
Issy schmiegte sich an die alte Hand. » Danke, Gramps.«
» Dann gib mir doch mal ein Stück Kuchen.«
Issy sah die Krankenpflegerin an und zog die Augenbrauen hoch. Heute war es nicht Keavie. Die Schwester brachte sie später zur Tür.
» Wo ist bloß all die Romantik geblieben?«, murmelte sie. » Heutzutage würde das ganz anders laufen. Er würde sie flachlegen, und dann gäbe es am nächsten Tag bestimmt keinen Ring. Damit meinte ich jetzt nicht Ihren Großvater«, fügte sie hastig hinzu, » sondern die Männer generell. Ganz allgemein. Ich glaube nicht, dass je ein Typ in einem Nachtclub auf mich zukommen und denken wird, okay, Baby, lass uns heiraten und Kinder kriegen. Oder falls das doch noch jemand vorhat, dann sollte er sich besser ranhalten.«
Issy lächelte mitfühlend.
» Viel Glück. Hätten Sie vielleicht gerne noch einen Cupcake?«
» Immer her damit.«
Kapitel 17
Graeme blickte auf seine Post und seufzte. Er wollte die Sendung nicht einmal öffnen. Er wusste, was er da vor sich hatte, einen riesigen Umschlag voller Unterlagen und Informationsblätter. Bei der Planung war ein großer Umschlag ein gutes Zeichen. Ein kleiner hingegen war schlecht und bedeutete eine Absage. Ein großes Kuvert hieß » Füllen Sie als Nächstes bitte diese Formulare aus«. Es brachte Aushänge an den Laternenmasten rund um Pear Tree Court mit sich. Jetzt ging es los, dafür musste er den Umschlag nicht mal öffnen. Ein blonder Kopf sah zur Tür herein. Es handelte sich um Marcus Boekhoorn, den holländischen Besitzer von Kalinga Deniki und etwa hundert anderen Firmen, der gerade auf Stippvisite in England war.
» Unser aufstrebender Stern«, rief er und eilte in den Raum. Bei Marcus ging immer alles ganz schnell, er war ständig in Bewegung, wie ein Haifisch. Graeme sprang augenblicklich auf.
» Jawohl, Sir!« Er war froh, dass er heute seinen knapp geschnittenen Paul-Smith-Anzug trug. Marcus war in Form und mochte es angeblich, wenn auch seine Männer schmal und hungrig wirkten.
» Mir gefällt dieses lokale Projekt«, erklärte Marcus und tippte sich mit dem Montblanc-Füller gegen die Zähne. » Das ist genau die Richtung, die ich mir für unser Unternehmen vorstelle. Lokale Geschäfte, lokale Kunden, Geld aus lokalen Quellen, lokale Handwerker, damit alle zufrieden sind. Verstanden?«
Graeme nickte.
» Ich denke, wenn Sie das hinkriegen, dann wartet eine große Zukunft auf Sie. Und zwar da, wo Sie wollen. Lokale Entwicklung. Das ist der neuste Schrei. Ich bin wirklich zufrieden.«
Er warf einen Blick auf Graemes Schreibtisch. Obwohl der in einer anderen Sprache beschriftet war und falsch herum dalag , ide ntifizierte er den Umschlag sofort. Ihm entging eben nichts.
» Sie haben die Genehmigung schon!«, rief er erfreut aus. Graeme versuchte zu verdrängen, dass er ihn am liebsten gar nicht aufmachen wollte.
» So sieht es wohl aus«, nickte er und gab sich so cool und gelassen wie möglich.
» Das ist eben Business!«, rief Marcus und klopfte ihm auf die Schulter. » Gut für Sie!«
Nachdem der Boss sich auf den Weg zum Heliport in Battersea gemacht hatte, kam Billy, sein aufgeblasener Makler-Kollege, zur Tür herein.
» Bei dem hast du wohl einen Stein im Brett«, knurrte er nicht sonderlich erfreut. Bei Kalinga Deniki legte man keinen großen Wert auf ein kooperatives Betriebsklima. In diesem Spiel gab es Gewinner und Verlierer.
Als Graeme aufsah, ärgerte es ihn, wie Billy sich mit seinen protzigen Slippern, dem goldenen Siegelring und seinem sorgfältig herangezogenen Dreitagebart vor ihm aufgebaut hatte.
» Hm«, brummelte Graeme. Er hatte nun wirklich keine Lust, dem kleinen Mistkerl gegenüber mit Informationen
Weitere Kostenlose Bücher