Traummann mit Zuckerkuss
von der Zeitarbeitsfirma immer gern noch etwas länger im Büro blieb. Er sprach leise weiter, damit die restlichen Anwesenden ihn nicht verstanden, aber Austin bekam das Wichtigste dennoch mit. » Hör mal, ich dachte, du und ich, wir könnten uns gemeinsam um dieses Projekt kümmern und richtig Kohle machen. Uns zusammen eine größere Wohnung kaufen. Und du müsstest nicht mehr morgens um sechs aufstehen, die ganze Nacht über dem Papierkram hocken, dich mit den Lieferanten herumschlagen oder von dieser Buchhalterin anschnauzen lassen. Hm?«
Issy sah zu ihm hoch. » Aber…«, stammelte sie. » Aber…«
» Du hast hier so tolle Arbeit geleistet, das wird der Grundstein für unsere Unabhängigkeit. Es wäre so gut für unsere Beziehung. Und du könntest dir vielleicht einen Job suchen, bei dem du nicht so viel schuften musst, hm?«
Sie starrte ihn an, aufgebracht und fassungslos. Sie war nicht einmal auf Graeme wütend– er war ein Firmenhai, das war eben seine Arbeit. Nein, sie war wütend auf sich selbst. Weil sie so lange mit ihm zusammen gewesen war. Weil sie diese Schlange in ihr Leben gelassen und so naiv geglaubt hatte, dass er sich schon ändern würde. Weil sie angenommen hatte, dieser– scharfzüngige, selbstsüchtige, attraktive, bindungsunfähige– Typ, den sie da getroffen hatte, würde sich über Nacht in den Mann verwandeln, den sie in ihm sehen wollte, einfach nur, weil sie es sich so sehr wünschte. Wie hatte sie sich das denn bloß vorgestellt? Das war doch völlig unlogisch. Sie war so ein Idiot. So ein Dummkopf.
» Aber das geht doch gar nicht!«, rief sie plötzlich. » Ich habe immerhin einen Mietvertrag.«
Graeme sah zerknirscht aus. » Mr Barstow… verkauft nur zu gern an uns. Wir haben schon darüber gesprochen. Und deine sechs Monate laufen ja auch bald aus.«
» Und jetzt musst du langsam mit der Planung…«
» Das ist schon längst im Gange. Wir reden hier ja nicht gerade über eine Landschaft von herausragender Schönheit.«
» Und ob, verdammt!«, knurrte Issy. Es machte sie wahnsinnig, dass ihr nun Tränen in die Augen schossen und sie einen dicken Kloß im Hals spürte. Draußen vor dem Fenster lachten die Kinder und spielten rund um ihr geliebtes, verkrüppeltes, krummes, hässliches Bäumchen.
» Begreifst du das denn nicht?«, flehte Graeme verzweifelt. » Das hier ist für uns! Ich hab das alles für uns getan, Schatz. Es könnte immer noch mit uns klappen.«
Issy starrte ihn an.
» Aber… aber begreifst du es denn nicht? Ich stehe gerne morgens um sechs Uhr auf. Ich kümmere mich gerne um den Papierkram. Und ich mag sogar Mrs Prescott, die alte Kuh. Und warum? Weil das alles meins ist, deshalb! Es gehört nicht dir, niemand anderem und ganz bestimmt nicht Kalinga Deniki, verdammt noch mal!«
» Das gehört eben nicht dir«, korrigierte Graeme sie sanft. » Es gehört der Bank.«
Bei diesen Worten drehte Issy sich zu Austin um. Er streckte ihr die Hände entgegen, bemerkte dann aber erstaunt, wie zornig sie ihn anfunkelte.
» Und du hast das gewusst!«, schrie sie. » Du hast es gewusst und mir nichts gesagt!«
» Ich dachte, du wärst im Bilde«, protestierte Austin, den ihr Zorn überraschte. » Ich dachte, das hättest du die ganze Zeit geplant! Hier alles aufzumotzen und dann an die City-Jungs zu verhökern!«
Bei diesen Worten zerbrach etwas in Issy. Sie wusste nicht, wie lange sie die Tränen noch zurückhalten konnte.
» Das hast du mir zugetraut?« Plötzlich war der ganze Ärger wie weggeblasen, und es blieb nur noch Traurigkeit. » Du hast mir das wirklich zugetraut.«
Auf einmal fühlte Austin sich schrecklich. Er hätte seinem Instinkt doch trauen sollen. Er kam näher.
» Bleib stehen!«, fauchte Issy. » Bleibt mir vom Leib! Alle beide! Geht! Weg! Raus hier!«
Austin und Graeme warfen sich gegenseitig einen hasserfüllten Blick zu, und Austin trat zurück, um dem kleineren Mann den Vortritt zu lassen.
» Moment noch!«, rief Issy plötzlich. » Wie… wie viel Zeit bleibt mir noch?«
Graeme zuckte mit den Achseln. Die plumpe, errötende Issy, die er doch verdammt noch mal unter den Tippsen auserwählt hatte– wie konnte sie sich nur erdreisten, ihm zu sagen, dass er nicht gut genug für sie war… Blöde Kuh. Wie konnte sie es nur wagen, ihn abzuservieren? Wie konnte sie sich anmaßen, seine Pläne zu durchkreuzen? Plötzlich verspürte er nur noch kalte Wut darüber, dass sie sein Vorhaben jetzt vereiteln wollte.
» Morgen geht es mit
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