Traummann mit Zuckerkuss
so unfair.
» O Issy… was ist denn? Es tut mir so leid, ich dachte, du würdest dich freuen«, stammelte Helena und eilte zu ihrer Freundin. » Ach, Süße, entschuldige. Wir werden uns nach einer neuen Wohnung umschauen, klar, aber du bist dann doch nicht allein… So war das zwar nicht geplant, wir finden es jedoch beide toll, und…«
» Oh, meine liebe Lena«, schnaufte Issy, » natürlich freue ich mich sehr für euch.« Die Frauen schlossen sich in die Arme.
» Aber klar freust du dich«, bekräftigte Helena. » Du wirst eine tolle Patentante und bringst dann unserem Kind das Backen bei.«
» Und du kannst dir bei der Geburt selbst assistieren!«, rief Issy. » O Gott, hat vielleicht jemand ein Taschentuch?«
Eine Mutter erschien oben an der Treppe.
» Hm, sollen wir jetzt Happy Birthday singen?«
» Mein Baby!«, rief Pearl. » Ich komme, ich eile.«
Als auch Issy die Kellertreppe hinaufging, um in den Chor mit einzufallen, blickte ein strahlender Louis gerade seine drei Kerzen an und verkündete: » Will aber fünf Kerzen!« Pearl platzte fast vor Stolz über ihren kleinen Jungen, der erst drei war und trotzdem schon so gut zählen konnte! Issy wusste, dass die drohende Schließung des Cafés hier jedem leidtat. Man bot ihr Unterstützung an, überlegte, Protestschreiben zu verfassen, Sit-ins zu organisieren und Immobilienmakler zu boykottieren (obwohl Issy am Sinn dieser Aktion doch stark zweifelte). Es war überwältigend.
» Danke, ihr alle«, wandte sich Pearl schließlich an die Runde. » Also, ich weiß noch nicht, was wir jetzt machen, ich verspreche euch aber, dass wir alles versuchen, um das Café zu retten. Und jetzt lasst uns Louis’ Party genießen!«
Dann drehte sie die Musik wieder auf und sah den Kindern zu, die durch das Lokal tanzten, klebrige, unschuldige Gesichter voller Glückseligkeit, und Louis mittendrin. Sie wollte ja auch nicht, dass das alles ein Ende hatte. Das war nicht einfach nur ein Job. Das war jetzt ihr Leben. Und sie konnte nicht mehr ohne.
Für Issy war es eine absolute Tortur, ausharren zu müssen, bis sie das letzte Kind endlich mit einem Flummi und einem Stück Kuchen in der Tasche nach Hause geschickt hatten. Sie winkte Kunden und Freunden höflich hinterher, bedankte sich für ihre Besorgnis, sammelte den Müll auf, schaffte Ordnung und packte Carolines verschmähte Snacks für Berlioz zusammen. Das alles war ihr unerträglich, aber was danach anstand, war noch viel schlimmer. Pearl konnte es ihr ansehen.
» Musst du dich wirklich jetzt darum kümmern?«, fragte sie ihre Chefin. » Schätzchen, es macht doch nichts, wenn du deine Klamotten später abholst.«
» Nein«, sagte Issy. Vor lauter Angst und Beklommenheit verkrampfte sich ihr der Magen. » Nein. Wenn ich die Sachen erst mal bei Graeme lasse, dann steht mir das Schlimmste noch bevor, und ich werde es ewig aufschieben. Ich muss das jetzt so schnell wie möglich erledigen. Meinen Kram einfach holen. Es ist sowieso nicht viel. Stauraum war bei Graeme immer Mangelware, er braucht nämlich ziemlich viel Platz für sein Haargel.«
» Das ist die richtige Einstellung!«, rief Pearl. Sie sahen zu Louis hinüber, der auf dem Fußboden glücklich seine Geschenke inspizierte. » Weißt du«, fuhr sie dann fort, » ich würde an meinem Leben nichts ändern wollen, nicht mal ein winzig kleines bisschen. Aber manchmal denke ich… na ja, es ist vermutlich einfacher, sich vorher zu trennen, als nachher. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Issy nickte langsam.
» Aber Pearl… ich bin jetzt zweiunddreißig. Zweiunddreißig! Was, wenn das meine letzte Chance war, ein Baby zu bekommen? Wenn ich jetzt zusammenpacken und irgendwo anders arbeiten muss… Wie soll ich denn da jemals einen Mann kennenlernen? Wenn ich eine Anstellung bei einer Kette finde und hinten in der Backstube stehe… Ich kann das nicht noch einmal alles aufbauen, Pearl, das schaffe ich einfach nicht. Ich hab keine Kraft mehr, ich hab all meine Energie in das Café gesteckt.«
» Natürlich schaffst du das«, widersprach Pearl. » Den schwierigsten Teil hast du schon hinter dir. Alle Fehler, die du machen musstest, hast du gemacht. Beim nächsten Mal wird alles wie am Schnürchen laufen. Und zweiunddreißig ist doch heutzutage kein Alter. Natürlich wirst du noch jemanden kennenlernen. Was ist denn mit dem tollen Bankberater? Ich wette, der würde viel besser zu dir passen.«
» Austin?« Auf einmal wurden Issys Züge hart. » Ich kann das
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