Traummann mit Zuckerkuss
der Planung los«, verkündete er. » Dir bleibt noch ein Monat.«
In der Totenstille, die sich nun über das Café legte, ertönte plötzlich das Piepen des Ofens. Louis’ Kuchen war fertig.
Als Pearl mit den Kleinen wieder hereinkam, starrte sie auf Issys tränenüberströmtes Gesicht und die Menge der besorgten, wohlmeinenden Gäste, die sie umringten. Sie beschloss, dass es nun an der Zeit für die Notfall-Weinflasche war, Alkohollizenz hin oder her. Zwei der Mütter, die begeistert waren, in so ein Drama hineingeraten zu sein, kümmerten sich um die Cupcakes der Kinder, die erst einmal ein wenig abkühlen mussten, um dann mit blauer oder rosa Glasur, Zuckerperlen und winzigen Silberkugeln dekoriert zu werden. Außerdem gab es Schüsselchen mit Obststückchen, Sesam, Möhrensticks, Hummus und Salzstangen. Damit hatte Caroline zur Verpflegung beigetragen, als » Geschenk für den lieben Louis«. Dieser hatte ihr angesichts des Gebotenen nur einen seiner unerbittlichen Blicke zugeworfen. Man hatte Carolines Beitrag unauffällig beiseitegestellt.
Pearl und Helena scharten sich um Issy.
» Alles klar bei dir?«, fragte Pearl besorgt.
» Diese Schlange«, rief Issy. » Ich bring ihn um. Ich mach ihn fertig. Wir werden Geld für unsere Rettung sammeln und Flugblätter verteilen! Den bring ich unter die Erde! Du hilfst mir doch, Helena, oder? Bist du dabei?«
Issy drehte sich zu Helena um, die Ashok oben gelassen hatte. Ihre Freundin wirkte plötzlich ein wenig geistesabwesend und biss sich auf die Lippe. Issy erklärte ihr alles noch einmal. Als sie schilderte, was Austin ihr alles zugetraut hatte, flossen sogar ein paar Tränchen. Pearl schüttelte den Kopf.
» Ich meine«, protestierte Issy, » das können die doch nicht machen. Die können hier doch nicht einfach einmarschieren, nicht wahr? Oder doch?«
Pearl zuckte mit den Achseln. » Na ja, es gehört alles Mr Barstow.«
» Du findest sicher ein anderes Lokal«, wandte Helena ein.
» Aber keins wie dieses«, sagte Issy und ließ den Blick durch ihren blitzblanken Vorratsraum wandern, blieb an der winzigen Aussicht auf das Kopfsteinpflaster draußen und an ihrem wunderschönen, perfekten Ofen hängen. » Es wird nicht so sein wie hier.«
» Vielleicht wird es sogar noch besser«, meinte Helena. » Such dir doch was Größeres. Du weißt, dass du das packen kannst. Vielleicht ist es an der Zeit zu expandieren. Immerhin stehen die hier inzwischen bis auf die Straße Schlange.«
Issy schob die Unterlippe vor. » Aber ich bin doch glücklich hier. Und das ist schließlich das Wichtigste.«
Helena schnaubte. » Na, es ist ja nun nicht so, als ob du auf mich gehört hättest, als ich dich vor Graeme gewarnt habe.«
» Ich weiß«, murmelte Issy. » Ich weiß. Warum höre ich eigentlich nie auf dich?«
» Keine Ahnung.«
» Auf mich hört sie auch nicht«, warf Pearl ein. Helena schob bedeutungsschwer das Kinn vor.
» Und jetzt werde ich ihm eins auswischen«, erklärte Issy. » Ich will ihm zeigen, dass man Menschen nicht einfach nach Gutdünken kaufen oder verkaufen kann. Den Leuten einfach so zu befehlen, ihren Kram zusammenzupacken und zu verschwinden– das geht doch nicht. Oh«, sagte sie. » Lena. Glaubst du, wir könnten vielleicht alle weiter zusammenwohnen? Es wird wohl etwas dauern, bis ich dieses Chaos entwirrt habe.«
» Ehrlich gesagt«, meinte Helena, die auf einmal ein wenig nervös wirkte, » nein. Ich denke, wir müssen wohl bald ausziehen.«
» Wieso?«
Helena wirkte fahrig und aufgeregt und voller Vorfreude und warf auf der Suche nach Ashok einen Blick die Treppe hinauf.
» Na ja«, begann sie. » Das kommt zwar alles etwas schneller als geplant, aber…«
Issy starrte sie völlig verwirrt an. Pearl hingegen war begeistert und erriet es sofort.
» Ein Baby!«
Helena nickte und wirkte zum ersten Mal in ihrem Leben schüchtern. Es würde gar nicht so einfach werden, mit dieser Lebensumstellung zurechtzukommen.
Issy riss sich so gut es ging am Riemen, kratzte zusammen, was ihr an Tapferkeit noch blieb.
Und sie hätte es auch fast geschafft. Ihre Lippen verzogen sich beinahe zu dem Lächeln, das sie Helena so gerne geschenkt hätte, das ihre Freundin so sehr verdient hätte. Aber am Schluss verließen ihre Kräfte sie dann doch. Ihr versagte die Stimme, und ihre Augen brannten.
» Herz … «, stammelte sie. Dann rannen ihr auf einmal die Tränen die Wangen hinunter. Sie hatte nichts, und Helena hatte alles. Das war so gemein,
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