Traummann mit Zuckerkuss
» Du kannst froh sein, dass du über den hinweg bist.«
» Hm«, machte Issy.
» Und jetzt diesen Banktypen hast, für den du schwärmen kannst.«
Issy warf Pearl einen Blick zu. » Helena!«, knurrte sie.
Pearl lächelte den Rotschopf an. » Oh, das wusste ich doch längst.«
» Ich allerdings nicht. Und nur zu eurer Information, nur weil ich nicht ständig darüber rede, heißt das nicht, dass ich Graeme nicht vermisse.«
Pearl tätschelte ihr die Hand. » Keine Sorge«, sagte sie. » Ich weiß, wie schwer es sein kann, so jemanden zu vergessen.«
» Du?«, fragte Issy. » Du wirkst nicht gerade wie jemand, der sich über so etwas den Kopf zerbricht.«
» Ach, tatsächlich?«, schnaubte Pearl. » Soll das heißen, dass ich völlig geschlechtsneutral bin?«
» Nein!«, rief Issy. » Ich meine nur, dass du immer so ausgeglichen und gelassen wirkst.«
Pearl zog die Augenbrauen hoch. » Na sicher, Issy. Ach, und dann ist da ja auch noch der Vater von Louis, Barack Obama, der uns hier abends mit dem Hubschrauber abholen lässt.«
» Hast du noch Kontakt zu seinem Dad?«, fragte Helena, direkt wie immer.
Pearl versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Sie war doch hart im Nehmen. Wenn selbst Issy ihren nichtsnutzigen Lover in die Wüste schicken konnte, dann würde sie es Benjamin wenigstens nicht leicht machen. Andererseits– so wie die Dinge jetzt standen…
» Na ja, er besucht seinen Jungen schon«, sagte sie und war sich dessen bewusst, dass da ein bisschen Stolz mitschwang.
» Und wie läuft es so?«, fragte Issy, die die Unterhaltung nur zu gerne auf die romantische Mühsal anderer lenken wollte.
» Also«, sinnierte Pearl, » Mum hat immer gesagt, dass bei gut aussehenden Männern nicht viel dahintersteckt… aber ich höre ja eher selten auf meine Mutter.«
» Ich auch nicht«, sagte Issy. » Meine sagt immer: ›Lass dich nie von einem Mann festnageln!‹ Aber ich würde nur zu gerne festgenagelt werden…«
» Oder auch nur genagelt«, fügte Helena hinzu.
» Aber da gibt es leider keine Interessenten. Also bin ich frei und ungebunden.« Issy seufzte und fragte sich, ob ein weiteres Glas Rosé wohl helfen würde. Vermutlich nicht, aber unter den gegebenen Umständen war es einen Versuch wert.
» Aber jetzt sieh dich doch an– du führst dein eigenes Café und hast heute jede Menge Cupcakes verkauft«, sagte Helena. » Du bist nicht von irgend so einem hohlwangigen Idioten abhängig. Außerdem lieben Männer Frauen in einem netten Blümchenkleid, die auch noch backen können, dann denken sie nämlich, dass sie wieder in den Fünfzigern sind und du ihnen gleich einen Martini mixt. Glaub mir, die Kerle rennen dir bald die Bude ein.« Sie erhob ihren Wein.
» Jetzt ist das Glas also halb voll«, meinte Issy tatsächlich ein wenig aufgemuntert.
» Was hat deine Mutter dir denn mit auf den Weg gegeben, Helena?«, fragte Pearl.
» Dass ich mich nicht in fremde Angelegenheiten mischen soll«, erwiderte die Gefragte prompt. Die drei Frauen lachten und stießen an.
Kapitel 13
» Wo ist denn eigentlich mein kleines Pummelchen?«, fragte Issy eines Morgens, als Pearl endlich erschien– mit Verspätung, was Issy aber großzügig übersah, weil sie ihrer Angestellten so dankbar war. » Er fehlt mir.«
Pearl lächelte angespannt und beeilte sich, Staubsauger und Mopp herauszuholen, um den Laden auf Vordermann zu bringen, bevor sie öffneten.
» Er verbringt eben gerne Zeit mit seiner Großmutter«, antwortete sie. Ihr war klar, dass sie damit ein Bild von einer Idylle mit Kuchenbacken und Entenfüttern heraufbeschwor, das nichts mit ihrer traurigen, miefigen kleinen Wohnung zu tun hatte. » Egal, lass mich vor dem ersten Ansturm eben kurz das Lokal durchgehen.«
Darüber musste sie lächeln, aber es stimmte, dass nach dem Unfall ständig neue Kunden kamen– die Krankenwagenfahrer, die Schaulustigen, die Mutter mit dem hübschen Baby, und Ashok, der hereingeschaut hatte, um Issy nach Helenas Telefonnummer zu fragen, was diese nur mit dem Hochziehen der Augenbrauen quittiert hatte. Er hatte sich augenblicklich entschuldigt, Issy hatte dann seine Nummer entgegengenommen und sie mit der Vermutung weitergereicht, dass Helena sie wohl in der Müllverbrennungsanlage des Krankenhauses entsorgen würde. Die Stadt hatte die langen Gelenkbusse wieder durch die ursprünglichen Doppeldecker ersetzt, die viel hübscher aussahen, wenn sie die Straße entlangkamen (und auch mehr Tempo draufhatten), in die
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