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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lizzie Beaton
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geerntet, die beim Kuchen ordentlich zugegriffen hatten, als der Patient endlich in der Notaufnahme war. Die Unfallopfer begannen bereits, sich angeregt zu unterhalten, und tauschten Geschichten darüber aus, wohin sie eigentlich unterwegs gewesen waren. Mit diesen Gelenkbussen musste es ja eines Tages Probleme geben, da waren sich alle einig, aber zum Glück war ja, so wie es aussah, niemand ums Leben gekommen oder ernsthaft verletzt worden. Die Leute waren gesprächig und aufgekratzt wie bei einer Cocktailparty, scharten sich um Issy und dankten ihr. Ein oder zwei der Anwesenden erklärten ihr, dass sie gleich um die Ecke wohnten, von ihrem Café aber noch nie gehört hatten. Als schließlich der Fotograf einer Lokalzeitung erschien und aus allen erdenklichen Winkeln Fotos des zertrümmerten Busses schoss, da machte er auch eine Aufnahme von einer lächelnden Issy im Kreise der Fahrgäste. (Der Eisenwarenhändler war inzwischen so leise wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war, auch Issy hatte es gar nicht bemerkt.) In der nächsten Wochenausgabe der Walthamstow Gazette würde die Schlagzeile des Artikels über den Busunfall » Kuchen von der Nachbarin die beste Medizin« lauten, und danach würde sich so einiges ändern.
    Zunächst war jedoch die Überraschung groß, als sie am Abend kein einziges Küchlein übrig hatten. Die Hälfte hatten sie an die Gestürzten, Schockierten und Lädierten verteilt, die andere Hälfte an Neugierige und Schaulustige verkauft. Wie auch immer, es war jeder Krümel aufgewischt, die Milch aufgebraucht und die riesige, kapriziöse Kaffeemaschine war heute auf Hochtouren gelaufen– offensichtlich, dachte Issy im Nachhinein, war sie dafür gemacht, ständig im Einsatz zu sein. Sie konnte es wohl nicht leiden, einfach nur rumzusitzen und in die Gegend zu starren.
    Issy sah erschöpft zu Pearl hinüber, die gerade den Fußboden wischte.
    » Gehen wir noch aus?«, fragte sie.
    » Warum nicht?«, lächelte Pearl.
    » Hey!«, rief Issy zu Helena herüber, die ungewohnt verträumt aus dem Fenster schaute. » Kommst du mit, was trinken?«
    Sie setzten sich in eine nette Weinbar und entspannten bei einer Flasche Rosé. Pearl hatte noch nie welchen getrunken und fand, dass er wie Essig schmeckte, nippte aber unerschrocken an ihrem Glas und versuchte, darüber hinwegzusehen, wie schnell die anderen beiden ihren Wein hinunterschütteten.
    » Was für ein Tag«, seufzte Issy. » Mannomann. Glaubt ihr, dass diese Leute noch mal wiederkommen?«
    Helena stieß mit Pearl an.
    » Ich vermute, die Seite deiner Chefin, die immer das halb leere Glas sieht, kennst du schon, oder?«
    Pearl lächelte.
    » Was soll das denn heißen?«, protestierte Issy. » Ich bin doch total optimistisch.«
    Helena und Pearl tauschten Blicke.
    » Na ja, es ist vielleicht nicht unbedingt Pessimismus«, meinte Helena, » sondern vielmehr… Zurückhaltung.«
    » Ich hab doch mein eigenes Geschäft gegründet«, wandte Issy ein. » Das kommt mir ziemlich optimistisch vor.«
    » Und du denkst auch immer noch, dass Graeme dich irgendwann zu seiner angetrauten Ehefrau nimmt«, stichelte Helena und starrte in ihr zweites Glas Wein. » Das ist wahrer Optimismus.«
    Issy spürte, wie sie rot wurde.
    » Wer ist denn Graeme?«, wollte Pearl wissen.
    » Niemand«, warf Issy ein. » Mein Ex.«
    » Ihr Ex-Boss«, erklärte Helena äußerst hilfreich.
    » Autsch«, sagte Pearl. » Das klingt gar nicht gut.«
    Issy seufzte. » Na ja, jetzt sehe ich jedenfalls nach vorne. Und nehme mein Leben selbst in die Hand.«
    » War er wenigstens nett?«, fragte Pearl. Sie wusste ganz genau, dass sie nun wirklich keine Ratschläge über Exmänner und wie man mit ihnen umging, verteilen durfte.
    » Nein«, stellte Helena klar.
    » War er doch!«, widersprach Issy. » Ihr habt die zwar nie gesehen, aber er hat auch seine sensible Seite.«
    » Die aber nur zum Vorschein kam, wenn er dich mitten in der Nacht in einem Taxi quer durch die halbe Stadt gescheucht hat, damit du ihm Instant-Nudeln machst.«
    » Das mit den Fertignudeln hätte ich dir nie erzählen sollen.«
    » Wohl wahr«, meinte Helena und schob die Hand in ihre Chipstüte. » Sonst würde ich dich jetzt nämlich anflehen, dich bitte zum Fußabtreter zu degradieren, nur weil er aussieht wie aus einem Werbespot für Rasierklingen.«
    » Er ist doch wirklich attraktiv«, verteidigte ihn Issy.
    » Und deshalb muss er seinen Look in jeder glänzenden Oberfläche überprüfen?«, seufzte Helena.

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