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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lizzie Beaton
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entlanggerast kam.
    » Hierher!«, rief sie und führte ihre Freundin dann durch die Menge. » Sie ist Krankenschwester! Sie ist Krankenschwester!«
    Helena hielt auf den Radfahrer zu, während die Sirenen immer lauter wurden.
    » Ich bin Medizinstudent«, meldete sich ein junger Mann auf dem Bordstein.
    » Na, dann hilf mir mal, Bürschchen«, forderte Helena ihn grimmig auf. » Aber komm mir bloß nicht frech.«
    Issy sah sich um. Auf einmal bemerkte sie eine ruhige, gelassene Gestalt. Während alle anderen entweder noch im Schockzustand verharrten oder wild durch die Gegend liefen, näherte sich vom Pear Tree Court her eine Silhouette. Es war der seltsame Mann aus der Eisenwarenhandlung, der nicht einmal Hallo gesagt hatte, als sie neben ihm eröffnet hatten. Er hatte einen riesigen Metallkasten dabei, der mit Sicherheit eine Tonne wog, den er jedoch mühelos trug.
    Sie folgte ihm mit ihren Blicken, als er auf den Bus zuging, sich auf der vom Fahrer abgewandten Seite neben die Scheibe kniete, seine Kiste öffnete und nach einem Holzhammer griff. Er bedeutete den panischen Passagieren im Innenraum, Abstand zu halten, und schlug dann kraftvoll drei oder vier Mal gegen das Glas, bis es schließlich zerbrach. Danach wählte er bedächtig eine Zange aus und zog damit die großen, gefährlichen Scherben aus der schwarzen Gummiumrandung des Fensters. Erst dann winkte er die Menschen aus dem Inneren heran. Als Erstes verließ ein schreiendes Baby den Bus, welches er der nächstbesten Person in den Arm drückte. Und das war zufällig Issy.
    » Oh«, sagte Issy. » Na, na.«
    Das kleine Mädchen weinte und vergrub sein Gesicht an Issys Schulter. Seltsamerweise wirkte ihr erdnussförmiger Mund breiter als ihr ganzer Kopf. Issy strich ihr tröstend über das dichte schwarze Haar.
    » Sch«, machte sie, und zwei Sekunden später war dann auch die Mutter draußen und streckte die zitternden Hände nach ihrem Baby aus. Den verbeulten und verbogenen Kinderwagen ließ sie zurück.
    » Da ist Mummy ja auch schon«, gurrte Issy. Die Frau stand unter Schock und brachte kaum einen vollständigen Satz heraus.
    » Ich dachte, sie wäre… Ich dachte, wir wären…«
    Zurück in den so vertraut riechenden Armen ihrer Mummy schluckte und hickste die Kleine und stieß versuchsweise noch ein letztes Heulen aus, schien dann aber zu beschließen, dass die größte Gefahr jetzt vorbei war, kuschelte ihr feuchtes Gesichtchen an den Hals ihrer Mutter und blickte dann zurück, um Issy aus großen schwarzen Augen anzusehen.
    » Alles in Ordnung«, beruhigte Issy die Frau und tätschelte ihr die Schulter. » Jetzt ist ja alles in Ordnung.«
    Dann schoben sich hinter der Mutter noch andere Menschen aus dem Bus– manche hielten sich den Kopf, bei anderen war die Kleidung zerrissen, und auf allen Gesichtern lag der gleiche schockierte und verwirrte Ausdruck. Issy war trotzdem erleichtert, dass der Unfall wohl doch glimpflich verlaufen war. Niemand schien ernsthaft verletzt zu sein… abgesehen von dem Radfahrer. Sie sah sich nach ihm um, konnte aber nur Helena sehen, die sich über ihn beugte und dem jungen Medizinstudenten Anweisungen gab. Der Anblick schnürte ihr die Kehle zu. Wer auch immer das war, er hatte heute Morgen sorglos das Haus verlassen.
    Der Fahrer lag noch immer verrenkt über dem riesigen Steuer.
    » Alle weg vom Bus!«, rief der Eisenwarenhändler in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete. Auf dem Bürgersteig drängten sich Schaulustige und Gaffer, und niemand schien zu wissen, was man für die verwirrten Pendler mit den aufgeplatzten Lippen und den zuckenden Lidern tun konnte.
    » Vielleicht«, schlug der Eisenwarenhändler Issy vor, » könnten Sie den Leute etwas Heißes zu trinken bringen. Und ich habe auch gehört, dass Zucker bei einem Schock gut sein soll.«
    » Natürlich!«, rief Issy. Warum hatte sie nicht selbst daran gedacht? So schnell sie konnte, rannte sie los, um Wasser heiß zu machen.
    Als sie die Betroffenen fünf Minuten später mit Tee und Kuchen versorgte, waren Feuerwehr und Krankenwagen bereits eingetroffen. Die Polizei scheuchte die Leute vom Bus weg und ließ die Straße absperren. Alle waren begeistert von den heißen Getränken und dem Backwerk, das Issy und Pearl verteilten. Der Busfahrer, der langsam zu sich zu kommen schien, wurde mit der Ambulanz abtransportiert.
    Helena und der Medizinstudent, der Ashok hieß, hatten den Radfahrer stabilisiert und dafür großes Lob von den Rettungssanitätern

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