Traummoerder
der in der U-Bahn neben ihm gesessen hatte.
Hinter ihm brüllte eine Stimme: »Bitte treten Sie beiseite. Sofort!« Es war ein uniformierter Streifenpolizist.
Dermot wich zurück. Dann drehte er sich zu dem Polizisten um. Ein Streifenwagen stand quer auf der South Hill. Ein Krankenwagen bahnte sich einen Weg an zwei weiteren Streifenwagen vorbei und hielt neben der Leiche. Zwei Sanitäter liefen herbei und kauerten sich neben den Toten, um nachzusehen, was sie tun konnten. Ein vierter Polizeiwagen bremste neben dem Krankenwagen ab. Der uniformierte Cop musterte Dermot, während ein anderer die Straße mit einem Polizeiband absperrte.
»Haben Sie gesehen, wie er gesprungen ist, Sir?«
Dermots Selbsterhaltungstrieb setzte ein. »Nein, ich bin hier entlanggegangen und hab etwas auf der Straße gesehen. Dann wurde mir klar, dass das ein alter Mann ist. Das ist alles.«
»Sie kennen den Toten, Mr ….?«
»Dolan. Nein, ich kenne ihn nicht.«
»Gut. Könnten Sie sich bitte hinter das Absperrband stellen? Und bitte bleiben Sie noch, ich brauche eine Aussage von Ihnen.«
»Aber ich habe lediglich gesehen, wie der Mann auf dem Asphalt auftraf«, protestierte Dermot.
»Versuchen Sie einfach, ein wenig zu helfen, Sir. Wie war Ihr Name noch mal?«
Es war offensichtlich, dass der Cop ihn nicht erkannt hatte. »Dolan. Thomas Dolan«, antwortete Dermot, ehe er die abgesperrte Zone verließ, langsam auf die Straße ging, in seinen Wagen stieg und losfuhr.
Kapitel 14
»Du hast was gesagt?«
Dermot war noch keine fünf Minuten zu Hause. Er stand mit Nick und Neela in der Küche, alle hatten einen Drink in der Hand. Dermot zitterte immer noch.
»Warum hast du sie belogen, was deine Identität angeht?
Das verstehe ich nicht. Das könnte dir eine Menge Ärger einbringen.«
»Wie denn? Der Cop hatte keine Ahnung, wer ich bin.«
»Aber du bist ein Zeuge, um Himmels willen. Du hast alles beobachtet. Wo ist dein soziales Gewissen? Wenn mir etwas passieren würde – sagen wir, eine Vergewaltigung –, und jemand hätte alles mit angesehen und würde einfach verschwinden -was würdest du von einer solchen Person halten?«
»Aber es geht nicht um dich. Und was, verdammt, habe ich schon gesehen? Wie sich ein Obdachloser vom Dach der People’s Bank in den Tod gestürzt hat. Ich habe nicht gesehen, ob er gestoßen wurde.«
Neela hatte nicht vor, dieser Logik zu folgen. »Ach, wirklich? Da oben war nur ein einziger Mann? Und du hast gesehen, wie er sprang? Oder flog er bereits durch die Luft?«
»Als ich hinunter sah, war er schon fast unten.«
»Und es wäre undenkbar, dass ihn jemand gestoßen hat?«
»Wenn es jemand getan hätte, dann müsste er verdammt flink gewesen sein, sonst hätte er nicht verschwinden können, ohne dass ich ihn gesehen hätte.«
»Aber es wäre möglich?« Diesmal stellte Nick die Frage.
»Gibt es eine Treppe innerhalb des Gebäudes?«
»Keine Ahnung. Ich denke schon.«
»Wie auch immer.« Neela war inzwischen richtig aufgebracht. »Der Mann war ein menschliches Wesen – bei dir klingt das so, als wäre der Tod eines Obdachlosen nicht von Bedeutung.«
»Das habe ich nie gesagt, verdammt!«
»Aber warum hast du behauptet, dein Name sei Dolan?«, beharrte Neela. »Anscheinend denkst du schon daran, dir das Werk des Mannes anzueignen.«
»Vielen Dank auch! Deine Unterstützung ist wahrhaft überwältigend. Jetzt reden wir schon darüber, dass ich Ideen stehle. Vergiss nicht, dass du diejenige warst, die den Samen gesät hat!«
»Hat dich irgendjemand auf dem Dach gesehen?«, wollte Nick wissen.
»Ich weiß es nicht. Ich habe nur auf den fallenden Mann geachtet und an Neela gedacht.«
Nick legte die Hand auf Dermots Schulter. »Lass dich nicht unterkriegen, Dermot. Ich weiß, wie du dich fühlst, nachdem du das mit angesehen hast. Aber Neela will nur wissen, warum du der Polizei nicht erzählt hast, was passiert ist, und wieso du dich als Thomas Dolan ausgegeben hast.«
Dermot trank seinen Jack Daniels aus und hielt Nick das Glas hin. »Schenk mir noch was ein, dann erkläre ich es euch. Okay?«
Nick goss drei Finger hoch Bourbon in Dermots Glas.
»Im Moment bin ich ehrlich durcheinander. Ich habe mich schon vorher schlecht genug gefühlt, als ich an nichts anderes als an meine Pleite, einen Hausverkauf und den Eine-Million-Dollar-Vorschuss, den ich Wasserman schulde, denken konnte. Dann kommt ein Spinner mit einem geschmacklosen Tagebuch eines Serienkillers daher, und ich lese den
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