Traummoerder
davon ab, was du mit ›Katz und Maus‹ meinst. Sicherlich hat er mit mir gespielt. Aber ich würde sagen, es war viel mehr als nur ein makaberes Spiel. Jedenfalls brach die Planke durch, und ich fiel in die stinkende Brühe in dem Tank. Ich stieß gegen etwas und öffnete, ohne nachzudenken, die Augen und …«
Dermots Pupillen waren geweitet, die Augen starr.
»Du hast etwas gesehen ?«, erkundigte sich Neela voller Angst vor dem, was als Nächstes kommen würde.
Dermot holte tief Luft. »Ich sah einen Kopf. Einen Menschenkopf. Er war direkt vor meiner Nase. Er trieb im Wasser und … beobachtete mich sozusagen. Die Augen waren milchig weiß. Er muss schon Wochen in diesem Dreckwasser vor sich hin gefault haben.«
Neela geriet außer sich und sah Nick an, der auch ziemlich erschüttert wirkte. »Bist du sicher, dass es eine menschliche Leiche war, Dermot? Du hattest Angst und musstest dich anstrengen, um aus der Brühe herauszukommen. Vielleicht hast du dir nur eingebildet, einen Menschenkopf zu sehen. Könnte es vielleicht ein Schaf gewesen sein? Oder ein Kojote? Wir müssen das ganz genau wissen.«
»Die Wahrheit ist: Ich bin nicht sicher.« Dermot ging die Luft aus. Er hatte geredet wie ein Maschinengewehr. »Aber ich glaube, es war Bruce – Bruce Major.«
»Mir ist der Gedanke, dass es nicht Majors Kopf war, lieber«, sagte Neela.
»Aber warum hat er so was gemacht?« Dermot hatte das Gefühl, dass sich Neela immer mehr dagegen wehren würde, wenn er weiterhin behauptete, er habe Majors Kopf in dem Wasser gesehen. »Warum ich? In der einen Minute bittet mich Arnold, sein Buch zu veröffentlichen, in der nächsten versucht er, mich in den Wahnsinn zu treiben.«
Neela schenkte noch einmal Kaffee nach. »Also ich hab jetzt all diese Fakten gehört und glaube kaum, dass wir irgendeinen Hinweis entdeckt haben, der uns zu echten Leichen an den beschriebenen Stellen führen würde. Nichts von dem, was du gesehen hast, war ein echter Beweis. Arnold könnte wahre Morde untersucht und dich zu den Tatorten gelotst haben, um dir Angst zu machen und etwas zu lachen zu haben.«
»Nun, das ist ihm gelungen.«
»Lass uns ein paar Recherchen anstellen und sehen, was wir über diese Morde finden – ob sie wirklich passiert sind oder nicht«, bot Neela an.
»Wir teilen die Fälle unter uns auf und sehen, was wir herausbekommen«, bestimmte Nick.
Dermot war in eine Art Trancezustand verfallen. »Da war noch so ein gruseliger Zufall …«
»Was für einer, Liebling?«, fragte Neela behutsam.
»Ich sehe ständig einen Peugeot 207. Den gleichen wie unseren. Er ist mir schon ein paar Mal aufgefallen. Am Motel, vor dem verlassenen Farmhaus und vielleicht noch woanders, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern.«
Er erzählte von dem Vorfall im Motel, als er gedacht hatte, man hätte ihm das Auto gestohlen.
»Komm schon, Dermot, es muss Hunderte Peugeots in Südkalifornien geben«, gab Nick zurück.
»Mit getönten Scheiben, wie meiner sie hat? Dasselbe Baujahr? Und in den Orten, in denen ich Nachforschungen betreibe? Ziemlich viele Zufälle, oder?«
»Liebling, Arnold ist tot. Du hast ihn selbst gesehen. Meinst du, er hatte einen Komplizen? Jemanden, der dir jetzt nachstellt?«
»Ich weiß es nicht.«
Kapitel 20
Neela machte sich auf, um die Morde an Meredith und Noam Zersky zu untersuchen und zu sehen, ob irgendein Zusammenhang zu den anderen Opfern bestand. Im Tagebuch wurden sie »Die Zwei im freien Fall« genannt, und Arnold hatte den Van Nuys Airport als Ort ihres Todes angegeben.
Neela googelte ihre Namen, stieß jedoch auf nichts. Dasselbe galt für die Nachrufe in allen südkalifornischen Zeitungen. Dann googelte sie die Unfälle am Van Nuys Airport, aber die einzigen bekannten Katastrophen war ein Fox 11 Chopper, der 2001 abgestürzt war, und eine verunglückte Cessna Citation, die im Januar vom Himmel fiel – zwei Passagiere kamen dabei ums Leben. Schließlich nutzte sie Nexis.com, das Suchprogramm, das Artikel von beinahe jeder in der Welt bekannten Zeitung archivierte. Sie kämpfte sich durch alle Zeitungen des Tages nach dem Mordtag, den Arnold angegeben hatte. Und da fiel ihr praktisch die Story in die Hände. Der Vorfall wurde in der Statistik nicht als Unfall oder Crash geführt, weil es, genau genommen, keiner war. Es war ein Dreifachmord.
Aus dem Tagebuch hatte Neela erfahren, dass Noam Zersky dem Traumheiler seinen Albtraum anvertraut hatte. Er träumte, in der Business-Class einer 747
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