Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
Vom Netzwerk:
Kandinski gegenüber. Kandinski war Mitte vierzig, ein Junk-Food-Abhängiger, mit einer Canoga-Park-Frau aus der soliden Arbeiterschicht verheiratet und praktizierender Katholik; er hatte dreißig Pfund Übergewicht, zwei Kinder und war begeisterter Mustang-Fahrer und zu alldem ein anständiger Cop.
    »Bist du nur neugierig, Dermot? Oder glaubst du, dass darin ein Romanstoff steckt?«
    »Nur neugierig. Es war der bisher schrecklichste Moment meines Lebens – zusehen zu müssen, wie ein Mensch direkt vor mir vom Himmel fällt. Ich dachte, du könntest inzwischen mehr über den Mann wissen – wer er war und warum er gesprungen ist.«
    »Im Moment ist nicht einmal sicher, ob er wirklich gesprungen ist. Er könnte auch gestoßen worden sein. Wir können bisher lediglich mit Gewissheit sagen, dass er aussah wie ein Obdachloser. Alkohol war auch im Spiel – nicht gerade viel, aber genug, um den Gleichgewichtssinn zu beeinträchtigen. Es war wirklich eine Sauerei – der Typ war nur noch Brei. Allerdings ist das in diesem Fall auch nicht wichtig – Obdachlose haben sowieso keinen Zahnarzt, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Ein Detective mit Bürstenhaarschnitt und schlecht sitzendem Anzug streckte den Kopf durch die Tür. »Sorry, Mike. Ich versuch’s später wieder.«
    »Nein, komm rein. Jim, das ist Dermot Nolan, ein berühmter Schriftsteller. Dermot, das ist Detective Jim Hansen.«
    Hansen war knappe eins neunzig, wog an die zweihundert Pfund und war obsessiver Bodybuilder. Sein Hemd spannte über der Brust, den Bauch- und Armmuskeln.
    Dermot streckte die Hand aus. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Jim.«
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits«, entgegnete Jim, während er Dermots Hand herzlich schüttelte.
    »Dermot war an Ort und Stelle, als unser John Doe ums Leben gekommen ist«, erklärte Kandinski. »Du weißt schon, der Stratten-Springer.«
    Hansen musterte Dermot. »Ist das so?« Er überlegte einen Moment. »Dann muss sich der Straßenpolizist geirrt haben. Er meinte, Ihr Name wäre Dolan. Angeblich hat er Sie gebeten, in der Nähe zu bleiben. Ich schätze, Sie hatten etwas Dringendes zu erledigen.« Er ließ Dermot nicht aus den Augen, zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Ich hab einige Zeit gewartet, aber niemand kam auf mich zu, deshalb dachte ich, ich könnte später herkommen und nachfragen, ob ich behilflich sein kann.«
    »Klar. Nett von dir, Dermot«, schaltete sich Mike ein. »Darf ich dir einen Kaffee anbieten?«
    »Nein, danke.«
    »Weise Entscheidung. Eine scheußliche Brühe«, sagte Hansen.
    Dermot spürte, dass die beiden eine Aussage von ihm erwarteten, aber er hatte keine Ahnung, wie er beginnen sollte.
    »Sie haben gesehen, wie der alte Knabe gesprungen ist?«, wollte Hansen wissen.
    »Nein. Nein, das nicht. Das Einzige, was ich gesehen habe, war, wie er ein paar Meter vor mir auf dem Asphalt aufgekommen ist.«
    »Schade«, meinte Kandinski. »Es hätte uns sehr geholfen, wenn du gesehen hättest, dass jemand mit ihm da oben auf dem Dach gestanden hat.«
    »Hat irgendjemand eine zweite Person gesehen?«, erkundigte sich Dermot so beiläufig, wie es ihm möglich war.
    »Wir hören uns noch in der Nachbarschaft um. Bis jetzt ohne Erfolg.«
    »Hatte der Mann einen Ausweis bei sich?«
    »Nein. Aber meistens dauert es nicht lange, bis wir eine unbekannte Leiche identifiziert haben.« Es gibt immer etwas, was uns verrät, wer er ist«, sagte Hansen, während er die Tür öffnete. »Mike, ich habe zu tun. Du findest mich an meinem Schreibtisch, falls du mich brauchst. War nett, Sie kennengelernt zu haben, Mr. Nolan.«
    Hansen machte die Tür hinter sich zu.
    »Kann ich dir mit irgendetwas helfen, Dermot? Hast du einen neuen Thriller in der Mache?«, fragte Kandinski. »Es wird höchste Zeit, würde ich sagen«, spöttelte er.
    Diese Bemerkung traf den wunden Punkt, aber Dermot ließ sich nichts anmerken.
    »Stimmt. Das letzte Buch ist lange her. Ja, ich arbeite an etwas – diesmal an etwas ganz anderem.«
    »Lass es mich wissen, wenn ich dir irgendwie unter die Arme greifen kann. Ruf mich einfach an, ja?«
    »Danke, Mike. Das mache ich.«

Kapitel 22
    Das Flower Street Café war voll. Dermot und Nick saßen an einem Tisch im hinteren Teil des Lokals. Dermot stocherte in seinem Hühnchensalat; Nick schlang die Focaccio wie ein Verhungernder in sich hinein.
    »Ein himmelweiter Unterschied zum Traxx.« Das Traxx war Dermots Lieblingsrestaurant.
    »Keine Sorge, bald brechen auch wieder gute

Weitere Kostenlose Bücher