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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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der beiden Pfähle und schaute sich die Scheuerstellen am Holz und die fast schwarzen Flecken auf der Erde noch einmal genauer an. Er ging in die Hocke, nahm eine kleine Probe von der schwarzen Erde in die Hand, spuckte darauf und rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Farbe wechselte von Schwarz zu Dunkelrot. Genau wie getrocknetes Blut, wenn es nass wird.
    Dermot richtete sich auf. Er spürte, wie etwas sein Bein streifte, und zuckte erschrocken zusammen – aber es war nur Scarecrow. Der Hund setzte sich vor ihn und starrte ihn an. Dermot lächelte und dachte an die Lassie -Filme aus seiner Kindheit. Hierher! Komm her und sieh dir das an. Wau, wau!
    Okay. Dermot beschloss, das Spiel mitzuspielen. »Was ist los, Scarecrow? Willst du mir etwas zeigen?«
    Scarecrow lief los und setzte sich auf den Fleck, der Dermot beim letzten Mal aufgefallen war – auf die Grabstelle.
    Dermot grub eine Stunde. Es war eine schwere Arbeit, doch er musste sichergehen, dass er nichts übersah. Nach zehn Minuten plagte Scarecrow die Langeweile, und er schnüffelte die Umgegend ab.
    Dermot hatte die gesamte Grabstätte einen Meter tief ausgehoben, als er beschloss, seine Bemühungen aufzugeben. Keine Toten. Ende der Geschichte. Kurz darauf fuhr er über den Feldweg zurück und gab sich Mühe, den größten Furchen und Schlaglöchern auszuweichen. Jetzt war er wesentlich zufriedener, weil er nichts gefunden hatte. Noch ein Beweis dafür, dass Arnold ein Betrüger war. Erst da sah er Scarecrow im Rückspiegel, der, eingehüllt in eine rote Staubwolke, wie verrückt seinem Wagen nachlief.
    Scheiße. Ich habe den verdammten Hund vergessen!
    Er bremste abrupt ab und machte die Beifahrertür auf. Scarecrow sprang herein; er hatte ein kleines Stück Stoff im Maul. Dermot versuchte, es ihm wegzunehmen, aber Scarecrow fasste das als Aufforderung zum Spiel auf. Dermot war erschöpft und hatte keine Lust auf Hundespiele.
    Als er in Richtung Highway fuhr, ging ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf. Warum hatte Arnold einigen seiner Opfer einen Namen gegeben und anderen nicht? Wieso schreibt er von einer Miss A, statt sie beispielsweise Alice Andrews zu nennen? Dermot warf einen Blick auf die Tagebuchseiten und die Zeichnung sowie die Ortsangaben unter ihrem Namen. Ihr angebliches Grab befand sich nur fünfzehn Minuten weit weg. Am Yellow Rock.
    Er trat aufs Gaspedal. Je näher er Miss A ’s »letzter Ruhestätte« kam, umso dünner war die fruchtbare, grüne Landschaft besiedelt. Er fand die Abzweigung von der Hauptstraße, die auf die Singles Ridge Road führte,
    Nehmen Sie die Purvines-Road-Abfahrt und fahren Sie bis zur Fogg Road. Über einen Feldweg nach Süden. Eine Meile. Dann parken. Gehen Sie den Fußweg zur Rechten und richten Sie den Blick nach oben auf die Böschung.
    Dermot brauchte Scarecrow nicht zu sagen, dass er im Auto warten sollte. Er folgte Arnolds Anweisungen und ging den Weg jenseits des Gatters, bis zu seiner Rechten eine Böschung kam, die bisher teilweise von einer hohen Hecke verdeckt gewesen war. Er blieb stehen und schaute hinauf zum Kamm, wo etwas den Sonnenschein blockierte. Je näher er dem Gegenstand kam, umso klarer erkannte er, dass es sich um einen Rollstuhl handelte.
    Als er neben dem Rollstuhl stand, sah er zufällig zu seinem Auto. Daneben parkte ein anderer Wagen. Ein Peugeot 207, der genauso aussah wie seiner.
    Dieser verdammte zweite Peugeot!
    Dermot stand wie angewurzelt da und beobachtete, wie ein Mann aus dem zweiten Auto ausstieg und die Tür seines eigenen Peugeots öffnete. Unwillkürlich trat Dermot einen Schritt vor; dabei geriet er ins Straucheln und hielt sich an der Rückenlehne des Rollstuhls fest. Dann rannte er die Böschung hinunter und verlor wegen der hohen Hecke für eine Weile die Sicht auf die beiden Peugeots.
    Als er das Gatter erreichte, war der zweite Wagen weg. Er riss die Fahrertür seines Peugeots auf und spähte ins Wageninnere – von Scarecrow keine Spur. Wo, zum Teufel, steckte der Hund?
    Dann hörte er ein gedämpftes Kläffen. Er ging in die Hocke. Scarecrow lag unter dem Auto und drückte sich flach auf den Boden.
    »Ein toller Wachhund bist du«, sagte er, während Scarecrow aus seinem Versteck kroch und Dermot die Hand leckte.
    Vielleicht war es Zeit zu fahren.
    Er blickte zurück zu der Böschung. Ein Rollstuhl? War das diesmal alles, womit Arnold ihn zum Narren hielt? Kein Blut? Keine Leichenteile? Dieses Mal ließ sich Dermot nicht ins Bockshorn jagen.
     
    Es

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