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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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nicht so abgelaufen waren, wie er es dargestellt hatte. Nick hatte recht, was den Klebstoff an der Sesselarmlehne betraf. Den Fleck konnte alles Mögliche verursacht haben.
    Vorsichtig, um Neela nicht zu wecken, schlüpfte Dermot aus dem Bett, zog sich an und machte sich in der Küche einen Kaffee. Er fütterte Scarecrow und Cheesecake, holte die Schaufel aus dem Schuppen und machte sich noch vor sieben Uhr auf den Weg.
     
    Als er auf den San Gabriel River Freeway fuhr, war Dermot schon wesentlich entspannter. Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau. Scarecrow hielt das haarige Gesicht aus dem Fenster, die Ohren klebten wegen des Fahrtwindes an seinem Schädel. Die Zeichnungen und Ortsangaben sowie das Tagebuch lagen, aufgeschlagen bei dem Kapitel über die Zahnfee, zwischen Hund und Herrchen auf dem Beifahrersitz.
    Dermot nahm die 210 und zweigte bei Azusa auf die San Gabriel Canyon Road ab. Nach fünfzehn Minuten entdeckte er die kleinen Seen, die Arnold beschrieben hatte, und folgte den Instruktionen. Er passierte DAS KE MPS CREEK-Schild und sah den Weg, den Arnold erwähnt hatte. Es war ein schmaler Weg mit tiefen Schlaglöchern, die, wie es schien, heftiger Regen ausgewaschen hatte. Dermot steuerte seinen Wagen um die tiefsten Furchen herum. Scarecrow stieß sich wegen der holprigen Fahrt einige Male den Kopf am Türrahmen an, ehe es ihm schlauer erschien, sich nicht mehr aus dem Fenster zu lehnen.
    Wenn Sie die Baumreihe erreichen, sehen Sie die Scheune. Doch als Dermot zu der Baumreihe kam, war weit und breit keine Scheune in Sicht.
    Dermot blieb stehen, beugte sich über Scarecrow und öffnete die Beifahrertür. Statt ins Freie zu springen, starrte der Terrier eine Weile auf den Erdboden, dann rollte er sich hinter dem Sitz im Fußraum zusammen. Dermot betrachtete den Hund mit einem schiefen Lächeln – Hunde, man muss sie einfach lieben. Er nahm das Tagebuch an sich, stieg aus und pfiff nach Scarecrow, weil er ihn begleiten sollte. Aber der Hund ließ sich nicht blicken.
    Wo war die Scheune? Vielleicht hatte ihn Arnold diesmal in die Irre geführt. Wenn es die Scheune nicht gab, gab es auch keinen Tatort.
    Dermot ging auf das Wäldchen zu, das gerade mal eine Fläche von fünfzig mal hundert Metern einnahm und auf allen Seiten von offenem Land umgeben war. Etwa dreißig Meter weiter entdeckte Dermot eine Kuhle im Erdboden. Die Stelle sah aus, als hätte dort früher eine Hütte gestanden. Sein Herz sank. Der Grundriss hatte in etwa die Größe von vier nebeneinanderstehenden Dixie-Klos. Der Boden innerhalb des Karrees war hart wie Stein; darum herum sah er anders aus – so, als hätte ihn der Regen ausgewaschen.
    Dermot kauerte sich nieder, inspizierte die Senke und strich mit der Hand über die festgebackene Erde. Wenn die Scheune an dieser Stelle gestanden hatte, wieso war sie dann nicht mehr da? Und wer hatte sie weggeschafft? Ein älterer Obdachloser wie Arnold? Dieser Fund verlieh Neelas Theorie, dass Arnold – wenn er der Killer war – einen Komplizen gehabt haben musste, neue Nahrung. Wie auch immer – Dermot war nicht in der Stimmung, diesen Gedanken weiterzuspinnen; es war viel besser anzunehmen, dass Arnold allein gehandelt hatte. Ein Komplize würde bestätigen, dass der alte Penner tatsächlich ein Mörder war.
    Als sich Dermot auf die Hände stützte, um aufzustehen, lockerte er den Boden seitlich der Vertiefung unbeabsichtigt ein wenig auf. Er sah sich das genauer an. Seine Finger hatten etwas freigelegt, was aussah wie ein weißer Kieselstein – nicht größer als der Daumennagel eines Kindes. Er hob ihn auf und nahm ihn genauer in Augenschein. Im Grunde sah das Ding nicht aus wie ein Stein, sondern eher wie ein Stück Keramik. Er stocherte im Boden und beförderte drei weitere kleine weiße Splitter zutage. Seine Instinkte verrieten ihm, was er da gefunden hatte: Zähne.
    Sein Magen krampfte sich zusammen, und er drehte die kleinen Fragmente auf der Handfläche, um sie genauer zu untersuchen. Falls das wirklich Zähne waren, mussten sie nicht zwangsläufig von Phoebe Blasé stammen. Und sie bewiesen genauso wenig, dass das Mädchen jemals hier gewesen oder gar an dieser Stelle ermordet worden war. Wieder eines von Arnolds Katz-und-Maus-Spielen? Dermot ließ seinen Gedanken freien Lauf. Die Scheune war nicht da, weil sie niemals hier gestanden hatte. Es war nicht schwer, den Boden entsprechend zu bearbeiten, damit man auf die Idee kommen konnte, dass hier einmal eine Hütte

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