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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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zusammengebunden, genau wie die Knie und die Fußknöchel. Paketband klebte auf Mund und Augen – der Traumheiler wollte ihr die Überraschung nicht verderben. Alles musste perfekt sein, bevor er ihr das Klebeband von den Augen nahm und ihr ihren schlimmsten Albtraum zeigte.
    Er brauchte nur zehn Minuten, um zu dem Parkplatz am Ende der Fogg Road zu fahren. Die Gegend war menschenleer. Er hievte Rollstuhl-Wanda aus dem Wagen und warf sie sich über die Schulter. Sie war bewusstlos, deshalb zappelte sie nicht mit den Beinen. Ihm blieben gute zwanzig Minuten, um sie herzurichten.
    Der Rollstuhl lag auf der Seite. Der Traumheiler legte seine Last daneben und richtete den Stuhl mit behandschuhten Händen auf. Er hatte gesehen, dass Nolan ihn mit bloßen Händen angefasst hatte. Das war ein riesiger Vorteil.
    Er setzte Wanda in den Stuhl, löste die Fesseln an Händen und Armen und legte ihre rechte Hand auf das elektrische Kontrollkästchen, die linke auf die Armlehne. Als Nächstes stellte er ihre Füße auf das Trittbrett, dann zog er vier lange Kabelstücke aus der Tasche, mit denen er die Oberarme knapp unter der Schulter und die Oberschenkel ganz oben abband, so fest er konnte. Die Kabel gruben sich tief ins Fleisch, doch er achtete darauf, dass die Haut nicht verletzt wurde – er wollte nur die Blutzufuhr komplett unterbinden, kein Blutbad anrichten. Schließlich befestigte er die Frau an dem Rollstuhl, vergewisserte sich, dass der Knebel nicht verrutschen konnte, und nahm seinen Platz hinter dem Rollstuhl ein, um den Ausblick, den Rollstuhl-Wanda haben würde, sobald sie die Augen aufmachte, nicht zu verstellen.
    Als das Tageslicht schwand, studierte er die Farbe ihrer Gliedmaße. Sie waren angeschwollen und tiefrot. Inzwischen dürfte sie jegliches Gefühl in Armen und Beinen verloren haben. Der Traumheiler fragte sich, wie lange es dauern würde, bis das Gewebe nekrotisch wurde. Für diesen Fall war das allerdings nicht relevant; Wanda würde wahrscheinlich an einem Herzanfall sterben, bevor es so weit war.
    Endlich flatterten ihre Lider. Der Traumheiler betrachtete ihr gequältes Gesicht und konnte förmlich beobachten, wie ihr Denkvermögen einsetzte. Wo bin ich? Ich kann mich nicht bewegen. Ich bin festgeschnallt. Beine. Arme. O mein Gott! Schließlich erkannte sie, dass sie in einem Rollstuhl saß.
    Es wurde Zeit, Rollstuhl-Wanda allein zu lassen. Der Traumheiler tätschelte ihren Kopf und machte sich auf den Weg zu seinem Auto.

Kapitel 26
    Es war fast dunkel, als Dermot zu Hause ankam. Er hatte beschlossen, sich in einer Bar ein oder zwei Drinks zu gönnen und seine Nerven zu beruhigen, ehe er seiner Frau unter die Augen trat. Neela hatte die Vorhänge noch nicht zugezogen, und so konnte Dermot von der Straße aus ins Wohnzimmer schauen. Nick redete mit ihr und zeigte ihr ein Gemälde. Er lächelte – Neela lachte. In diesem Moment entschied Dermot, dass sie niemals von seinem Abstieg in die finsterste Welt des ethischen Nihilismus erfahren sollte.
    Dermot blieb noch eine Weile draußen stehen und sah in die fröhlichen Gesichter seiner Frau und seines besten Freundes. Das Leben würde nie wieder so sein wie früher.
    Cheesecake saß auf der Sessellehne am Fenster und starrte hinaus auf Scarecrow – ihr entging nicht viel, und möglicherweise wartete sie nur auf die Gelegenheit, den Hund fertigzumachen.
    »Kannst du den Hund gleich in die Küche bringen, Liebling?«, fragte Neela, als er mit Scarecrow das Haus betrat. »Cheesecake ist schon den ganzen Tag richtig giftig.«
    »Klar«, antwortete Dermot mit dem Versuch eines Lächelns. »Hi, Nick. Was hast du da?«
    Nick und Neela folgten ihm in die Küche.
    »Einen köstlich unanständigen Norman Lindsay. Ich habe Neela erzählt, dass mich gewisse Aspekte daran an sie erinnern. Natürlich hat sie mich gefragt, welche Aspekte das sind. ›Das Lächeln«, habe ich gesagt. Was sonst?«
    Neela lachte. »Ich hol dir was zu trinken. Du siehst erschöpft aus.« Neela beobachtete, wie er zwei kleine Dosen Katzenfutter in eine Schüssel für Scarecrow leerte.
    »Du musst ihm ordentliches Hundefutter besorgen, Liebling. Hunde fressen nicht dasselbe wie Katzen. Und wenn du schon dabei bist, bring ihm auch einen Napf mit. Das heißt, wenn der Hund bei uns bleibt, was ich nicht hoffe.« Mit diesen Bemerkungen wollte sie ihn nicht verstimmen, aber er ärgerte sich trotzdem.
    Als sie wieder ins Wohnzimmer gingen, ließ sich Dermot in einen weichen Sessel fallen. Neela

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