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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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keine Spuren hinterlassen wollte. Doch dieser spezielle Aspekt seiner Situation machte ihm nicht allzu große Sorgen. Vielmehr zerbrach er sich den Kopf darüber, welchen Einfluss sein Handeln auf Neela haben könnte. Er hatte den Einsatz erhöht und sie genauso belogen wie die Polizei. Im Grunde hätte er ihr alles erzählen müssen, doch er hatte sich bewusst dagegen entschieden. Warum? Weil er fürchtete, dass sie auf dem ethisch korrekten Weg bestehen würde – auf einem Weg, den er seiner Ansicht nach unmöglich einschlagen konnte.
    Mittlerweile war er überzeugt, dass das Tagebuch ein akkurater Bericht von den Untaten eines Massenmörders war. Dieser Gedanke jagte ihm eisige Schauer über den Rücken, gleichzeitig empfand er jedoch eine eigenartige Faszination. War er moralisch verpflichtet, der Polizei das Manuskript zu übergeben? Selbstverständlich war er das. Aber der Mörder war tot – er konnte niemandem mehr Leid zufügen. Und der »Komplize« spielte kaum eine Rolle. Welchen Nutzen hätte es, wenn er das Tagebuch an die Polizei weiterreichte? Würde das einen Schlussstrich unter das Ganze ziehen? Nein. Sein Leben und das von Neela waren im Augenblick wichtiger.
    Er schloss die Augen und kämpfte gegen die Tränen an. Selbstsucht und Eigennutz, literarischer Erfolg und Koffer voller Geld – waren diese Dinge wichtiger, als den Angehörigen der vielen Opfer Klarheit über das Schicksal ihrer Lieben zu verschaffen? Zu was für einem Ungeheuer hatte er sich entwickelt?
    Aber wenn er der Polizei alles offenbaren würde, was er wusste, könnten sie ihm selbst unzählige Vergehen zur Last legen. Der Täter war tot! Aber was war mit dem Mann, der wegen Mordes an den Zerskys und Hamilton angeklagt war? Das war schwerwiegender. Irgendwie, überlegte Dermot, muss ich es so arrangieren, dass erhebliche Zweifel an der Schuld des Inhaftierten entstehen. Aber damit wollte er sich später befassen. Außerdem bestand ja noch die Möglichkeit, dass der Mann tatsächlich diese drei Morde verübt hatte.
    Er entschied sich zudem, den zweiten Peugeot in Zukunft zu ignorieren, zumindest vorerst – das war nur ein unerfreulicher Nebenschauplatz.
    Dennoch nagte der Gedanke an das Leid der Angehörigen an ihm. War es besser zu wissen, dass ein geliebter Mensch auf grausame Weise ums Leben gekommen und unvorstellbar zu Tode gefoltert worden war? Oder war es gnädiger, im Ungewissen zu bleiben und sich vorstellen zu können, dass er noch am Leben sein könnte?
    Dermot überlegte, wie er reagieren würde, wenn Neela plötzlich auf unerklärliche Art verschwunden wäre. Er stellte sich vor, dass er anfangs entsetzt sein würde, wenn von ihr keine Spur mehr zu finden wäre. Sicherlich könnte er davon ausgehen, dass ihr etwas angetan worden war – immerhin wusste er, dass sie ihn ebenso liebte wie er sie und dass sie nicht einfach aus der Ehe ausbrechen würde, ohne zumindest einen Brief zu hinterlassen. Aber welche war auf lange Sicht die bessere Alternative? Nie zu erfahren, was mit Neela geschehen war, und ewig zu zweifeln, ob er ihre Gefühle richtig eingeschätzt hatte? Oder mit der Realität, dass sie mehrfach vergewaltigt worden und auf qualvolle Art umgekommen war, konfrontiert zu werden?
    Eines war sicher: Es war viel zu spät – jetzt konnte er der Polizei seine Aktionen der letzten Tage nicht mehr erklären. Wenn er es trotzdem täte, würde er sich um seinen nächsten Roman bringen. Seine beiden Recherche-Fahrten zu den Tatorten waren ein Geheimnis, das er, Neela und Nick mit ins Grab nehmen mussten. Falls die Polizei jemals Wind von seinen Ausflügen bekäme, würden sie ihn womöglich als Mordverdächtigen ansehen! Immerhin hatte er sich an verschiedenen Tatorten zu schaffen gemacht. Würde sich der Barmann im Lazy Lizard an ihn erinnern? Hatte ihn jemand auf der Straße gesehen?
    Eine weitere wichtige Frage ergab sich: Konnte er Neela und Nick überreden, sein Geheimnis zu bewahren? Er war fast überzeugt davon. Wenn er recht behielt, könnte er das Tagebuch schreddern und so tun, als hätte er es nie zu Gesicht bekommen. Er könnte behaupten, Arnold hätte es ihm nie überlassen, und hoffen, dass niemand den Alten an seinem Briefkasten gesehen hatte. Aber was, wenn Arnold jemandem von seinen Absichten erzählt hatte, und diese Person sich irgendwann zu Wort meldete? Dann müsste Dermot alles rigoros abstreiten.
    Seine zweite Option war, das Tagebuch weiterzuentwickeln, Arnolds rüde Sprache in seinen eigenen

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