Traummoerder
jemanden losgeschickt haben. Stellt euch vor, ihr werdet von einem Machete schwingenden Unhold bedroht – ihr hättet längst keine Glieder mehr, noch ehe die Cops in ihre Autos steigen.«
»Hast du von einem Münztelefon aus angerufen?«
»Ja, und ich habe keinen Namen genannt. Sie haben mich einige Male danach gefragt. Mein Eindruck war, dass sie alle Gespräche, bei denen der Anrufer seinen Namen nicht nennt, als Telefonterror einstufen.«
»Was hast du gesagt?«
»Dass ein Sanitäter in einem Krankenwagen in der Nähe von Beverly unterwegs ist und dass sein Leben in Gefahr sein könnte. Sie haben sich nicht besonders dafür interessiert, bis ich sagte, dass es sich um einen Terroranschlag handeln könne. Das hat ihnen Beine gemacht. Und ich habe aufgelegt.«
Nick schenkte Dermot einen Brandy ein.
»Was ist passiert?«, fragte Nick. »Ihr könnt mich nicht durch die Gegend schicken und mir dann nichts erzählen.«
»Als wir den Krankenwagen gefunden haben, war die Tragödie schon passiert. Die Griffe der Hecktüren waren zusammengebunden, und der Fahrer hatte keine Ahnung, dass sein Partner hinten im Wagen von Schlangen angegriffen wurde.«
»Schlangen?«
Dermot seufzte müde. »Ja. Schlangen.«
»Genau wie in Arnolds Tagebuch?«
»Genau wie in meinem Roman, ja.«
»O Gott.«
»Ja, allerdings – o Gott.«
Nick reichte Neela einen Brandy und goss sich selbst einen Drink ein. »Die Sache läuft aus dem Ruder«, sagte er.
»Halt den Mund!«, schrie Dermot.
Neela und Nick starrten ihn fassungslos an.
»Was? Verdammt, ich brauche dich nicht, damit du mir sagst, dass die Sache aus dem Ruder läuft. Das weiß ich selbst. Ich sitze richtig tief in der Scheiße.«
»Hey, Nick wollte nur helfen.«
Dermot stützte den Kopf in die Hände. »Ich weiß, Nick. Es tut mir leid. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Plötzlich scheint jeder da draußen etwas über mich zu wissen, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis mir Worst Nightmares um die Ohren fliegt.«
Nick überlegte sorgfältig, ehe er das Wort ergriff. »Wichtiger als alles andere ist sicherlich, dass jemand da draußen herumläuft und Leute umbringt, oder?«
»Ja, wahrscheinlich«, bestätigte Dermot widerwillig. Ehrlich gesagt, er machte sich weitaus mehr Sorgen um sein eigenes Wohlbefinden.
»Schadensbegrenzung, Dermot. Warte nicht ab, bis dir Journalisten oder Detectives die unausweichlichen unangenehmen Fragen stellen. Biete ihnen was an – irgendetwas, womit du sie dir vom Leib halten kannst. Überzeuge sie, dass du nichts Schlimmeres verbrochen hast, als nicht wahrheitsgemäß zu sagen, was dich zu deinem Buch inspiriert hat. Natürlich erwähnst du nicht, dass sich Arnold bei dir gemeldet hat. Und über das Tagebuch darfst du auch kein Wort verlieren.«
»Woher wusste ich dann, wie diese Opfer gestorben sind?«, fragte Dermot sarkastisch.
»Du gestehst ein, dass du dir wahre Begebenheiten ausgeliehen« hast – wie zum Beispiel der Fall der Van-Nuys-Passagiere und des Piloten. Darüber stand einiges in den Zeitungen. Das Gleiche gilt für Lucy Cowley.«
»Aber was ist mit Shute? Über die Superkleber-Lady wurde nirgendwo berichtet. Sie war plötzlich nicht mehr da. Warum hat der eine Typ, der beim Radiosender angerufen hat, Shute ins Spiel gebracht?«
»Er hat im Trüben gefischt, mehr nicht. Jemand hat dich dort gesehen.«
»Kann sein. Aber hältst du es für eine gute Idee, wenn ich der ganzen Welt beichte, dass ich gelogen habe – dass mir so ungeheuerliche Szenarien nie von selbst eingefallen wären und dass ich mich deshalb anderweitig bedienen musste, obwohl ich bislang behauptet habe, dass mein krankes Gehirn diese Geschichten ganz allein ersonnen hat?«
»Warum nicht? Bestimmt ist das besser als die Alternative.«
»Was ist schlimmer, als sagen zu müssen, dass ich das Werk eines anderen Wort für Wort kopiert habe?«
»Ein Mordverdächtiger zu sein.«
Dermot geriet ins Wanken. »Ich schätze, du hast recht.« Er zeigte auf sein Glas. »Wie wär’s mit noch einem Drink?«
Nick kam der Bitte nach.
»Und was unternehme ich wegen des zweiten Arnold?«, wollte Dermot von Nick wissen.
»Warte bis zu seinem nächsten Anruf. Frag ihn, wie viel er haben will. Rede mit ihm. Mehr kannst du nicht tun. Denk dran, wir haben keine Ahnung, was er vorhat. Eines wissen wir allerdings genau – er ist nicht der echte Autor des Tagebuchs, denn der ist, wie du sagst, ums Leben gekommen.«
»Was folgende Frage aufwirft: Wer,
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