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Traumpfade

Traumpfade

Titel: Traumpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Chatwin
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einen Drink auszugeben.
    »Nein danke«, er hob das Kinn. »Ich brauche nichts.«
    Ich zwinkerte Marian wieder zu, die sich alle Mühe gab, einen Lachanfall zu unterdrücken. Die anderen Gläser waren leer, daher bot ich mich an, eine Runde auszugeben. Ich ging zur Theke und bestellte »schooners« und »middies«. Ich bestellte für den Fitneßfan, ob es ihm gefiel oder nicht.
    Arkady kam herüber, um mir mit den Gläsern zu helfen. »Ich muß schon sagen!« grinste er. »Sie amüsieren sich wirklich .«
    Ich bezahlte, und wir trugen die Gläser hinüber.
    »Sagen Sie, wenn Sie gehen wollen«, flüsterte er. »Wir können zu mir gehen.«
    »Wann immer Sie wollen.«
    Der Fitneßfan zuckte zusammen, als er das Glas entgegennahm, und sagte: »Vielen Dank, Kumpel.«
    Der Vorsitzende nahm es wortlos entgegen.
    Wir tranken aus. Arkady küßte Marian auf den Mund und sagte: »Wir sehen uns später.« Der Fitneßfan legte seine Hand in meine und sagte: »Wir sehen uns, Kumpel.«
    Wir gingen nach draußen.
    »Wer war das?« fragte ich.
    »Eine Katastrophe!« sagte Arkady.
    Die Stadt lag ruhig in der Dämmerung. Ein orangeroter Rand glühte an den Umrissen der MacDonnell-Kette.
    »Wie hat Ihnen das Frazer Arms gefallen?« fragte er.
    »Es hat mir gefallen«, sagte ich. »Recht nett.«
    Es war jedenfalls netter als das Pub in Katherine.

8
    I n Katherine hatte ich auf dem Weg vom Kimberley-Pla teau südwärts nach Alice den Bus wechseln müssen.
    Es war Lunchzeit. Das Pub war voller Lastwagenfahrer und Bauarbeiter, die Bier tranken und Fleischpasteten aßen. Die meisten von ihnen trugen die Standarduniform der Männer im Outback: desert boots , Marineunterhemden, damit man ihre Tätowierungen sah, gelbe Hüte mit breiten Krempen und »Stümpfe« – grüne engsitzende Shorts ohne Reißverschluß. Und das erste, was man sah, wenn man durch die Milchglastür hineinging, war eine Reihe behaarter rötlicher Beine und flaschengrüner Hintern.
    Katherine ist eine Zwischenstation für Touristen, die kommen, um die berühmte Schlucht zu besichtigen. Die Schlucht sollte Nationalpark werden, aber ein paar Anwälte der Landrechtebewegung hatten einen Formfehler in den juristischen Unterlagen gefunden und forderten sie für die Ureinwohner zurück. Es herrschte viel Feindseligkeit in der Stadt.
    Ich ging zur Toilette, und im Gang drückte eine schwarze Hure ihre Brustwarzen an mein Hemd und sagte: »Willst du mich, Liebling?«
    »Nein.«
    In der Zeit, die ich auf der Toilette brauchte, hatte sie sich bereits an einen sehnigen kleinen Mann auf einem Barhokker herangemacht. Er hatte geschwollene Adern an seinen Unterarmen und das Dienstzeichen eines Parkaufsehers an seinem Hemd.
    »Nä!« höhnte er. »Du schmutzige Gin! Du kannst mich nicht anmachen. Ich hab’ meine Missus. Aber wenn du hier an der Bar sitzen und die Beine breit machen würdest, dann würde ich dir wahrscheinlich eine Flasche reinstekken.«
    Ich nahm meinen Drink und ging in den hinteren Teil des Raums. Ich kam mit einem Spanier ins Gespräch. Er war klein, kahl und verschwitzt, und er hatte eine hohe, hysterische Stimme. Er war der Bäcker der Stadt. Ein paar Schritte von uns entfernt begannen zwei Aborigines sehr langsam miteinander zu kämpfen.
    Der ältere hatte eine runzlige Stirn und trug ein karminrotes Hemd, das bis zum Nabel offen war. Der andere war ein magerer Jugendlicher in einer hautengen orangefarbenen Hose. Der Mann war betrunkener als der Junge, er konnte kaum stehen. Er hielt sich aufrecht, indem er sich mit den Ellbogen auf seinem Hocker abstützte. Der Junge schrie Zeter und Mordio, und an seinen Mundwinkeln trat Schaum hervor.
    Der Bäcker stieß mich in die Rippen. »Ich komme aus Salamanca«, kreischte er. »Ist wie ein Stierkampf, oder?«
    Jemand anders rief: »Die Affen kämpfen«, obwohl sie nicht wirklich kämpften – noch nicht. Aber die trinkenden Männer begannen johlend und grölend, durch die Bar auf sie zuzugehen, um einen Blick zu erhaschen.
    Sanft, beinahe zärtlich stieß der Aborigine dem Jungen das Glas aus der Hand. Es fiel hinab und zersplitterte auf dem Fußboden. Der Junge bückte sich, hob den abgebrochenen Fuß auf und hielt ihn wie einen Dolch in der Hand.
    Der Lastwagenfahrer auf dem nächsten Hocker schüttete den Inhalt seines Glases aus, zerschlug den Rand an der Thekenkante und drückte es dem älteren Mann in die Hand. »Los«, sagte er aufmunternd. »Zeig’s ihm.«
    Der Junge mit seinem Glas machte einen Satz nach

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