Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
Wulf.«
Carl zeigte mir den Stinkefinger.
»Carl ist es leid, dass du ständig von kosmischem Staub sprichst«, stellte Diesel fest. »Das wird allmählich langweilig.«
»Dann solltest du mir vielleicht dieses Phänomen des Einkreisens erklären.«
»Das ist nichts Besonderes. Kennst du das Gefühl? Du kommst in einen Raum, und plötzlich beschleicht dich die unangenehme Ahnung, dass du nicht allein bist. Oder du suchst jemanden und hast plötzlich das Gefühl, dass er im Kleiderschrank steckt. Du machst die Schranktür auf, und er steht tatsächlich vor dir. So in etwa ist das … allerdings arbeiten Wulf und ich auf einer höheren Ebene.«
»Und warum erschwere ich Wulf die Arbeit?«
»In deiner Gegenwart verändert sich meine Chemie, und es wird schwieriger, meinen sensorischen Abdruck aufzuspüren. Zumindest theoretisch. Angeblich hat das etwas mit sexueller Anziehung und sich erweiternden Blutgefäßen zu tun. Es gibt noch mehr Anzeichen, aber die erweiterten Blutgefäße gehören zu den positiven Dingen.«
Ich hatte Diesels Blutgefäße noch nie gesehen, wenn sie sich erweiterten und sich in all ihrer Pracht zeigten. Sicher war es ein spektakulärer Anblick. Und nur der Gedanke daran jagte mir einen Mordsschrecken ein.
»Solange sie sich nicht zu stark erweitern«, meinte ich.
»Dein Pech«, erwiderte Diesel.
»Wie auch immer, ich kann heute Abend nicht mit dir gehen. Ich habe meiner Mutter versprochen, zum Abendessen zu kommen.«
»Klingt gut. Wir essen bei deinen Eltern und fahren anschließend zu Scanlons Wohnung.«
Die Geschichte wiederholte sich. Und wie immer ging ich aus dem Kräftemessen mit Diesel als großer Verlierer hervor.
5
Schmorbraten, Spaghetti mit Tomatensoße, Brathähnchen, Würstchen mit Sauerkraut, Hackbraten, Minestrone, gefüllte Cannelloni, gebackener Schinken, Schweinekoteletts mit Apfelmus, Lasagne, Paprikahühnchen und Kohlrouladen erstrecken sich auf einer Zeitachse von meiner Geburt bis zu diesem Nachmittag. Sie vereinen meine ungarischen und italienischen Gene und bilden eine immerwährende Verbindung zwischen Essen und Elternliebe.
Im Haus meiner Eltern gibt es immer um Punkt sechs Uhr Abendessen. Es wird immer am Esszimmertisch serviert, und es schmeckt immer gut. Zum Entsetzen meiner Mutter ist mein derzeitiger Lebensstil nicht annähernd so zivilisiert. Mir selbst überlassen esse ich, wenn ich Hunger habe – meist im Stehen neben meiner Spüle. Und meine kulinarischen Genüsse beschränken sich hauptsächlich auf Erdnussbutter und schlappes Weißbrot.
Meine Eltern leben in Chambersburg, einem Stadtteil von Trenton. Ihr Haus, eine Doppelhaushälfte, ist klein und schmal und unterscheidet sich nur durch den Anstrich von dem identischen angrenzenden Gegenstück. Der Vorgarten ist winzig, der Garten hinter dem Haus einen Tick länger, und dazwischen befinden sich ein kleiner Flur hinter der Eingangstür, das Wohnzimmer, das Esszimmer und die Küche, und oben drei winzige Schlafzimmer und das Bad. Das Badezimmer ist nicht gerade luxuriös, aber das Fenster geht auf das Dach über der Küche hinaus. Dieses Fenster war mein Fluchtweg, wenn ich während meiner Highschool-Zeit Hausarrest hatte. Und ich hatte sehr oft Hausarrest.
Wir saßen alle am Esszimmertisch – Diesel, Carl, meine Mutter, mein Vater und meine Großmutter Mazur. Grandma Mazur zog bei meinen Eltern ein, nachdem Grandpa sich eine einfache Fahrkarte zu Gottes großem Vergnügungspark im Himmel gekauft hatte. Grandma kauft ihre Klamotten bei Gap, ihre Laufschuhe bei Payless und ihre Abführmittel im Supermarkt. Sie hat kurzes graues Haar und mehr Haut, als sie braucht.
»Ist das nicht nett«, meinte Grandma Mazur, stellte die Kasserolle mit den grünen Bohnen in die Mitte des Tisches und ließ sich mir gegenüber nieder. »Das ist beinahe wie eine Party. Ich kann mich kaum mehr an das letzte Mal erinnern, als Diesel hier war. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Und es ist immer ein Vergnügen, einen attraktiven Mann im Haus zu haben.«
Mein Vater, der sich gerade dicke Scheiben Schmorbraten auf den Teller schaufelte, hielt inne, presste die Lippen zusammen und richtete den Blick auf sein Messer, als überlege er, ob er damit etwas anderes attackieren solle als das Rindfleisch. Er murmelte einige unverständliche Worte, seine Gesichtsfarbe wurde wieder normal und er wandte sich dem Kartoffelbrei zu. Das passierte mindestens fünf Mal bei einem normalen Abendessen mit meinem Vater und Grandma. Für
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