Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
Diesel war noch nicht zurück, also rief ich Morelli an.
»Wie geht’s?«, erkundigte ich mich.
»Würdest du mich heiraten und mit mir weit weg von meiner Familie ziehen? Vielleicht nach Frankreich oder nach Phoenix?«
»Läuft es nicht gut mit deinem Bruder?«
»Ich werde meine Waffe im Wagen lassen, wenn ich nach Hause fahre, damit ich nicht in Versuchung gerate, ihn zu erschießen. Er ist ein noch größerer Chaot als ich. Überall im Haus liegen leere Bierdosen herum, und das, obwohl er erst seit vierundzwanzig Stunden bei mir wohnt. Gestern Abend war ich mit ihm beim Bowling, und er hat alles angebaggert, was zwei Beine hatte und auch nur im Entferntesten einer Frau glich. Und als wir nach Hause kamen, hat er geweint, weil er seine Frau vermisste. Er hat geheult wie ein Schlosshund! Dann hat er bis drei Uhr morgens ferngesehen und sich zwei Pornofilme auf meine Kosten heruntergeladen.«
»Du musst mit ihm reden.«
»Mit meinem Bruder? Machst du Witze?«
»Gibt es Anzeichen dafür, dass seine Frau zu einer Aussöhnung bereit ist?«
»Noch nicht, aber meine Mutter hat versprochen, mir Lasagne zu machen und mein Haus zu putzen, wenn ich ihn noch einen Tag bei mir wohnen lasse.«
»Und?«
»Na ja, er ist immerhin mein Bruder.«
»Ruf mich an, wenn er Leine zieht.«
»Du bist die Erste, die es erfährt.«
Das Schloss an meiner Wohnungstür drehte sich, und Diesel kam herein, beide Arme um Einkaufstüten geschlungen.
»Lebensmittel einzukaufen gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen«, seufzte er. »Außer für dich tue ich das für niemanden.«
»Und wovon ernährst du dich, wenn du nie einkaufst?«
»Andere Leute kümmern sich darum.« Er zog zwei Sandwiches aus einer Tüte und warf mir eines davon zu. »Frauen halten mich für anbetungswürdig.«
»Anbetungswürdig?«
»Na ja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben.«
Ich wickelte mein Sandwich aus und biss hinein. »Ich habe einen Hinweis auf Munch bekommen. Er ist auf der Suche nach Barium, und es gibt nur zwei Verkäufer dafür in der Gegend. Solomon Cuddles und Doc Weiner.«
»Wozu sollte Munch Barium haben wollen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich. »Ich habe keine Ahnung von Barium.«
»Das ist ein Schwermetall. Schwer in reiner Form zu finden, da es oxidiert, wenn es mit Sauerstoff in Verbindung kommt. Das ist alles, woran ich mich aus meinem Chemieunterricht noch erinnere.«
Carl kam in die Küche und machte eine Geste, die besagte: Was ist mit mir?
Diesel reichte Carl eine Tüte mit Äpfeln, Orangen, Bananen und Weintrauben. »Ich habe Obst für dich gekauft.«
Carl beäugte die Früchte und zeigte Diesel den Stinkefinger.
»Hör mal, Freundchen«, sagte Diesel. »Ich habe einige Zeit in Südostasien verbracht. Affen essen Obst.«
Carl sprang auf die Arbeitsplatte und durchwühlte die anderen Tüten. Er fand eine Schachtel mit Keksen und nahm sie mit zum Sofa.
»Damit ruinierst du dir die Zähne«, erklärte ich Carl. »Und du wirst Diabetes bekommen.«
»Weißt du, wo wir Weiner und Cuddles finden könnten?«, erkundigte sich Diesel.
»Ja.«
Er aß sein Sandwich auf und nahm sich eine Banane. »Dann lass uns los.«
»Was ist mit Carl?«
Diesel warf einen Blick zu Carl hinüber. »Ist es in Ordnung für dich, wenn du allein hier bleibst?«
Carl nickte heftig und hob beide Daumen.
Wir beschlossen, uns als Erstes Doc Weiner vorzunehmen, denn im Einkaufszentrum jemanden ausfindig zu machen war viel schwerer. Zu viele Leute. Zu viel Platz. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dort nach einem Mann namens Cuddles zu suchen, der herumlief und Schwermetalle aus einem Aktenkoffer verkaufte.
Allerdings war ich auch nicht gerade begeistert, in der Stark Street tätig zu werden. Die Gegend war gemeinhin als »Kampfzone« bekannt, und sie machte ihrem Namen jeden Tag alle Ehre. Um uns besser an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, fuhr Diesel einen schwarzen Cadillac Escalade mit Titan-Radkappen, dunkel getönten Fensterscheiben und mehreren Antennen. Ich fragte nicht, woher er den Wagen hatte. Wir parkten einen halben Block entfernt vom Sky Social Club auf der gegenüberliegenden Straßenseite und sahen in unserem hammerharten Spritfresser aus wie durchschnittliche Auftragskiller oder Drogendealer aus der Gegend.
»Weißt du, wie Doc Weiner aussieht?«, fragte Diesel.
»Nein. Spielt das eine Rolle?«
Diesel schob seinen Sitz zurück und streckte seine Beine aus. »Reine Neugierde.«
»Was glaubst
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