Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
saß auf dem Sofa, als ich das Kautionsbüro betrat. Sie trug einen pinkfarbenen Trainingsanzug und Laufschuhe und hielt eine Packung Papiertaschentücher in der Hand. Anders als sonst trug sie kein Make-up, und ihr Haar sah aus wie eine Mischung aus einem Rattennest und einem explodierten Kanarienvogel.
»Was ist los?«, erkundigte ich mich.
»Ich sterbe, das ist los«, erwiderte Lula. »Ich habe wieder diese Grippe. Ich bin heute Morgen aufgewacht und musste pausenlos niesen. Und meine Augen sind total verquollen. Und ich fühle mich richtig mies.«
»Vielleicht ist es eine Allergie«, meinte ich.
»Ich habe keine Allergien. Ich war noch nie gegen etwas allergisch.«
»Wie lief es gestern Abend mit Tank? Habt ihr ein neues Datum für die Hochzeit festgesetzt?«
»Ich habe beschlossen, dass der 1. Dezember sehr gut geeignet wäre. Dieses Datum kann man sich gut merken, und man vergisst die Jahrestage nicht.«
»Und Tank ist damit einverstanden?«
»Ja. Er hatte die Augen geschlossen, als ich es ihm sagte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er mir zuhörte.«
Lula nieste und putzte sich die Nase. »Es hat mich einfach überfallen. Gerade war ich noch ein wenig unanständig gewesen, und schon war die Grippe wieder da.«
»Vielleicht reagierst du allergisch auf Tank«, meinte ich.
»Ich muss meinen Energiestrom messen lassen«, erklärte Lula. »Ich glaube, dass etwas mit meinem Karma nicht stimmt. Ich werde Miss Gloria anrufen. Irgendetwas ist nicht in Ordnung.«
Ich zog Gordo Bollos Akte aus meiner Tasche. »Ich werde mich um Mr. Bollo kümmern. In seiner Akte steht, dass er für Greenblat Produce in der Water Street arbeitet.«
»Ich komme mit«, beschloss Lula. »Von Greenblat habe ich schon gehört. Das ist ein großer Obsthändler. Ich könnte mir dort eine Orange oder eine Grapefruit besorgen, um etwas gegen mein schlechtes Karma zu tun. Und Miss Gloria kann ich vom Auto aus anrufen.«
Wir stiegen in meinen Jeep, und ich fuhr die Hamilton Street in Richtung Broad Street. Ich hatte das Verdeck geschlossen, aber die Fenster geöffnet. Es war Ende September, und Trenton erlebte die letzten warmen Tage.
»Hallo«, sprach Lula in ihr Handy. »Hier ist Lula. Ich muss mit Miss Gloria sprechen. Es handelt sich um einen Notfall. Ich bin krank, und ich glaube, es liegt an meinem Karma, also muss ich dringend meinen Energiestrom überprüfen lassen, bevor ich eventuell sterbe oder so.« Lula legte auf und steckte ihr Handy in ihre Handtasche. »Ich hasse es, krank zu sein. Niemand sollte jemals krank sein müssen. Und wenn es schon unbedingt sein muss, dann wenigstens ohne Schleim.«
Ich wollte nichts mehr über Schleim hören, also stellte ich das Radio an, suchte einen Rap-Sender für Lula und drehte voll auf. Als ich vor dem Greenblat Obstmarkt anhielt, schimpfte Lula lauthals über mein Radio.
»Mit diesem billigen Ding kann man nicht Rap hören«, wetterte sie. »Keine Bässe. Das klingt, als würden Alvin und die Chipmunks einen Song von Jay-Z singen. Aber in deinem offenen Wagen habe ich wieder einen klaren Kopf bekommen. Ich kann wieder durchatmen. Und ich habe keinen Niesreiz mehr.«
Greenblat Produce war in einem großen Betonklotz untergebracht. Am hinteren Teil des Lagerhauses befand sich eine Laderampe und vorne ein kleines fensterloses Büro. In dem Büro standen vier Schreibtische, alle besetzt von Frauen, die aussahen wie Klone von Connie.
»Was gibt’s?«, sprach mich eine von ihnen an.
»Ich suche Gordo Bollo.«
»Oh, verdammt, was hat er nun wieder ausgefressen?«
»Er hat seinen Gerichtstermin vergessen. Ich vertrete seinen Kautionsagenten und muss einen neuen Termin mit ihm vereinbaren.«
»Das hätte schlimmer kommen können«, meinte sie.
»Auweia«, raunte Lula mir zu. »Der Kerl steckt sicher knietief in der Scheiße, wenn er mit schlimmeren Besuchern als uns rechnen muss.«
»Er ist hinten«, erklärte die Frau. »Gehen Sie durch die Tür hinter mir. Wahrscheinlich sortiert er gerade Tomaten.«
Lula und ich betraten das Lager, und ich zeigte ihr ein Foto von Gordo.
»Er kommt mir bekannt vor«, meinte Lula. »Ich kenne ihn von irgendwoher. Vielleicht aus den Zeiten, in denen ich als Prostituierte gearbeitet habe. Nein, warte, das ist es nicht. Das treibt mich zum Wahnsinn. Ich hasse es, wenn das passiert. Okay, jetzt habe ich es. Er sieht aus wie Curly von den Three Stooges . Er hat auch einen Kopf wie eine Bowlingkugel. Kein Wunder, dass seine Frau sich hat
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