Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
du, was in einem Club wie diesem vor sich geht?«
Diesel warf einen Blick über die Straße. »Sie sind überall auf der Welt gleich. Schäbige Lokale, in denen sich kriminelle Familien und deren Gefolge, also Schleimer und Handlanger, treffen.«
»In Burg gibt es einige Clubs, aber dort erholen sich meist Männer mit Sauerstoffflaschen von ihren Hüftoperationen.«
»Männer mit gletscherweißen Haaren«, meinte Diesel.
Der Sky Social Club befand sich in einem schmalen dreistöckigen Haus, das zwischen einer Metzgerei und einem Münzwaschsalon lag. Die Eingangstür war aus stark verwittertem Holz, und an den Fenstern hingen Verdunkelungsrollos. Das gesamte Gebäude wirkte düster.
Zwei junge Männer betraten den Club. Kurz darauf kam einer von ihnen mit einem Klappstuhl wieder heraus. Er stellte den Stuhl neben die Tür, steckte sich eine Zigarette an und setzte sich. Eine Stunde später beobachteten wir das Haus immer noch, aber nichts passierte. Niemand ging hinein, und niemand kam heraus.
»Wir müssen hier nicht zu zweit herumsitzen. Ich sollte lieber los und den Kerl im Einkaufszentrum unter die Lupe nehmen«, schlug ich Diesel vor.
»Ach, komm schon. Du willst doch nur shoppen gehen.«
Ich verdrehte die Augen so stark nach oben, dass ich beinahe ohnmächtig wurde, und schnaubte entrüstet. Und das, obwohl er eigentlich recht hatte.
»Du nervst unglaublich«, erklärte ich.
»Ich strenge mich auch tierisch an.«
»Erklär mir noch einmal, warum ich eigentlich hier bei dir bleiben muss.«
»Wenn ich allein hier herumhocke und Wulf anstelle von Munch auftaucht, wird er mich sofort orten und verschwinden. Und vielleicht taucht er dann nie wieder auf, und wir haben seine Spur ganz verloren. Die Frage sollte eigentlich lauten: Warum muss ich hier mit dir herumsitzen? Ich könnte jetzt in deinem hübschen, bequemen Bett ein Nickerchen halten.«
»Ach du meine Güte.«
»Willst du nicht wissen, warum ich hier bin?«, fragte Diesel.
»Nein.«
Er grinste und zupfte mich an meinem Pferdeschwanz. »Ich bin hier, um dich zu beschützen, damit dir in dieser gefährlichen Gegend nichts zustößt.«
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Irgendwie war ich beleidigt, aber gleichzeitig auch dankbar. Und tief in meinem Inneren wusste ich, dass das Blödsinn war. Er war hier, weil er hoffte, dass Wulf auftauchen würde.
»Hast du mir das abgekauft?«, wollte Diesel wissen.
»Teilweise.«
Ich ließ mich tiefer in meinen Sitz sinken und beobachtete den Gehsteig auf der anderen Straßenseite. Ein Mann trat aus der Bar am Ende des Blocks und kam mit gesenktem Kopf auf uns zu. Sein schulterlanges Haar war zu einem Zopf geflochten. Er sah aus wie Ende zwanzig. Schlank. Durchschnittlich groß. Er trug Arbeitsstiefel, Jeans und ein schmutzverschmiertes T-Shirt. Als er auf unserer Höhe angelangt war, hob er den Kopf, um einem vorbeifahrenden Auto nachzuschauen. Heiliger Strohsack! Das war Hector Mendez. Sein Name befand sich in meiner Kartei der Verstorbenen. Er hatte vor sechs Monaten seinen Gerichtstermin verpasst, und ich hatte ihn nicht ausfindig machen können. Und dann hatte mir jemand erzählt, er sei tot. Erschossen bei einem Bandenkrieg.
»Ich kenne diesen Kerl«, erzählte ich Diesel. »Ich habe monatelang nach ihm gesucht und schließlich aufgegeben.«
Ich zog die Handschellen und das Pfefferspray aus meiner Handtasche, schob beides in meine Hosentasche und sprang aus dem Wagen. Diesel fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte, aber ich rannte bereits los. Keine Zeit für Smalltalk. Mir war klar, dass Mendez abhauen würde, sobald er mich sah. Er war ein kleiner Drogendealer, der immer wieder mal im Gefängnis landete, und das war nicht das erste Mal, dass ich hinter ihm her war.
Ich hatte die Straße bereits zur Hälfte überquert und rannte wie verrückt, als er mich entdeckte. Seine Augen weiteten sich, und es war nicht schwer, von seinen Lippen zu lesen.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte Mendez.
»Halt!«, brüllte ich. »Ich will mit Ihnen reden.«
»Tut mir leid«, stieß er hervor. »Ich muss los. Hab’s eilig.«
Ich rannte unbeirrt weiter und hatte ein gutes Tempo drauf, aber er war der bessere Läufer. Er hatte lange Beine und war sehr motiviert. Wir liefen um die nächste Ecke, und er flüchtete in die kleine Anliegerstraße, die hinter den Geschäften und Wohnhäusern verlief. Ein paar Autos waren dort geparkt. Mir fiel ein Schild über dem Hintereingang der Münzwäscherei auf, und
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