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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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gesprochen hatte.
    »Dazu hat man uns Emotionen und Ehrgeiz gegeben. Nicht für uns selbst, sondern zum Wohl aller. Wirst du mir helfen? Kann ich auf dich zählen?«
    »Ja«, antwortete Bea. »Ich will alles tun, was in meinen Kräften steht.«
    Die beiden Frauen blieben noch eine Stunde zusammen und redeten miteinander. Als Bea endlich in das Haus der Carpenters zurückkehrte, gingen ihr viele Fragen und mögliche Antworten durch den Kopf. Die erste Person auf ihrer Liste war Andrew Simunsen. Ein Besuch in seinem Büro wäre der beste Beginn. Sie wartete auf eine Gelegenheit, die sich am folgenden Dienstag ergab. Natalie und David gingen zusammen aus, so dass Bea den Nachmittag freihatte.
    Sie zog das hübscheste Kleid an, das sie besaß, und nahm den Bus ins Zentrum des Finanzviertels. Als die Türen sich öffneten und sie ausstieg, sah sie die Welt, die Andrew sich geschaffen hatte. Das Gebäude bestand aus glattem Beton mit glänzenden silbernen Säulen, und weit mehr als die Hälfte davon schien fleckenlos reines Glas zu sein. Eine schwere riesige Glastür bildete den Eingang. Sie las Andrews Firmennamen und Büronummer in weißen Plastikbuchstaben auf schwarzem Grund auf einem Schild an der Wand und fuhr mit dem Aufzug in den vierten Stock hoch. Sein Büro nahm die ganze Etage ein. Eine junge Frau mit kurzen braunen Haaren, die auf beiden Seiten von hübschen Goldkämmen gehalten wurden, saß hinter einem Schreibtisch in der Mitte eines halbkreisförmigen Empfangsraums.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte sie.
    »Ja, ich würde gern Andrew Simunsen sehen.«
    »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein, aber ich bin eine Freundin. Bitte sagen Sie ihm, dass Bea hier ist, Beatrice.«
    »Es tut mir leid«, sagte die Empfangsdame. »Aber Sie brauchen einen Termin. Ich kann Ihnen einen geben.«
    »Bitte sagen Sie ihm einfach, dass ich hier bin.«
    »Das geht im Moment nicht. Er ist in einer Konferenz. Lassen Sie sich einen anderen Termin geben.«
    »Nein«, sagte Bea und schüttelte den Kopf. »Ich werde einfach warten.« Sie ging zu einer Sitzgruppe, die mit geblümtem Stoff bezogen war, und machte es sich bequem. Sie war entschlossen zu bleiben. Eine Stunde später öffnete sich die Aufzugstür, und Andrew und ein weiterer Mann stiegen aus.
    »Mr. Simunsen«, rief die Empfangsdame, als Andrew zu einer Tür auf der linken Seite gehen wollte. »Hier ist eine Frau, die Sie ohne Termin sprechen möchte.«
    Bea stand auf. Andrew erkannte sie von weitem. Er machte kehrt und kam in ihre Richtung. »Bea, ist etwas nicht in Ordnung? Ist David etwas passiert, oder Natalie? Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ja«, antwortete Beatrice. »Bei den Carpenters ist alles bestens. Es gibt etwas anderes, das ich mit Ihnen besprechen muss. Etwas sehr Wichtiges!«
    »Sicher, okay, gut, in Ordnung«, erwiderte er und nahm sich Zeit, um seine Gedanken zu ordnen. »Cindy, führen Sie Beatrice in unseren Konferenzraum, und bringen Sie ihr eine Tasse Tee. Ich komme gleich nach.« Das Mädchen winkte Bea, ihr zu folgen, und die beiden Männer gingen durch die andere Tür. Der Konferenzraum war ein langes schmales Zimmer, dessen eine Wand ganz aus Glas bestand und auf einen Parkplatz hinausging, wo in der schwarzen Asphaltfläche kleine Quadrate Erde mit Bäumen bepflanzt waren. Ein langer Tisch dominierte den Raum. Zu beiden Seiten standen passende Ledersessel auf Rollen mit hohen Rückenlehnen.
    »Setzen Sie sich. Ich bringe Ihnen Tee«, sagte das Mädchen über die Schulter. Kurz nach dem Tee erschien auch Andrew und ging zu einem Platz gegenüber von Beatrice. Als er sich hinsetzte, schien der große offene Raum plötzlich auf Küchentischformat zu schrumpfen.
    »Also, worum geht es?«
    Bea erzählte ihm von ihrer Zeit im Outback und davon, was die Aborigines für Menschen seien. Sie erzählte ihm, welche Ungleichheit sie in der heutigen Gesellschaft beobachtete. Sie teilte ihm Judys Ideen zur Finanzierung und Förderung der Selbsterhaltung durch private Firmen mit und berichtete von ihrer Sorge um diejenigen Menschen, die in fremden Ländern im Gefängnis saßen. Schließlich bat sie um seine Hilfe sowohl bei der Organisation als auch bei der Finanzierung. Sie bat ihn, diese Hilfe, die er jetzt geben könnte, als eine Art Vergütung dafür anzusehen, dass unschuldige, vertrauensvolle Menschen ihn zu geheiligten Kraftorten geführt hatten, ohne zu wissen, was sie damit aufgaben.
    Andrew schien tatsächlich erleichtert. Irgendwie hatte er gefürchtet,

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