Traumreisende
noch drauf, und Sie haben Ihren Mann. Okay, Junge?«
Geoff reagierte verblüfft auf das, was da so schnell vor sich gegangen war. Erst hatte man ihn zum Frühstück eingeladen, und dann war seine Arbeitskraft für fünf Tage angeboten und verkauft worden. Und jetzt handelte er um das Frühstück, das er gerade gegessen hatte. Er sagte kein Wort, bis der Mann zu ihm herüberkam, die Hand ausstreckte und sagte: »Ich bin Lyle Moore. Wie heißt du?«
»Geoff Marshall.«
»Sehr erfreut, Geoff. Ist das mit dem Job für dich okay? Hier scheint bloß dein Freund zu reden.«
»Ja, es ist mir recht«, sagte Geoff. »Ich habe bis Samstag Zeit.«
Und so verließen Lyle Moore und Geoff Marshall in Mr. Moores Ford die Imbissstube. Moores Farm lag nur zehn Kilometer außerhalb der Stadt. Sie bestand aus einem zweistöckigen weißen Haus mit Holzgerüst, einem Pferdestall mit acht Boxen, einer Scheune, die für Heu und Maschinen benutzt wurde, und einer anderen, sehr großen Scheune voller Dinge, die die kürzlich verstorbene Mrs. Moore im Laufe der Jahre angesammelt hatte. Sie und ihr Mann waren im Sommer fast jeden Monat zu Farmauktionen gefahren. Das waren ihre Gelegenheiten zu geselligen Zusammenkünften. Die Farmer veranstalteten Räumungsverkäufe, wenn sie sich neue Dinge kaufen wollten, manchmal aber auch einfach, weil Antiquitäten bei den Stadtbewohnern so beliebt geworden waren. »Das Problem, das Momma, meine Frau, hatte - ich habe sie immer Momma genannt, wie die Kinder -, ja, also, ihr Problem war, dass sie Sachen kaufte, aber niemals verkaufte«, sagte Lyle.
»Und jetzt muss ich einfach einiges von dem Zeug loswerden.
Am Samstag kommt ein Auktionator vorbei, und ich muss sehen, was wir haben. Ich muss die Sachen sortieren und stapeln. Im Augenblick ist nur noch meine jüngste Tochter Nancy zu Hause. Und für uns beide ist das einfach zuviel Arbeit. Wenn du wirklich anpacken kannst, wirst du uns eine große Hilfe sein. Bist du nur auf der Durchreise? Du kommst sicher nicht hier aus der Gegend. Wie alt bist du übrigens?«
»Ich werde diesen Monat neunzehn«, sagte Geoff, womit er sich zwei Jahre älter machte. »Ich reise zur Zeit herum und versuche rauszukriegen, wo ich leben und als was ich arbeiten möchte.«
»Gute Idee. Die Welt ist groß. Jede Menge Möglichkeiten.«
Das Gästezimmer der Moores war das Schlafzimmer, das Lyles Sohn gehört hatte, als er noch jung war. Jetzt war er erwachsen, verheiratet und lebte in Oregon. Er kam selten zu Besuch in den Mittleren Westen.
Der erste Laut, den Geoff von der Tochter Nancy hörte, war ein Schrei. Auf das »Hallo, ich bin wieder da«, das ihr Vater gerufen hatte, als sie durch die Haustür kamen, hatte sie nicht geantwortet. Lyle hatte Geoff das Schlafzimmer und das Bad gezeigt. Sie traten gerade wieder in den Flur, als Nancy die Treppe heruntergepoltert kam, die Hände um den Kopf gelegt, weil sie sich nach einer Dusche das nasse Haar trocknete. Als Geoff aus dem Zimmer kam, blickte sie auf und schrie. Das war für alle peinlich, aber verständlich. Mr. Moore erklärte, wer der Gast sei, und die Situation schien sich zu beruhigen.
Der Tag verging damit, dass Geoff einige Gegenstände an bestimmte Stellen in der freien Mitte der Scheune trug. Es machte ihm Spaß, und er begann Lyle zu fragen, um was für Sachen es sich handelte. Es gab Hunderte von ungewöhnlichen Dingen, darunter einen hölzernen Pferdeschlitten für sechs Personen. Er entdeckte Sägen mit Griffen an beiden Enden, so dass zwei Männer gemeinsam einen Baum fällen konnten. Geoff schleppte große Eisenkessel, in denen Wachs geschmolzen wurde, und Formen, mit denen man Kerzen goss. In großen Schränken fanden sie alte Radios, Kartons mit Geschirr, verschiedene Butterfässer und mindestens fünfzig kunstvoll geschnitzte Bilderrahmen. Die Geschichten darüber, wozu die alten Gegenstände früher gedient hatten, waren faszinierend, aber der junge Mann konnte sich nicht vorstellen, wieso irgend jemand diesen alten Kram kaufen sollte.
An diesem Abend gab Mr. Moore Geoff ein paar von seinen Sachen zum Anziehen, während er ihrer beider schmutzige Kleidung in die Waschmaschine steckte. Er bereitete auch das Abendessen zu. Inzwischen saß Nancy im Wohnzimmer und rief Geoff zu sich. Anscheinend hatte Mrs. Moore niemals verlangt, dass ihre Tochter ihr im Haus half, und von selbst kam das Mädchen nicht auf die Idee. Sie saßen zu dritt zusammen, und dann gingen die beiden jungen Leute hinaus in die
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