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Traumsammler: Roman (German Edition)

Traumsammler: Roman (German Edition)

Titel: Traumsammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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Trikot.«
    »Das muss ich mir gut überlegen.«
    Gholam ging zur Hauptstraße. Auf halbem Weg blieb er stehen, holte die zerknüllte Zigarettenschachtel aus der Tasche und warf sie über die Mauer von Adels Anwesen.
    * * *
    Eine Woche lang holte Adel nach dem Schulunterricht jeden Tag den Ball und verließ damit das Anwesen. Anfangs schlich er sich immer dann hinaus, wenn die bewaffneten Wachmänner ihre Runde drehten, aber beim dritten Mal wurde er erwischt, und der Wachmann wollte ihn nicht gehen lassen. Adel ging wieder ins Haus und kam mit einem iPod und einer Uhr zurück. Von da an ließ der Wachmann ihn heimlich hinaus, aber unter der Bedingung, dass er auf der Lichtung vor der Obstwiese blieb. Seine Mutter und Kabir bemerkten seine Abwesenheit gar nicht. Das war einer der Vorteile eines so großen Hauses.
    Adel spielte allein auf der Rückseite des Anwesens, meist auf der Lichtung mit dem Baumstumpf, und hoffte jedes Mal auf das Erscheinen Gholams. Er behielt den ungeteerten Weg im Blick, der zur Hauptstraße führte, während er herumkickte, auf dem Baumstumpf saß und einem Kampfjet nachschaute oder lustlos mit Steinen warf. Irgendwann nahm er den Ball und kehrte zum Haus zurück.
    Eines Tages tauchte Gholam wieder auf, eine Papiertüte in der Hand.
    »Wo bist du gewesen?«
    »Ich habe gearbeitet.«
    Er erzählte Adel, dass sein Vater und er einige Tage auf dem Bau beschäftigt gewesen waren. Er hatte Mörtel angerührt, Wassereimer und Säcke mit Zement und Bausand geschleppt, schwerer als er selbst. Er erklärte Adel, dass er den Mörtel in einer Schubkarre angerührt hatte. Er hatte Wasser mit Sand und Zement vermischt, mit einer Hacke umgerührt und abwechselnd Wasser und Sand hinzugefügt, bis die Mischung glatt war. Dann hatte er die Karre zu den Maurern geschoben und danach eine neue Ladung Mörtel in Angriff genommen. Er zeigte Adel die Blasen an seinen Händen.
    »Mann«, sagte Adel. Das war zwar etwas lahm, aber ihm fiel nichts anderes ein. Er hatte in seinem bisherigen Leben nur einmal kurz mit den Händen gearbeitet, vor drei Jahren in Kabul, als er dem Gärtner hinter ihrem Haus beim Setzen von Apfelbaumschösslingen geholfen hatte.
    »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte Gholam, griff in die Tüte und warf Adel das Zidane-Trikot zu.
    »Was soll das?« Adel war verdutzt, insgeheim jedoch überglücklich.
    »Gestern habe ich in der Stadt einen Jungen mit dem Trikot gesehen«, sagte Gholam und bat mit einem Wink um den Fußball. Adel schoss den Ball zu Gholam, der ihn auf und ab kickte, während er erzählte. »Unfassbar, oder? Ich bin zu ihm gegangen und habe gesagt: ›Hey, du trägst das Trikot meines Kumpels.‹ Er hat mich angeglotzt. Um es kurz zu machen: Wir haben die Sache dann in einer Seitenstraße ausgefochten. Am Ende flehte er mich an, das Trikot zu nehmen!« Er holte den Ball aus der Luft und grinste. »Na gut – kann sein, dass ich ihm das Trikot vor ein paar Tagen verkauft habe.«
    »Aber das ist unrecht. Wenn du es ihm verkauft hast, war es seins.«
    »Ja, was? Willst du es denn nicht mehr? Nach allem, was ich getan habe, um es zurückzukriegen? Die Sache war nicht einseitig. Er hat auch ordentlich ausgeteilt.«
    »Trotzdem«, murmelte Adel.
    »Außerdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dich reingelegt hatte. Also hast du dein Trikot wieder, und ich …« Er deutete auf seine Füße, und Adel erblickte ein neues Paar blau-weißer Turnschuhe.
    »Und der andere? Ist er okay?«, fragte Adel.
    »Er wird es überleben. Wollen wir jetzt diskutieren oder spielen?«
    »Ist dein Vater mitgekommen?«
    »Nein, heute nicht. Er ist in Kabul beim Gericht. Los, fangen wir an.«
    Sie spielten eine Weile, passten einander den Ball zu, dribbelten über die Lichtung. Später brach Adel das Versprechen, das er dem Wachmann gegeben hatte, und ging mit Gholam über die Obstwiese. Sie aßen Früchte der Wollmispelbäume und tranken kalte Fanta aus der Dose, die Adel in weiser Voraussicht aus der Küche mitgenommen hatte.
    Sie trafen sich schon bald jeden Tag. Sie spielten Fußball, jagten einander zwischen den Baumspalieren. Sie redeten über Sport und Filme, und wenn es nichts zu erzählen gab, betrachteten sie Shadbagh-e-Nau, die sanften Schwünge der fernen Hügel und die noch weiter entfernte, dunstige Gebirgskette, und auch das war schön.
    Wenn Adel morgens erwachte, freute er sich schon darauf, Gholam auf dem ungeteerten Weg daherkommen zu sehen, und er freute sich auf

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