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Traumsammler: Roman (German Edition)

Traumsammler: Roman (German Edition)

Titel: Traumsammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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die plüschigen Hausschuhe – all das hat dazu geführt, dass ich sie unterschätzt habe. Sie hat immer noch die Oberhand. Und so wird es immer bleiben. »Ich möchte nicht zu einer Belastung für dich werden.«
    Dieser letzte Satz ist dann doch eine Lüge, wenn auch eine nett gemeinte. Sie würde mich nicht belasten, das weiß sie so gut wie ich. Ich bin nicht vor Ort, sondern Tausende von Kilometern weit fort. Die Unannehmlichkeiten, die Mühe, die Pflege – all das würde Thalia überlassen bleiben. Trotzdem bezieht Mamá mich mit ein, gewährt mir etwas, das ich nicht verdient, um das ich mich nicht einmal bemüht habe.
    »So wäre das nicht«, erwidere ich lahm.
    Mamá lächelt. »Da wir gerade von deiner Arbeit reden: Du weißt, dass ich es nicht wirklich gutgeheißen habe, dass du in dieses Land gegangen bist, oder?«
    »Ich habe mir so etwas gedacht, ja.«
    »Ich fand es unbegreiflich. Warum solltest du alles aufgeben, dein Einkommen, die Praxis, das Haus in Athen, alles, wofür du gearbeitet hast, nur um dich an diesen gewaltverseuchten Ort zu verkriechen?«
    »Ich hatte meine Gründe.«
    »Ich weiß.« Sie setzt die Tasse an die Lippen, senkt sie aber wieder, ohne einen Schluck getrunken zu haben. »Ich bin sehr schlecht in so etwas«, sagt sie langsam, fast schüchtern, »aber ich möchte dir sagen, dass du dich als guter Mensch erwiesen hast. Ich bin stolz auf dich, Markos.«
    Ich senke den Blick auf meine Hände. Ich spüre, wie ihre Worte tief in mein Inneres sinken. Sie kamen vollkommen unverhofft, und der milde Blick, mit dem sie sie aussprach, war genauso überraschend. Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.
    »Vielen Dank, Mamá«, murmele ich nur.
    Mehr kann ich nicht sagen. Wir sitzen eine Weile schweigend da. Ein Unbehagen hemmt uns, dazu das Bewusstsein all der vertanen Zeit und der vielen vergeudeten Gelegenheiten. 
    »Ich wollte dich etwas fragen«, sagt Mamá.
    »Und was?«
    »James Parkinson. George Huntington. Robert Graves. John Down. Und nun mein Lou Gehrig. Wie kommt es, dass die Männer sogar die Namen der Krankheiten dominieren?« 
    Ich blinzele, und meine Mutter blinzelt auch, und dann lacht sie, und ich stimme in ihr Lachen ein, obwohl ich das Gefühl habe, innerlich zu zerbröseln.
    * * *
    Am nächsten Morgen haben wir es uns draußen auf Liegestühlen gemütlich gemacht. Mamá trägt einen dicken Schal und einen grauen Parka, über ihren Beinen liegt eine Fleecedecke zum Schutz vor der Kälte. Wir trinken Kaffee und naschen von den gekochten Quitten mit Zimt, die Thalia zu diesem Anlass gekauft hat. Jeder von uns trägt eine der Sonnenbrillen, und wir betrachten den Himmel. Die Sonne ist am nördlichen Rand schon etwas eingedunkelt und erinnert an das Logo des Apple-Laptops, den Thalia immer wieder aufklappt, um in einem Online-Forum die Sonnenfinsternis zu kommentieren. Auf der ganzen Länge der Straße sitzen Menschen auf den Bürgersteigen und Dächern, um das Spektakel zu verfolgen. Manche sind mit ihrer Familie zum anderen Ende der Insel gefahren, wo die Astronomische Gesellschaft Griechenlands Teleskope aufgestellt hat.
    »Wann ist die Sonne ganz verdeckt?«, frage ich.
    »Gegen halb elf«, sagt Thalia. Sie hebt die Brille und schaut auf die Uhr. »In einer guten Stunde.« Sie reibt sich aufgeregt die Hände, tippt etwas in den Computer.
    Ich betrachte die beiden, Mamá mit dunkler Brille, die Hände mit den blauen Venen auf der Brust verschränkt, und Thalia, die eifrig auf die Tastatur einhämmert und deren weiße Haare unter der Mütze hervorlugen.
    Aus dir ist ein guter Mensch geworden.
    Gestern Abend habe ich auf dem Sofa gelegen, und während ich über Mamás Worte nachdachte, schweiften meine Gedanken zu Madaline ab. Mir fiel ein, dass ich oft sauer auf Mamá war, weil sie so vieles ablehnte, was andere Mütter taten. Meine Hand halten, wenn wir zu Fuß unterwegs waren. Mir einen Gutenachtkuss geben, mich auf ihren Schoß setzen, mir vor dem Einschlafen eine Geschichte vorlesen. All das hat sie nie getan. Trotzdem war ich während all jener Jahre blind für eine grundlegendere Wahrheit, die unbeachtet und ungewürdigt unter meinem Groll begraben lag. Sie bestand darin, dass meine Mutter mich nie verlassen hat. Das war ihr Geschenk an mich – die eherne Gewissheit, dass sie mir das, was Madaline Thalia angetan hatte, nie antun würde. Sie war meine Mutter, und sie würde mich nie verlassen. Und ich hatte das akzeptiert, ja erwartet, als wäre es

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