Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
wiedererkennen!“
Verstohlen blickte Erik sich um, als er später in der Nacht den Wellnessbereich der
Midsommarsolen
betrat. Die Saunen und Whirlpools standen den Passagieren rund um die Uhr zur Verfügung. In den frühen Morgenstunden nahm allerdings kaum jemand dieses Angebot in Anspruch. Erik traf um drei Uhr morgens weder in den Umkleiden noch bei den Duschen oder im Poolbereich auf einen anderen Gast.
Zwei junge Stewards saßen in der Ruhezone an einem Tisch und spielten Karten. Erik konnte es ihnen nicht verübeln, dass sie ein wenig Zerstreuung suchten – es gab sicher aufregendere Aufgaben, als eine menschenleere Poollandschaft zu bewachen.
Als die beiden Erik bemerkten, ließen sie die Karten schnell verschwinden. Er grüßte sie mit einem Kopfnicken und ging zu einem Whirlpool. Nachdem er seinen Bademantel ausgezogen und am Beckenrand abgelegt hatte, ließ er sich mit einem Seufzen in das warme, sprudelnde Wasser gleiten.
Was für eine Wohltat nach einem ereignisreichen Tag! Er gestattete sich den Luxus, seine Gedanken für ein paar Minuten einfach nur treiben zu lassen. Doch immer, wenn er sich zu sehr entspannte, sah er das Bild einer jungen Frau mit hellblonden Locken und veilchenblauen Augen vor sich. Er sah, wie sie den Kopf in den Nacken legte. Wie ihre Lider sich senkten und ihre Lippen sich erwartungsvoll ein wenig öffneten. Und in seinem Kopfkino endete die Szene nicht damit, dass er sich abwandte und davonging.
Nej
, in seinem Wachtraum küsste er Filippa Vinterdahls rosige Lippen …
Darn!
fluchte er stumm. Solche Gedanken waren gefährlich. Zu gefährlich, als dass er es sich erlauben konnte, ihnen nachzuhängen.
Unwillkürlich kam Renée ihm wieder in den Sinn. Die Begegnung mit ihr lag nun schon fast fünf Jahre zurück, doch manchmal schien es ihm, als wäre das alles erst gestern geschehen.
Erik hatte sich nie für naiv oder gar leichtgläubig gehalten. Seine bisherigen Beziehungen waren vor allem daran gescheitert, dass er wie ein Besessener arbeitete.
Er hätte nie geglaubt, dass eine Frau jemals den Stellenwert einnehmen könnte, den seine Arbeit für ihn besaß – bis er Renée begegnete. Hals über Kopf verliebte er sich in die schöne Niederländerin, die als Empfangschefin in einem Hotel in Dubai arbeitete, das er bewerten sollte. Er warf all seine Vorsicht und seine Besonnenheit über Bord, nicht ahnend, dass Renée es genau darauf abgesehen hatte.
Rücksichtslos hatte sie mit seinen Gefühlen gespielt. Erst viel zu spät hatte er erkannt, dass sie sich nicht eine Sekunde lang für ihn als Menschen interessiert hatte …
Und nun schien er drauf und dran, diesen Fehler zu wiederholen, indem er sich mit Filippa Vinterdahl einließ. Sie war bei der Reederei beschäftigt, über die er ein Qualitätsgutachten erstellen sollte. Die Situation war also genau die gleiche wie damals mit Renée. Und er wusste selbst nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte, Filippa zum Abendessen einzuladen.
Seit er zum ersten Mal in ihre veilchenfarbenen Augen geblickt hatte, verhielt er sich vollkommen entgegen seiner eigentlichen Prinzipien. Es irritierte ihn, wie sehr diese Frau ihn beeinflusste, obwohl er doch kaum mehr als ihren Namen kannte.
Wenn irgendjemand von dieser Geschichte Wind bekam, würde das weit reichende Konsequenzen für die Firma haben. Der gute Ruf von
K & A
war ohnehin bereits angeschlagen – und das ausgerechnet durch das Verschulden eines der beiden Firmengründer.
Erik hatte es zunächst gar nicht glauben wollen, als ihm die Gerüchte über Henk zu Ohren gekommen waren. Sein langjähriger Freund und Partner sollte ihre gemeinsamen Ideale verraten haben? Gutachten gegen die Zahlung eines gewissen Obolus in die eine oder andere Richtung korrigiert haben, und das nicht nur einmal?
Erik war geneigt gewesen, die Sache einfach als Unfug abzutun. Doch der Keim des Zweifels war gesät, und irgendwann konnte er Henk nicht mehr gegenübertreten, ohne sich zu fragen, ob die Vorwürfe nicht vielleicht doch stimmten. Steckte nicht in jedem Gerücht auch ein Körnchen Wahrheit?
Schließlich beauftragte er ein Detektivbüro – nur um sicherzugehen, dass die Anschuldigungen gegen Henk vollkommen aus der Luft gegriffen waren, wie er sich selbst einredete.
Das Ergebnis der Recherchen, das er nach nicht einmal einer Woche erhielt, war niederschmetternd.
Henk hatte sich nicht nur ein- oder zweimal bestechen lassen, nein, er schien ein regelrechtes Geschäft mit seinen
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