Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
käuflichen Qualitätsbewertungen aufgezogen zu haben. Die Strategie war einfach: Henk unterzog das Objekt – in den meisten Fällen bewertete er Edelrestaurants für Gourmetführer, das war seine besondere Spezialität – zunächst einer ganz regulären Überprüfung und verfasste einen Vorbericht. Dann ließ er wie zufällig durchblicken, wer er war und was er getan hatte, und bot dem Restaurantbesitzer einen Deal an: Im Gegenzug dafür, dass er sämtliche Mängel und Kritikpunkte in der veröffentlichten Restaurantkritik nicht erwähnte, sollten sie ihm eine gewisse Summe bezahlen.
Auf diese Weise hatte Henk sich eine erhebliche Nebeneinnahmequelle geschaffen, die selbstverständlich nirgends in den Büchern von
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auftauchte. Viele Restaurantbesitzer zahlten, denn sie standen unter Druck und konnten sich schlechte Kritiken in der Fachpresse einfach nicht erlauben.
Erik war fassungslos. Er hatte seinem Partner stets voll und ganz vertraut, und nun musste er erfahren, dass dieser ihn nach Strich und Faden hintergangen hatte. Selbstverständlich stellte er Henk sofort zur Rede. Der stritt zunächst alles ab, doch die erdrückende Last der Beweise zwang ihn schließlich zu einem Geständnis.
Er flehte Erik an, die Sache auf sich beruhen zu lassen, und beichtete ihm seine Spielsucht, die er auf anderem Wege nicht mehr zu finanzieren gewusst hatte. Doch wie sollte Erik den Auftraggebern der Firma und den Angestellten je wieder in die Augen blicken, wenn er seinem Partner einen solch schweren Betrug durchgehen ließ?
Schweren Herzens bot er Henk einen Kompromiss an: Wenn er sich bereit erklärte,
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freiwillig zu verlassen, sollte er eine großzügige Abfindung erhalten. Andernfalls würde Erik nichts anderes übrig bleiben, als ihn bei der Polizei anzuzeigen.
Erik hatte Henk noch nie so wütend erlebt. Er beschuldigte ihn, ihre Freundschaft zu verraten, und hielt ihm vor, dass er ihm damals, bei der leidigen Geschichte mit Renée, den Rücken gestärkt hatte. Doch Erik blieb hart, auch wenn es ihm nicht leichtfiel.
Henk gab sich schließlich geschlagen, nahm das Geld und ging. Durch eine undichte Stelle – manchmal fragte sich Erik, ob Henk selbst aus Rache geplaudert hatte – kam die Sache dennoch ans Licht, und der Ruf der Firma erlitt beträchtlichen Schaden.
Wenige Monate später stand Emilia vor Eriks Tür und informierte ihn über den Selbstmord ihres Vaters. Mit seinem Sportwagen war er über die Klippen gerast – hinterlassen hatte er nichts als einen Berg Schulden.
Obwohl Erik wusste, dass er kaum anders hätte handeln können, fühlte er sich mitschuldig am Tod seines Partners. Hätte es nicht doch einen Weg gegeben, Henk zu helfen, ihm den Rücken zu stärken, anstatt sich von ihm abzuwenden? Doch es war zu spät. Henk war tot, und so nahm Erik sich seiner Tochter Emilia an, um an ihr Wiedergutmachung zu leisten.
Das Zuschlagen einer Tür und das Quietschen von Gummisohlen auf den Fliesen holten Erik wieder in die Gegenwart zurück. Ein älterer Herr in gestreiften Badehosen schlurfte zur finnischen Sauna hinüber und verschwand in der kleinen Hütte aus Kiefernholz.
Erik rief sich zur Ordnung. Es wurde Zeit, dass er sich um seine eigentliche Aufgabe kümmerte.
Rasch griff er in die Taschen seines Bademantels, der am Beckenrand lag, und holte unauffällig ein paar Glasröhrchen hervor. Er entnahm eine Wasserprobe aus dem Whirlpool, betrat dann das Schwimm- und das Kaltwasserbecken und besorgte sich weitere Proben. Anschließend streifte er sich den Bademantel wieder über und ging zurück in die Umkleidekabine.
Die Proben würde er beim nächsten Zwischenstopp an ein Labor schicken, mit dem seine Firma schon oft zusammengearbeitet hatte. Das anschließende Treffen mit Filippa Vinterdahl würde er nutzen, um mehr über den Servicegedanken an Bord der
Midsommarsolen
zu erfahren.
Von nun an durfte alles, was er tat, nur noch auf ein einziges Ziel hinauslaufen: die Wünsche und Erwartungen seines Auftraggebers zu erfüllen. Nichts anderes war mehr von Bedeutung – erst recht keine attraktive, blond gelockte Frau mit veilchenblauen Augen …
Filippa war immer wieder überrascht, wie dänisch Malmö, die drittgrößte Stadt Schwedens, war – und das nicht nur, weil sie über die Øresund-Brücke direkt mit Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen verbunden war. Wie sie aus dem Geschichtsunterricht wusste, hatte sich ganz Skåne bis zur Mitte des sechzehnten
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