Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
habe dir jetzt schon fünfmal auf den Anrufbeantworter gesprochen, und du reagierst nicht.“
Sie schluckte den Fluch, der ihr auf der Zunge lag, hinunter. Ihre Eltern wussten nicht, dass sie auf der
Midsommarsolen
angeheuert hatte. Sie wollte es ihnen erst mitteilen, wenn die Kreuzfahrt erfolgreich überstanden war, daher sagte sie nur: „
Hej, Mamma
, schön, dass du anrufst. Gibt es einen besonderen Grund dafür?“
„Allerdings“, entgegnete Augusta Norrholm energisch. „Dein Vater und ich geben am Wochenende eine kleine Cocktailparty. Wir gehen davon aus, dass wir dich dort erwarten dürfen?“
„Mich?“ Sie schüttelte den Kopf – obwohl ihre Mutter das ohnehin nicht sehen konnte. „
Nej
, tut mir leid,
Mamma
, aber so kurzfristig kann ich es beim besten Willen nicht einrichten.“
Augusta seufzte. „Ich fürchte, das wird dein Vater gar nicht gern hören,
min älskling
. Stell dir vor, wen er extra für dich eingeladen hat?“
„Doch nicht …“ Filippa spürte, wie sie erbleichte. „Er hat doch nicht etwa Helge eingeladen?“
„Ach Kindchen“, seufzte ihre Mutter. „Meinst du nicht, dass es langsam Zeit ist, Frieden mit ihm zu schließen? Sieh mal, ihr habt euch doch immer so gut verstanden, und dein Vater kommt auch gut mit ihm aus und …“
„Dann soll er doch mit Helge glücklich werden!“, entgegnete Filippa wütend. „Ich kann nicht glauben, dass ihr mir das antut! Nach allem, was passiert ist! Helge hat mich nie geliebt,
Mamma
! Er hatte es nur auf
Pappas
Posten abgesehen. Außerdem hatte er die ganze Zeit über eine heimliche Geliebte. Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass ich mit einem Mann, der mich so hintergeht, mein Leben verbringen will!“
„Aber Liebes, ich …“
„
Nej!“
, fiel Filippa ihr ärgerlich ins Wort. „Ich weiß, dass du es nur gut meinst, aber akzeptiere es einfach: Das mit Helge und mir ist vorbei – endgültig! Und daran wird sich auch nichts ändern, selbst wenn mein Herr Vater sich auf den Kopf stellt!“
Damit beendete sie das Gespräch und stopfte das Handy zurück in die Tasche ihres Uniformrocks.
Ob ihre Eltern jemals begreifen würden, dass sie ein eigenständiger Mensch mit eigenen Wünschen und Bedürfnissen war? Immer häufiger hatte Filippa das Gefühl, dass sich überhaupt niemand dafür interessierte, was sie wollte. Immer ging es um das Wohl der Firma und der Familie. Dass ihr Vater ihren Exverlobten zu seiner Cocktailparty eingeladen hatte, war nur ein Beispiel von vielen. Er schien überhaupt nicht zu begreifen, wie tief er sie mit seinem Verhalten verletzte. Und das nach allem, was er sich in der Vergangenheit geleistet hatte.
Ebenso wie Helge hatte er sie hintergangen und ihr Vertrauen ausgenutzt.
„Sag mal, musst du nicht langsam los?“, riss Bo sie aus ihren Gedanken. „Du leitest doch diese Ausflugsgruppe nach Lund, oder nicht?“
Filippa erschrak, als ihr Blick auf die große Uhr über der Bar fiel. „Wir sprechen uns später“, sagte sie. Dann lief sie eilig zu ihrer Kabine, um sich für die Führung umzuziehen.
„Die Stadt Lund wurde um das Jahr 990 von einem dänischen Wikingerkönig namens Sven Gabelbart gegründet. Seit dem 11. Jahrhundert ist sie Bischofssitz; der Dom, den wir hinter uns sehen, stammt aus dieser Epoche. Jedoch ging Lund im 17. Jahrhundert schließlich von Dänemark an Schweden über. Kurz darauf wurde die Universität gegründet.“
Interessiert hingen die Mitglieder der Ausflugsgruppe an ihren Lippen, während Filippa die Daten und Fakten vortrug, die sie bereits vor ein paar Tagen aus dem Internet, diversen Reiseführern und der Bordbibliothek herausgesucht hatte. Vom Anleger in Malmö aus waren sie mit einem Reisebus nach Lund gefahren.
Sie war sehr überraschte, als sie Erik entdeckte, der ein wenig abseits vom Rest der Gruppe stand und sie direkt anschaute.
„… die Krypta ansehen?“
Filippa blinzelte irritiert, und es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass ihr jemand eine Frage gestellt hatte. „
Förlåt
, ich fürchte, ich war gerade nicht ganz bei der Sache. Können Sie Ihre Frage bitte noch einmal wiederholen?“
„Ich wollte gern wissen, ob man sich den Dom und die Krypta auch von innen ansehen kann.“ Die ältere Dame in der ersten Reihe lächelte milde. „Ich habe gehört, dass der Altar und das Chorgestühl mit ganz besonders kunstvollen Schnitzereien geschmückt sein sollen.“
„Natürlich“, erwiderte Filippa, wobei sie sich bemühte, Erik, der
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