Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
Öffentlichkeit zu küssen.
Bist du verrückt geworden? Was tust du da?
Brüsk stieß sie ihn von sich, fuhr sich mit beiden Händen übers Haar und richtete nervös ihr Halstuch. „Tu das nie wieder, hörst du?“, fuhr sie ihn an. „Du kannst nicht einfach über mich verfügen, wann und wie es dir gerade passt! Ist dir eigentlich klar, was passiert, wenn uns jemand zusammen sieht? Willst du, dass ich deinetwegen meinen Job verliere?“
Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte er protestieren, doch dann schüttelte er seufzend den Kopf. „Es tut mir leid. Du hast ganz recht, ich hätte das nicht tun sollen, aber … Ich kann es nicht genau erklären, in deiner Nähe geht einfach alles mit mir durch. Ich erkenne mich selbst kaum wieder. Ich weiß, es ist vollkommen verrückt, aber ich bekomme dich einfach nicht aus meinem Kopf.“
„Das musst du aber“, erwiderte sie noch immer ein wenig atemlos. „Das mit uns kann nichts werden, das weißt du ebenso gut wie ich – und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe wirklich zu arbeiten.“
Sie riss sich von ihm los und ging davon. Als die Tür der Domkirche hinter ihr ins Schloss fiel, brannten Tränen in ihren Augen. Doch sie blinzelte sie weg. Erik hatte ja keine Ahnung, was er ihr mit seinem Verhalten antat! Seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, konnte sie kaum an etwas anderes denken als an ihn. Sie sehnte sich so sehr danach, mit ihm zusammen zu sein. Und doch durfte sie es nicht zulassen.
Ihre gesamte Zukunft hing davon ab.
Sie war froh darüber, dass die Mitglieder der Ausflugsgruppe sie sogleich mit Fragen bestürmten und sie damit von ihren fruchtlosen Grübeleien ablenkten. Erik musste von nun an für sie tabu sein, so schwer es auch fallen mochte. Vermutlich lag es ohnehin nur an der Enttäuschung mit Helge, dass sie so heftig auf seine Nähe reagierte.
Aber damit musste jetzt Schluss sein – ein für alle Mal!
Als Filippa zwei Stunden später mit ihrer Ausflugsgruppe zur
Midsommarsolen
zurückkehrte, wartete Leif bereits auf sie.
„Eklund will Sie sprechen“, sagte er. „Dringend.“
Sie spürte, wie ihre Knie schwach wurden. Ein heftiges Schwindelgefühl ergriff sie, sodass sie für einen Augenblick fürchtete, ohnmächtig zu werden. War Eklund ihr etwa auf die Schliche gekommen? Hatte jemand Erik und sie zusammen vor dem Dom gesehen? Aber wie hatte er dann so schnell davon erfahren?
„Hat er gesagt, um was es geht?“, fragte sie betont gleichmütig, obwohl sie kaum in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen.
Der junge Steward schüttelte den Kopf. „Nein – er hat mich nur gebeten, Sie gleich zu ihm zu schicken, sobald Sie von Ihrem Ausflug zurückkommen. Er erwartet Sie in seinem Büro.“
„
Tack så mycket“
, stieß sie heiser hervor und drückte Leif die Teilnehmerliste in die Hand. „Geben Sie die bitte in die Abrechnung? Danke.“
Tausend Gedanken gingen Filippa durch den Kopf, während sie den langen Korridor zu Eklunds Büro hinunterging. War es das jetzt gewesen? Würde ihre Karriere enden, noch ehe sie richtig begonnen hatte? Ihr wurde übel bei dem Gedanken, ihrem Vater diesen Misserfolg eingestehen zu müssen. Doch ein Fehltritt wie dieser würde sich auf Dauer unmöglich vor ihm verheimlichen lassen. In der Branche verbreiteten sich Klatsch und Tratsch stets wie ein Lauffeuer. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch Gunnar Vinterdahl-Norrholm davon erfuhr.
Wie sollte sie ihm nach dieser Demütigung je wieder unter die Augen treten?
Als sie vor Eklunds Tür stand, wollte sie am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen und davonlaufen. Doch da sie wusste, dass ihr das auch nichts nutzen würde, nahm sie all ihren Mut zusammen, klopfte an und betrat das kleine, fensterlose Büro.
Der Servicechef saß hinter seinem Schreibtisch und blätterte gerade in einer Akte. Er schaute nicht auf, als Filippa eintrat, sondern bat sie lediglich mit einer stummen Geste, sich zu setzen. Mit klopfendem Herzen kam sie seiner Anweisung nach. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis Eklund seine Papiere endlich zur Seite legte und ihr Beachtung schenkte.
„Jedem Crewmitglied, das auf einem Kreuzfahrtschiff wie der
Midsommarsolen
anheuert, sollte klar sein, dass von ihm absolute Zuverlässigkeit und tadelloses Betragen erwartet wird.“ Er bedachte Filippa mit einem stechenden Blick. „Es ist Ihnen hoffentlich klar, dass ich jedes Fehlverhalten einem Gast gegenüber mit unnachgiebiger Härte ahnden muss.“
Filippa
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