Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
wolle er sie nie wieder loslassen, und vertiefte seinen Kuss.
Es war ein wilder, ein leidenschaftlicher und zugleich ein ungemein sanfter Kuss, der Filippa den Atem raubte.
Und sie erwiderte ihn mit einem Feuer, das ihr selbst ein wenig Angst machte.
War diese zügellose, heißblütige Frau wirklich sie? Konnte das wahr sein?
Und dann löste er sich plötzlich von ihr und wandte sich ab.
Schwer atmend stand Filippa einfach nur da. Sie war nicht fähig, auch nur einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen, so sehr erschütterte sie die Intensität ihrer eigenen Gefühle.
Jetzt, da Erik von ihr abgelassen hatte, fröstelte sie. „Was ist los?“, fragte sie und schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Stimmt etwas nicht?“
Er drehte sich wieder zu ihr um und schüttelte den Kopf. „Nein, ich … Wir sollten das lieber nicht tun.“
Erik wusste nicht, was in ihn gefahren war, Filippa zu küssen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, keine Frage – aber war das Grund genug, alle Vernunft fahren zu lassen?
Nej!
Er wusste so gut wie nichts über sie. Und wenn er eines aus der Vergangenheit gelernt hatte, dann, dass es keine gute Idee war, sich unter solchen Bedingungen auf eine Frau einzulassen.
Nein, korrigierte er sich in Gedanken selbst. Es war falsch, sich ü
berhaupt
auf eine Frau einzulassen. Und erneut erinnerte ihn die Konstellation zwischen Filippa und ihm auf geradezu frappierende Art und Weise an die Geschichte mit Renée.
Ihre erste Begegnung damals hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt. Er war zufällig dazugekommen, als sie von einer Gruppe angetrunkener männlicher Gäste bedrängt wurde, und hatte ihr spontan zur Seite gestanden. Renée revanchierte sich, indem sie ihn zum Dinner einlud. Es wurde ein herrlicher Abend, und Erik verliebte sich Hals über Kopf in die ungemein sinnliche, aufregende junge Niederländerin.
Er hatte damals nicht ahnen können, dass er auf ein abgekartetes Spiel hereingefallen war. Die betrunkenen Männer, Renées scheinbare Hilfsbedürftigkeit – alles nur für ihn inszeniert. Und als er die Wahrheit schließlich erkannte …
Auf keinen Fall wollte er eine solche Katastrophe noch einmal erleben. Schon allein deshalb sollte er sich lieber von Filippa fernhalten. Vor allem jetzt, da der Ruf der Firma ohnehin bereits angeschlagen war.
Sein Auftraggeber würde alles andere als begeistert sein, wenn er erfuhr, dass Erik sich heimlich mit einer Angestellten der Reederei traf, deren Flaggschiff er bewerten sollte. Es würde einen Aufschrei der Empörung geben – und zwar völlig zu Recht, das war das Schlimmste daran. Sein Verhalten war unprofessionell, nein, es war
unverantwortlich
. Er brachte all das, was Henk und er im Laufe der vergangenen zwölf Jahre gemeinsam aufgebaut hatten, erneut in Gefahr. Und wenn dieses Mal etwas schiefging, dann würde er alleine dafür geradestehen müssen – nicht Henk. Auch wenn der es gewesen war, der mit seinen krummen Geschäften die Firma überhaupt erst in diese schwierige Lage gebracht hatte.
Doch Henk war tot. Und in seinem Abschiedsbrief warf er Erik vor, sein Leben zerstört zu haben. Es war die letzte Abrechnung eines Mannes, der in Selbstmitleid ertrank, trotzdem nahm Erik sich die Vorwürfe zu Herzen. Vermutlich mehr, als es unter den gegebenen Umständen angebracht war. Schließlich hatte Henk die Firma gefährdet und die Konsequenzen dafür getragen. Im Grunde war Erik zum Wohle von
K & A Kvalitet och service besiktningar
keine andere Wahl geblieben.
Wäre da nur nicht die Sache mit Renée gewesen. Ein Fehler, der ebenso zum Ruin der Firma hätte führen können. Und damals, vor fünf Jahren, hatte sein Freund und Partner ihm konsequent den Rücken gestärkt.
Rasch schüttelte Erik den unbequemen Gedanken ab. Alles, was er für Henk noch tun konnte, war, sich um Emilia zu kümmern.
„Bereust du es?“
Filippas Frage riss ihn aus seinen düsteren Grübeleien. Er horchte in sich hinein und schüttelte den Kopf. „Nein, ich
kann
es nicht bereuen“, erklärte er zu seiner eigenen Überraschung. „Dazu war es einfach viel zu schön. Aber es darf nicht wieder vorkommen.“
Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick. Vermutlich überlegte sie, warum er solche Bedenken hatte, wo sie es doch war, die ihre Karriere für dieses Treffen mit ihm aufs Spiel gesetzt hatte. Aber er durfte es ihr nicht erklären – und fühlte sich deswegen noch schlechter.
Er hätte es niemals so weit kommen lassen
Weitere Kostenlose Bücher