Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
dürfen. Schon die Einladung war ein Fehler gewesen. Und er hatte sich eingeredet, aus diesem Treffen einen beruflichen Nutzen ziehen zu können. Was für ein Irrsinn!
„Ich leite morgen einen Tagesausflug nach Lund.“ Hoffnungsvoll schaute sie ihn an. „Wirst du auch dabei sein?“
Er überlegte kurz. Die Versuchung war groß, doch durfte er ihr nachgeben? Eines stand fest: Wenn er es einmal tat, würde er es immer wieder tun, und damit wäre niemandem geholfen. Außerdem war er noch immer nicht sicher, dass er ihr wirklich vertrauen konnte. Vielleicht war sie genauso verschlagen und durchtrieben wie Renée. Sein Gefühl behauptete zwar etwas anderes, aber er wagte es nicht, sich darauf zu verlassen. Er durfte nicht riskieren, die Firma durch einen weiteren Skandal endgültig zu ruinieren. Als Chef von gut einem Dutzend Angestellten sollte er wirklich etwas mehr Verantwortung zeigen.
„Ich glaube, das ist keine gute Idee“, sagte er, und die Enttäuschung, die er in ihren Augen sehen konnte, traf ihn tief. Doch er konnte nichts tun, um es ihr leichter zu machen.
Es war gewiss besser so – für sie beide.
5. KAPITEL
A m nächsten Vormittag stand Filippa an der Reling und ließ sich den kühlen Seewind ins Gesicht blasen. Es versprach ein herrlicher Tag zu werden. Die Sonne stand hoch am strahlend blauen Himmel, und es war weder zu kalt noch zu warm.
Doch zu Filippas Stimmung hätten düstere Gewitterwolken weit besser gepasst.
Sie hatte eine unruhige Nacht hinter sich und fühlte sich entsprechend gerädert. Schuld daran trug allein Erik. Was war bloß los mit ihr? Sie verstand einfach nicht, warum sie immer wieder auf dieselbe Sorte Mann hereinfiel. Entweder spekulierten sie auf den Posten ihres Vaters, oder sie waren nur auf ein flüchtiges Abenteuer aus. War sie denn wirklich so wenig liebenswert, dass sich keiner um ihrer selbst willen für sie interessierte?
„Entschuldigen Sie bitte“, riss Mrs. Brubaker, eine ältere amerikanische Dame, die eine der Juniorsuiten auf dem Oberdeck bewohnte, sie aus ihren Gedanken. „Ich habe gehört, dass man hier an Bord auch Bingo spielen kann – stimmt das?“
Filippa nickte lächelnd. „Sie haben Glück – in der
Sverige Lounge
beginnt gleich die nächste Runde. Soll ich Sie hinführen?“
Mrs. Brubaker strahlte. „Würden Sie das tun, Kindchen? Ach, dieses Schiff ist so riesig, ich glaube nicht, dass ich mich je wirklich zurechtfinden werde.“
„Alles nur eine Frage der Gewohnheit“, erwiderte Filippa und reichte der Amerikanerin ihren Arm. „Wenn Sie ein Kreuzfahrtschiff kennen, kennen Sie alle. Wollen wir?“
Filippa war froh über die Ablenkung. Vielleicht war es höchste Zeit gewesen, dass jemand sie an ihre Pflichten als Chefhostess erinnerte. Jedenfalls stieß sie, gleich nachdem sie Mrs. Brubaker zur
Sverige Lounge
gebracht hatte, auf zwei Norweger, die den Weg zur Bar suchten. Auf dem Rückweg vom Stockholmdeck fiel ihr dann ein Mann auf, der ihr irgendwie merkwürdig vorkam. Dabei wirkte er eigentlich völlig unscheinbar. Doch vielleicht war ja auch gerade das der Grund, dass er ihre Aufmerksamkeit erregte.
Er trug schlichte Freizeitkleidung, doch Filippa erkannte mit geübtem Blick, dass sowohl seine Jeans als auch sein kariertes Hemd von einer Edelmarke stammten. Auch sonst wirkte er eher unauffällig, mit mittelblondem Haar und Kurzhaarschnitt. Nur seine Augen waren ungewöhnlich.
Wie elektrisiert blieb Filippa stehen und beobachtete, wie der Passagier das große Foyer auf dem Oberdeck inspizierte. Sie mochte sich täuschen, aber dies kam ihr nicht wie der Blick des typischen Gastes vor, der die Einrichtung bewunderte oder sich einfach nur ein wenig umsah. Nein, sein Blick hatte etwas Zielgerichtetes – so als würde er nach etwas ganz Bestimmtem suchen.
Filippa beschloss, ihn anzusprechen.
„Entschuldigung, kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“
Der Mann wirkte kurz erschrocken, hatte sich aber schnell wieder im Griff. Er schenkte Filippa ein Lächeln, das jedoch seine Augen nicht erreichte. „Wirklich sehr freundlich von Ihnen, aber das ist nicht nötig. Ich warte hier lediglich auf meine Verlobte. Wir wollen an dem Ausflug nach Lund teilnehmen.“
„Dann werden wir uns ja gleich wiedersehen“, sagte Filippa. „Ich leite den Ausflug nämlich. Lund ist ein ganz reizendes Städtchen, ich bin sicher, Sie werden begeistert sein.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Noch einmal ein ganz persönliches
Hjärtligt
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