Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
ihrem verräterischen Exverlobten jemals eine zweite Chance einräumen würde? Nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, wollte sie ihn niemals wiedersehen. Doch das schienen weder ihr Vater noch ihre Mutter akzeptieren zu können.
„Nun sei doch nicht so schrecklich nachtragend,
min älskling
. Helge hat mir versichert, wie sehr er das, was geschehen ist, bedauert.“
„Ach ja, und was genau?“ Sie war viel zu aufgebracht, um den beißenden Spott aus ihrer Stimme zu halten. „Das mit der heimlichen Geliebten? Oder dass er mir nur einen Antrag gemacht hat, um die Kontrolle über die Reederei zu erlangen? Mit deinem Segen, wie ich hinzufügen möchte!“
Eigentlich wusste sie genau, dass sie auf diese Weise nichts erreichen würde. Doch sie war so wütend auf ihre Familie, dass sie sich einfach nicht zurückhalten konnte. Begriff denn wirklich niemand, dass es hier nicht um verletzte Eitelkeit oder Sturheit ging? Sie hatte Helge wirklich
geliebt
– und er hatte ihr Vertrauen missbraucht.
„Ich erwarte, dass du am Wochenende auf unserer Feier erscheinst, haben wir uns verstanden, Filippa?“, polterte Gunnar Vinterdahl-Norrholm, der Widerworte ganz und gar nicht ausstehen konnte. „Ich habe bereits mit Verner gesprochen. Er ist einverstanden, dass du die
Midsommarsolen
bei ihrem nächsten Zwischenstopp auf Öland verlässt.“
„Du hast – was?“ Filippa konnte es nicht fassen. Dabei erstaunte es sie nicht einmal, dass ihr Vater von ihrer Anstellung an Bord des Kreuzfahrtschiffes erfahren hatte, obwohl sie es weder ihm noch ihrer Mutter gegenüber je erwähnt hatte. Und auch sein mangelndes Interesse an ihren beruflichen Leistungen überraschte sie nicht. Dass er jedoch hinter ihrem Rücken seinen alten Freund und Studienkollegen Verner Ålsperg, Konzerndirektor der Ålsperg-Reederei und somit Besitzer der
Midsommarsolen
, eingeschaltet hatte, schlug wirklich dem Fass den Boden aus. „Vater, wie
konntest
du das tun?“ Am liebsten hätte Filippa ihre Wut laut herausgebrüllt, doch sie beherrschte sich. „Und wenn du dich auf den Kopf stellst, ich werde ganz gewiss nicht zu dieser Party kommen!“
„Ist das dein letztes Wort?“
„Allerdings!“, entgegnete sie barsch und beendete ohne eine Verabschiedung das Gespräch.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Filippa?“ Gunther Sjöberg, der Restaurantleiter des
Sju Havens
, trat auf sie zu und musterte sie, als wäre sie eine Bombe, die jederzeit explodieren könnte.
Und genauso fühlte sie sich auch.
Doch sie zwang sich zur Ruhe. „Ja, danke, alles bestens, ich brauche lediglich ein bisschen frische Luft.“
Plötzlich kam es ihr wirklich so vor, als würde sie keine Luft mehr bekommen. Eilig durchquerte sie den Speisesaal und stieß die breiten Flügeltüren auf. Draußen angekommen, trat sie an die Reling und sog die frische Meeresbrise tief in ihre Lungen. Die Sonne stand bereits tief über dem Horizont und tauchte den Himmel über der See in feuriges Rot. Aus irgendeinem Grund musste sie an Erik denken. Daran, wie schön es jetzt wäre, sich in seine tröstliche Umarmung sinken zu lassen.
Was bedeutet er mir eigentlich? fragte sie sich unwillkürlich. Doch sie blieb sich selbst die Antwort schuldig – nicht etwa, weil sie sie nicht kannte, sondern weil sie sich vor ihr fürchtete …
Am nächsten Vormittag war Erik mit Emilia zum Sport verabredet und sah keine Möglichkeit, sich davor zu drücken. Also nutzte er die Gelegenheit, um den Kopf freizubekommen.
Der kleine schwarze Gummiball prallte mit einem vernehmlichen Knall gegen die Seitenwand des Squashcourts und sprang in einem solch scharfen Winkel davon ab, dass Emilia kaum eine Chance hatte, ihn zu erreichen. Sie versuchte es noch nicht einmal. Stattdessen schleuderte sie Erik wütend ihren Schläger vor die Füße.
„Wenn du so spielst, macht es mir keinen Spaß“, fauchte sie ihn an, öffnete die Tür in der gläsernen Rückwand des Squashcourts und rauschte davon.
Seufzend wischte Erik sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Es war nicht seine Absicht gewesen, Emilia zu ärgern. Er hatte einfach nur seinen Frust darüber auslassen müssen, dass er Filippa seit ihrer letzten Begegnung einfach nicht mehr aus dem Kopf bekam – und was eignete sich dafür besser als ein Ball und ein Schläger?
„Na schön, dann eben ohne dich!“
Er warf den Ball hoch in die Luft, holte mit dem Schläger aus und drosch mit aller Macht auf die kleine Hartgummikugel ein.
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