Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
Andeutungen zu kommen, nachdem
du
dich so schäbig benommen hast?“
Zum ersten Mal fragte sich Erik, ob er sich nicht vielleicht doch irrte. Filippa wirkte so verdammt ehrlich! Doch die Fakten sprachen für sich. Wer außer ihr sollte die geheimnisvolle Frau sein, die der Reederei der
Midsommarsolen
angeboten hatte, sein Qualitätsgutachten zu manipulieren? Niemand war ihm während der gesamten Kreuzfahrt so nah gekommen wie sie. Es kam überhaupt keine andere Person infrage! Aber wenn es wirklich so war – warum schwankte er dann überhaupt noch? Wieso hatte er sie nicht längst bei ihrem Vorgesetzten verraten? Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sie aus dem Weg zu schaffen. Er hätte sie niemals wiedersehen müssen. Doch er hatte es nicht getan. Warum nicht?
„Wir sollten reden“, sagte sie, und der raue Klang ihrer Stimme weckte unwillkürlich Erinnerungen in ihm. Bilder von Filippa, die seine Küsse voller Feuer und Leidenschaft erwiderte, die sich lustvoll keuchend an ihn klammerte und …
Sluta!
„Erik?“ Sie schaute ihn fragend an. „Hast du mir überhaupt zugehört?“
„Was? Ich …“ Er schüttelte den Kopf. „Ach, das hat doch alles keinen Sinn. Um ehrlich zu sein, ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt noch mit dir unterhalte. Wir wussten beide von Anfang an, dass es ein Fehler war.“
„Das mag schon sein“, entgegnete sie ärgerlich. „Aber es ist nun einmal passiert. Und darum geht es im Augenblick auch überhaupt nicht. Ich finde, ich habe das Recht zu erfahren, was du mir eigentlich vorwirfst. Ich …“ Sie verstummte, als ein junger Steward näher trat. „Ja, Leif, was gibt es?“
„Es geht um den Zauberkünstler, den Sie für das große Dinner morgen Abend engagiert haben. Seine Agentur hat angerufen und mitgeteilt, dass er krank geworden ist, und uns einen Ersatz angeboten.“
Filippa nickte. Normalerweise nahmen die Künstler, die für das Unterhaltungsprogramm gebucht waren, von Anfang bis Ende an der Kreuzfahrt teil. Doch es gab Ausnahmen, wie in diesem Fall, wenn von Anfang an nur ein einziger Auftritt geplant war.
„Tack
, Leif, ich kümmere mich sofort darum, gehen Sie ruhig schon einmal voraus.“ Sie wandte sich an Erik. In ihrem Blick lag etwas Flehentliches, das ihn tief in seinem Inneren berührte – doch er schüttelte diese vollkommen unpassende Regung ab. „Sehen wir uns noch?“, fragte sie. „Bitte, wir müssen dringend miteinander sprechen. Morgen Vormittag? Wir legen schon ganz früh am Morgen in Borgholm auf Öland an, und bis zum Nachmittag habe ich frei.“
„Ein Tête- à-tête mit einem Passagier, Filippa?“, entgegnete er so leise, dass nur sie ihn hören konnte. Der Steward war ganz in der Nähe stehen geblieben und wartete ungeduldig darauf, dass sie ihm folgte. Erik hob eine Braue. „Sei bloß vorsichtig. Nicht, dass uns am Ende noch jemand zusammen sieht.“
Sie ignorierte seinen Sarkasmus. „Am Strand von Köpingsvik gibt es ein kleines Café. Ich werde ab zehn Uhr dort auf dich warten.“
Er nickte, erwiderte aber nichts.
Nervös blickte sie ihn an. „Wirst du da sein?“
Im Grunde sah er keine Veranlassung, ihrem Wunsch nachzukommen. Sie log. Verflucht noch mal, sie
musste
lügen, es gab einfach keine andere Erklärung. Sich mit ihr zu treffen, zuzulassen, dass sie ihn noch einmal mit ihren Lügen einwickeln konnte, war vollkommen verrückt. Und doch …
„Ja, zum Teufel!“ Damit wandte er sich brüsk ab, ließ sie einfach stehen und stürmte durch die offen stehende Tür ins Freie. Der kühle Seewind, der ihm ins Gesicht wehte und an seinem Haar zupfte, schien auch seinen Kopf freizublasen. Verdammter Idiot! schalt er sich selbst. Doch auch wenn er wusste, dass es besser gewesen wäre, Filippa abzuweisen, konnte ein Teil von ihm es gar nicht erwarten, sie wiederzusehen.
„Nej, Pappa!“
Filippa blieb mitten im
Sju Havens
Restaurant auf dem Stockholmdeck stehen. Als sie die teils neugierigen, teils verstimmten Blicke einiger Passagiere bemerkte, senkte sie die Stimme: „Ich habe es
Mamma
bereits gesagt, aber ich wiederhole es gerne noch einmal für dich: Es wird keine Versöhnung zwischen Helge und mir geben. Nie im Leben!“
Der Anruf ihres Vaters hatte sie erreicht, kurz nachdem sie das Problem mit dem erkrankten Zauberkünstler geklärt und den Ersatzmann akzeptiert hatte, den die Agentur ihr anbot. Inzwischen bereute sie, überhaupt ans Handy gegangen zu sein. Wie konnte ihr Vater nur glauben, dass sie
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